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Die Riesen vom Ganymed

Die Riesen vom Ganymed

Titel: Die Riesen vom Ganymed
Autoren: James P. Hogan
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blauem Himmel, auf dem die vergessene Heiterkeit eines ungestüm blasenden Windes ausgeko-stet werden konnte. Ja, so war es ihr Aufbruch könnte keinen Tag zu früh kommen.
    Eine Stimme, die von keinem bestimmten Ort des Raumes her zu erklingen schien, unterbrach seine Nachdenk-lichkeit.
    »Marvyl Chariso bittet um die Erlaubnis, durchgestellt zu werden, Commander. Er sagt, es sei äußerst dringlich.«
    »In Ordnung«, antwortete Torres. Er wandte sich um nach dem gigantischen Bildschirm, der einen Großteil der gegenüberliegenden Wand einnahm. Sofort wurde der Schirm aktiviert und übermittelte die Umrisse Charisos, eines erfahrenen Physikers, der sich aus einem Meßlabor im Observatorium meldete.
    »Leyel«, begann Chariso ohne Vorrede. »Können Sie sofort zu mir hier runterkommen? Wir haben Schwierigkeiten – ernsthafte Schwierigkeiten.« Sein Tonfall sagte alles.
    Wenn sich Chariso schon in einer solchen Verfassung befand, mußte es wirklich schlimm um die Sache stehen.
    »Ich komme schon«, sagte Leyel und war schon auf dem Weg zur Tür.
    Fünf Minuten später war er im Labor und wurde von dem Physiker begrüßt, der mittlerweile sorgenvoller als je zuvor aussah. Chariso führte ihn zu einer Bank mit elektronischen Geräten, an dem Galdern Brenzor, ein anderer Wissenschaftler, mit grimmiger Miene auf die Kurven und Datenanalysen der Computerschirme starrte. Brenzor schaute auf, als sie herankamen und nickte mit großem Ernst.
    »Starke Emissionslinien im Bereich der Photosphäre«, sagte er. »Die Absorptionslinien bewegen sich rapide in den Violettbereich. Es gibt gar nichts daran zu rütteln – der Kern der Sonne wird in zunehmendem Maße instabiler, und er zerfließt förmlich.«
    Torres schaute zu Chariso hinüber.
    »Iscaris wird zur Nova«, erklärte Chariso. »Irgend etwas ist mit dem Projekt schiefgelaufen, und die gesamte Sonne ist am Hochgehen. Die Photosphäre breitet sich explosionsartig ins All aus, und vorläufigen Berechnungen zufolge werden wir in weniger als zwanzig Stunden verdampft sein. Wir müssen also evakuieren.«
    Torres starrte ihn ungläubig – gelähmt an. »Das ist einfach unmöglich.«
    Der Wissenschaftler hob beide Arme. »Kann schon sein, aber so ist es nun mal. Wir können uns später soviel Zeit nehmen wie Sie wollen, um herauszufinden, wo uns ein Fehler unterlaufen ist. Im Augenblick müssen wir jedoch weg von hier... und das schnell! «
    Torres starrte auf die beiden verbissenen Gesichter, während sein Hirn instinktiv die Botschaft abzuwehren versuchte. Dann stierte er an ihnen vorbei auf einen anderen großen Wandschirm, der ein Bild aus einer Entfernung von zehn Millionen Kilometern mitten im Raum übertrug.
    Er konnte einen der drei gigantischen G-Strahl-Projektoren sehen, einen zwei Meilen langen und 0,33 Meilen breiten Zylinder, die in stellarer Umlaufbahn in einer Entfernung von dreißig Millionen Meilen Iscaris umkreisten, wobei ihre Achsen genau auf den Mittelpunkt der Sonne gerichtet waren. Hinter der Silhouette des Projektors sah der glühende Ball von Iscaris immer noch normal aus, aber sogar beim bloßen Hinschauen kam es ihm vor, als könne er wahrnehmen, wie sich die Sonnenscheibe fast unmerk-lich, aber bedrohlich ausweitete.
    Für die Dauer eines Augenblicks wurde sein Geist von einer Flut an emotionalen Regungen überflutet – die Ungeheuerlichkeit der Aufgabe, vor die sie plötzlich gestellt waren, die Aussichtslosigkeit rationaler Überlegungen angesichts des unmöglichen Zeitdrucks, die Fruchtlosigkeit zweier Jahre vergeblicher Bemühungen. Dann jedoch schwanden diese Gefühle ebenso schnell, wie sie aufgetreten waren, und die Führernatur in ihm gewann die Ober-hand zurück.
    »ZORAC«, rief er mit leicht erhobener Stimme.
    »Commander?« Die gleiche Stimme, die in seinem Arbeitszimmer zu ihm gesprochen hatte, gab Antwort.

    »Nimm bitte sofort mit Garuth auf der Shapieron Kontakt auf und teile ihm mit, schwierigste Umstände seien eingetreten, die es erforderlich machen, daß alle komman-dierenden Offiziere der Expedition unverzüglich zusam-mentreffen. Ich ersuche ihn um Ausstrahlung eines Notru-fes, der sie auffordert, in genau fünfzehn Minuten, vom jetzigen Zeitpunkt aus gerechnet, Kontakt zueinander aufzunehmen. Rufe bitte zudem in der Station Dringlichkeitsstufe aus und laß sich alles Personal für weitere Anweisungen bereithalten. Ich selbst werde mich von der Multikon-sole in Raum 14 der Hauptobservatoriumskuppel aus in die Konferenz
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