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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten
Autoren: Alan Dean Foster
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hörte das schwache plopp, als es auf das schlammig-grüne Wasser traf. Er betastete die Hinterseite seines Halses und stellte fest, daß die Finger blutig waren. Er würde ein antibiotisches Spray brauchen.
    Die Metallstelzen, auf denen die Homanx-Station ruhte, trugen eine schwache elektrische Ladung, um das Eindringen solchen Ungeziefers zu erschweren, obwohl sie den Thranx wegen ihrer zähen Exoskelette nur selten Ungelegenheiten bereiteten. Etienne war von Berufs wegen mit glatten, harten Flächen und sauberem Stein befaßt und hielt nicht viel von Biologie, ganz besonders dann nicht, wenn sie individuelle Züge annahm.
    Hohe dünne Wolken hielten einen Teil der ultravioletten Strahlung ab; aber Etienne war trotzdem für seine natürliche dunkle Hautfärbung dankbar, die ein Vermächtnis seiner weitentfernten indianischen Vorfahren war. Ein Mensch von hellerer Hautfarbe würde unter Tslamainas gnadenloser Sonne schnell rösten. Obwohl er sich weniger als zehn Minuten im Freien aufgehalten hatte, strömte ihm der Schweiß aus allen Poren. Das kühlende Netzgewebe seiner Kleidung war das einzige, was ihm das Leben halbwegs erträglich machte.
    Wenn sie endlich ihre Erlaubnis von den Eingeborenen-Behörden bekämen, wäre das Klima vielleicht erträglicher. Die Enttäuschung des ewigen Wartens war schlimmer als jede Hitze, sinnierte er, während er sich vorsichtig die Leiter hinaufarbeitete.
    Hinter ihm reckten hohe, fette Pseudopalmen riesige, grüne Wedel über das träge Wasser. Tafelbaumwurzeln explodierten seitwärts aus ihren Stämmen, ehe sie in den Schlamm tauchten. Schnapper, winzige Krustentiere mit vielfarbigen Schalen, erfüllten die Luft mit ihrem hundeähnlichen Bellen.
    Abgesehen von dem Schatten, den sie spendete, bot das Innere der Station nur wenig Linderung, da ihre Temperatur auf Thranx und nicht auf Menschen abgestimmt war. Vierzig war ganz sicherlich kühler als fünfzig; aber die Feuchtigkeit war unverändert. Erst als er die für weniger tolerante Besucher reservierten Räume betrat, sank die Feuchtigkeit etwas. Als er schließlich ihr Quartier erreicht hatte, hatte die Maschinerie der Station die Temperatur gegenüber der im Freien herrschenden Hitze um dreißig Grad abgesenkt und etwas mehr als die Hälfte der Feuchtigkeit abgesaugt.
    Lyra Redowl würdigte ihn kaum eines Blickes. Sie lümmelte in einem Sessel und studierte den Bildschirm ihres Schreibbretts.
    »Irgend etwas Interessantes?«
    »Ein Glasegel hat mich gebissen.«
    »Schlimm?«
    »Wahrscheinlich nicht.« Er ging an ein Schränkchen, dem er eine kleine Spraydose entnahm, und verpaßte sich einen Spritzer. »Der Skar ergießt sich in den Groalamasan, der Groalamasan fließt im Kreis und kommt hier heraus.« Er deutete auf den Waschraum.
    Sie legte ihr Brett beiseite und meinte kühl: »Ich nehm’s dir nicht übel, daß du sauer bist, Etienne. Mich kotzt das hier genauso an wie dich. Aber was bleibt uns denn anderes als warten? Vielleicht bemühst du dich ein bißchen, das nicht an mir abzureagieren, ja?«
    »Ich reagiere mich nicht an dir ab«, sagte er verzweifelt. »Warum mußt du eigentlich alles so persönlich nehmen? Kann ich etwas dafür, wenn ich wegen dieser verdammten Verzögerung dauernd wie ein Affe im Kreis herumlaufen muß?«
    »Du mußt ein wenig an deiner Selbstkontrolle arbeiten. Am Ende kriegst du noch Magengeschwüre.«
    »Das tu ich doch!« Er gab sich große Mühe, seine Stimmlage seiner Behauptung anzupassen. »Ich hab’ keine Zeit, mich mit dir zu streiten, Lyra.«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung.« Ihr Blick wanderte zu ihrem Bildschirm zurück.
    Er seufzte, zählte stumm bis acht und ließ sich dann in einen der zerbrechlich wirkenden Stühle fallen. »In was hast du dich denn jetzt vergraben?«
    »Varofski über multiple soziologische Interaktionen.«
    »Hast du das nicht schon gelesen?«
    »Schon zweimal. Das ist jetzt das dritte Mal. Was schlägst du mir denn vor? Hier herumhocken und mir im Tridi Thranx-Schattenspiele ansehen?«
    »Das wäre mal etwas anderes. Aber ich habe jetzt keine Lust, darüber zu streiten.«
    »Die hast du nie. Deshalb wundert mich auch, warum du es am Ende doch immer tust.« Plötzlich blickte sie zu ihm auf und lächelte; es war etwas gezwungen, aber nichtsdestoweniger hochwillkommen.
    »Da soll sich einer uns anhören, wie wir uns wie zwei alberne Kinder streiten. Etienne, ich bin genau so enttäuscht wie du. Was, zum Teufel, hält denn diese Moyts davon ab, uns eine
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