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Die Riesen von Ganymed

Die Riesen von Ganymed

Titel: Die Riesen von Ganymed
Autoren: James P. Hogan
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ihm lagen. »Haben Sie viele dieser Weisheiten auf Lager … vielleicht so’n kleines rotes Buch voll wie damals dieser chinesische Herr im Jahre Neunzehnhundertdingsbums?«
    »Kann leider nicht damit dienen. Bringt nichts, für alles und jedes Philosophien parat zu haben. Man widerspricht sich dann immer nur selbst. Man wird unglaubwürdig.«
    Fichter lächelte. »Sie haben also zur Erhellung unseres verdammten Enzymproblems nichts beizutragen«, sagte er.
    Hunt antwortete nicht sofort, sondern spitzte seinen Mund und neigte seinen Kopf zur Seite wie jemand, der daran zweifelt, ob es ratsam sei, mit seinem Wissen herauszurücken. »Na«, sagte er schließlich, »so wie es aussieht, haben Sie eigentlich schon genug Scherereien mit diesem Enzym.« Sein Tonfall hatte leicht spielerischen Charakter, wirkte jedoch unwiderstehlich provokativ. Alle Köpfe im Raum drehten sich jäh nach ihm um.
    »Vic, Sie verheimlichen uns etwas«, erklärte Sandy. »Raus damit.«
    Danchekker bedachte Hunt mit einem stummen, herausfordernden Blick. Hunt nickte und langte mit einer Hand zur ihm gegenüberliegenden Tischecke, um eine Tastatur zu bedienen, die dort eingelassen war. Auf der gegenüberliegenden Seite Ganymeds antworteten die Computer an Bord der Jupiter Fünf auf seine Anfrage. Der Wandschirm im Konferenzraum änderte seinen Bildinhalt, und es erschien eine eng aneinandergereihte Zahlenkolonne.
    Hunt ließ den anderen einige Zeit, sich mit ihr vertraut zu machen. »Es handelt sich um die Resultate einer Serie quantitativer Analysetests, die vor kurzem in den Laboratorien der J5 durchgeführt wurden. Diese Tests schlossen eine Routinebestimmung der chemischen Zusammensetzung von Zellen ausgewählter Organe der Tiere ein, über die Sie sich soeben unterhalten haben – die vom Schiff.« Er hielt einen Moment inne und fuhr dann in nüchternem Ton fort: »Diese Zahlen besagen, daß gewisse Elementverbindungen immer wieder auftraten, und zwar jeweils in gleichen festen Verhältnissen zueinander. Diese Verhältnisse lassen in hohem Maße auf Zerfallprodukte schließen, wie sie uns aus radioaktiven Prozessen bekannt sind. Es ist genauso, als würden radioaktive Isotopen für die Herstellung der Enzyme ausgelesen.«
    Nach einigen Sekunden runzelten sich ein oder zwei Stirnpartien als Antwort auf seine Worte. Danchekker fand als erster eine Antwort. »Wollen Sie uns etwa weismachen, daß das Enzym radioaktive Isotopen in seine Struktur aufnimmt … selektiv?« fragte er.
    »In der Tat.«
    »Das ist einfach lächerlich«, erklärte der Professor entschieden. Sein Ton ließ keinen Raum für Widerspruch. Hunt zuckte mit den Schultern.
    »Es scheint den Tatsachen zu entsprechen. Schauen Sie sich doch die Zahlen an.«
    »Aber es gibt keine Möglichkeit, wie sich ein solcher Prozeß entwickeln konnte«, insistierte Danchekker.
    »Weiß ich, aber so war’s eben.«
    »Rein chemische Prozesse können kein radioaktives Isotop von einem normalen Isotop unterscheiden«, hob Danchekker ungeduldig hervor. »Enzyme werden durch chemische Prozesse gebildet. Solche Prozesse sind nicht in der Lage, radioaktive Isotope zu selektieren, um sie für den Aufbau von Enzymen zu verwenden.«
    Hunt hatte halbwegs erwartet, daß Danchekkers unmittelbare Reaktion auf die von ihm soeben vorgetragene Annahme kompromißlose und völlige Abwehr ausdrückte. Nachdem er mehr als zwei Jahre lang mit Danchekker eng zusammengearbeitet hatte, hatte sich Hunt an die Tendenz des Professors zu einer instinktiven Verschanzung hinter orthodoxen Lehrsätzen gewöhnt, sobald irgendein seinen Überzeugungen fremdartiger Gedanke an ihn herangetragen wurde. Hunt wußte jedoch, daß Danchekker ebenso innovativ wie jeder einzelne Wissenschaftler der jüngeren Generation sein konnte, der hier im Raum anwesend war, wenn ihm etwas Zeit zu Überlegungen gelassen wurde. Daher verhielt sich Hunt im Augenblick ruhig, pfiff unmelodisch vor sich hin und trommelte dabei abwesend mit seinen Fingern auf dem Tisch herum.
    Danchekker wartete ab und wurde sichtlich irritierter, als die Sekunden dahinschlichen. »Chemische Prozesse können kein radioaktives Isotop ausmachen«, wiederholte er schließlich. »Daher kann kein Enzym so produziert werden, wie Sie es behaupten. Und selbst wenn dem so wäre, würde kein Sinn damit verfolgt. In chemischer Hinsicht verhält sich ein Enzym völlig gleich, ganz egal, ob es radioaktive Isotope in sich birgt oder nicht. Was Sie sagen, ist widernatürlich.«
    Hunt
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