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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten
Autoren: Alan Dean Foster
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Säugetieren entwickelt, von denen jede ihren eigenen Bereich der Flußcanyons bewohnte. Die in hohem Maße wettbewerbsorientierten und primitiv-kapitalistischen Mai beherrschten den Ozean und die Flußtäler. Über ihnen, in der gemäßigteren Zone zwischen dreitausend und fünftausendfünfhundert Metern lebten die Tsla, während sich die fleischfressenden Na an die gefrorenen Canyonränder klammerten und weit über die Guntali-Hochebene zogen - wenigstens behaupteten das die Eingeborenen. Keiner von ihnen hatte je einen Na gesehen; und da die Gesellschaft der Mai an Tausende von Geistern, Dämonen und Gespenstern glaubte und ihnen gesunden Respekt entgegenbrachte, zögerte Lyra Redowl als erfahrene Xenologin etwas, die Existenz dieser legendären dritten intelligenten Rasse ohne weiteres zu akzeptieren.
    Temperatur und Druck und nicht nationale oder Stammesgrenzen sorgten für die Trennung der Rassen von Tslamaina; das erzeugte eine besondere soziokulturelle Situation, die, wie Lyra immer wieder gern ihrem Mann erklärte, genau so einmalig wie die Geologie dieses Planeten war.
    Ihre Hoffnung, der Traum, der sie viele Lichtjahre weit hatte reisen lassen, war es, mit einem Tragflächenboot den Skar hinaufzufahren, bis an seine Quellen, und dabei eine gründliche Studie der Geologie und der Bewohner des Planeten zu erstellen. Aber Tslamaina war eine Welt der Klasse Vier-B; das bedeutete, daß sie ihre Expedition nur mit Erlaubnis der Eingeborenen unternehmen durften, und diese Erlaubnis wollte sich trotz wiederholter Bitten immer noch nicht einstellen.
    So war Etienne auf die Erforschung der Bodenzusammensetzung des Delta und der geologischen Gegebenheiten rings um die Station beschränkt gewesen, was, mit einem Wort gesagt, langweilig war. Lyra war etwas besser daran, da sie doch immerhin die Möglichkeit hatte, die Fischer zu besuchen, die gelegentlich in der Station auftauchten, um dort zu plaudern und gleichzeitig zu versuchen, alles zu stehlen, was nicht festgeschraubt war. Das Stationspersonal unternahm dagegen nie irgendwelche Vergeltungsmaßnahmen, da die Versuche zum einen stets in Mißerfolg endeten und das Verhalten der Fischer zum anderen einfach Teil der hiesigen Kultur war.
    Sechs Monate waren verstrichen, seit das Shuttle die Re-dowls abgesetzt hatte, und Etienne war nahe daran, die Expedition abzusagen. Nur das Wissen, daß sie die ersten sein würden, die eine Reise flußaufwärts unternahmen, hielt ihn davon ab, eine Passage auf dem nächsten Versorgungsschiff zu buchen.
    Wenn Lyra es wenigstens fertiggebracht hätte, ihre Enttäuschung für sich zu behalten; aber nein, das kam bei ihr nicht in Frage. Bei jedem, der auch nur in Hörweite kam, beklagte sie sich lang und nachhaltig. Die Thranx waren zu höflich, ihr zu sagen, sie solle gefälligst den Mund halten, und Etienne hatte es viele Male versucht, ohne je Erfolg zu haben. Nach dem ersten Monat gab er es einfach auf und schaltete auf Durchzug; es war nicht schwer, schließlich tat er das inzwischen seit zwanzig Jahren. Vor acht oder neun Jahren hätte dieser ewige Konflikt vielleicht zu einer Scheidung führen können; aber jetzt hatten sie zu viel ineinander investiert. Bequemlichkeit und Vertrautheit wogen eine Menge dieses ewigen Räsonierens auf, wenn er sich auch manchmal fragte, ob die Rechnung wirklich aufging.
    Etwas erzeugte plötzlich einen brennenden Juckreiz hinten am Hals. Sich mit der rechten Hand festhaltend, griff er mit der linken an die Stelle und ertastete etwas Weiches, Nachgiebiges. Er musterte es mit großem Widerwillen.
    Es war so lang wie seine Hand und so dick wie sein Daumen und, abgesehen von der dunkelbraunen Farbe, die sich nun langsam vom Kopf nach hinten ausbreitete, völlig durchsichtig. Jetzt, wo er das Lebewesen festhielt, schlängelte es sich verzweifelt und suchte nach dem Blut, das es gerade entdeckt hatte und das jetzt so schnell wieder verschwunden war.
    Der Dangui war ein eingeborener Blutsauger, der entfernt mit den Annelid-Würmern verwandt war, besaß aber im Gegensatz zu ihnen eine Art Rückgrat aus Knorpeln, das, wenn er es krümmte, ihm die Möglichkeit gab, einen Wirt anzuspringen. Wenn er sich dann mit Blut füllte, wurde er rot; sonst sah er aus wie ein Glasegel und schien allem Anschein nach menschliches Plasma durchaus verdaulich zu finden, was Etienne zu dauerndem Ekel veranlaßte.
    Indem er mannhaft gegen den Brechreiz ankämpfte, warf er das Biest so weit von sich, wie er das konnte, und
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