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Die Riesen vom Ganymed

Die Riesen vom Ganymed

Titel: Die Riesen vom Ganymed
Autoren: James P. Hogan
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Beschleunigung verfügt, würde zu Hause mehr Zeit verstreichen als an Bord des Schiffes. Wir wüßten schon, wohin wir sicher gelangten... aber wären absolut nicht sicher, wann dieser Fall einträte.«
    »Darüber hinaus würde jedoch noch etwas weitaus Schlimmeres eintreten«, fügte Jassilane hinzu. »Der Hauptantrieb arbeitet, indem er eine lokal begrenzte Raum-Zeit-Verzerrung schafft, in welche das Schiff unaufhörlich ›hineinfällt‹. Dieser Umstand bewirkt seinen eigenen Zeitdeh-nungseffekt. Von daher haben wir also ein zusätzliches Problem – daß sich nämlich beide Dehnungen addieren.
    Was das bedeutet, wenn der Hauptantrieb über Jahre hinweg ohne Drosselung läuft, kann ich Ihnen nicht vorhersa-gen – ich glaube nicht, daß so was schon mal vorgekom-men ist.«
    »Ich habe natürlich noch keine genauen Werte«, sagte der ranghöchste Wissenschaftler. »Aber wenn meine Kalkulationen auch nur annähernd zutreffen, könnte man von einem kombinierten Dehnungseffekt in der Größenordnung von Jahrmillionen reden.«
    »Millionen?« Garuth wirkte wie vor den Kopf geschlagen.
    »In der Tat.« Der oberste Wissenschaftler blickte sie nüchtern an. »Möglich, daß für jedes Jahr, welches wir zur Verminderung der nötigen Geschwindigkeit benötigen, um der Nova zu entkommen, zu Hause eine Million Jahre vergangen sind.«

    Lange Zeit herrschte eine lähmende Stille. Schließlich sprach Garuth in ernstem und feierlichem Ton. »Wie auch immer, uns bleibt keine andere Wahl, wenn wir überleben wollen. Chefingenieur Jassilane, bereiten Sie den Austritt aus dem Planetensystem vor und machen Sie den Hauptantrieb startklar.«
    Zwanzig Stunden später, als die Shapieron mit vollem Schub auf interstellarem Kurs dahinschoß, versengte die erste heranbrandende Front der Nova die Hülle des Planeten und ließ als ausgebrannte Schlacke zurück, was einmal Iscaris III gewesen war.

    1
    In einer Zeitspanne, die weniger als einen einzigen Herz-schlag im Leben des Universums ausmachte, war dieses unglaubliche Tier, das Mensch hieß, von Bäumen herunter-gefallen, hatte das Feuer entdeckt, das Rad erfunden, fliegen gelernt und war schließlich ausgezogen, um die Planeten zu erforschen.
    Die Geschichte, die dem Aufbruch des Menschen ins All gefolgt war, stellte einen Tummelplatz an Aktivitäten, Abenteuern und unaufhörlichen Entdeckungen dar. Nichts dergleichen war zuvor in den Zeitaltern ruhiger, sich langsam entfaltender Evolution spürbar gewesen.
    Dieser Meinung war man jedenfalls über einen langen Zeitraum hinweg gewesen.
    Aber als der Mensch schließlich Ganymed, den größten der Jupitermonde betrat, stieß er auf eine Entdeckung, welche eine der wenigen Überzeugungen, die Jahrhunderte seiner rastlosen Wißbegierde standgehalten hatte, völlig un-haltbar werden ließ: Er war eben doch kein einmaliges Wesen. Fünfundzwanzig Millionen Jahre zuvor hatte eine andere Rasse all das in den Schatten gestellt, was er bislang erreicht hatte.
    Die vierte bemannte Expedition zum Jupiter, zu Beginn der dritten Dekade des einundzwanzigsten Jahrhunderts, hatte den Beginn einer intensiven Erforschung der äußeren Planeten und der Errichtung der ersten festen Stützpunkte auf den Jupitermonden eingeleitet. Aufklärungssatelliten, die sich auf einer Umlaufbahn um Ganymed befanden, hatten eine umfangreiche Konzentration metallischer Stoffe in einem gewissen Tiefenbereich unter der eisbedeckten Oberfläche des Mondes aufgespürt. Von einer Bodenstation aus, die speziell für diesen Aufgabenbereich konstruiert worden war, wurden Schächte in den Boden getrieben, um diese Anomalität zu erforschen.
    Das Raumschiff, auf das man stieß, eingebettet in sein unveränderliches Grab aus Eis, war unermeßlich groß. Aus Skelettüberresten, die man im Inneren des Schiffes fand, rekonstruierten die irdischen Wissenschaftler das Bild einer Rasse von nahezu zweieinhalb Meter hohen Riesen, die es erbaut hatten und deren technologischer Entwicklungsstand dem der Erde um schätzungsweise ein Jahrhundert oder mehr im voraus war. Die Giganten wurden mit dem Namen
    ›Ganymeder‹ versehen, um damit an den Fundort zu erinnern.
    Die Ganymeder hatten ursprünglich den Planeten Minerva bewohnt, der einst zwischen Mars und Jupiter gestanden hatte, der jedoch seit langem der Zerstörung anheimgefal-len war. Der Hauptanteil der Masse Minervas war auf eine äußerst exzentrische Umlaufbahn an der Grenze des Sonnensystems geraten und bildete Pluto, während die
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