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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit
Autoren: Andrej Djakow
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jämmerlichen Anblick.
    »Die Geschichte ist mir zu dubios«, sagte Taran schließlich. »Außerdem bin ich kein Bulle oder so was. Seht zu, wie ihr allein zurechtkommt.«
    Im Metrorat erhob sich Geraune. Jeder sah sich bemüßigt, die Absage des Söldners zu kommentieren. Pantelej biss sich zerknirscht auf die Lippen. Nur Tjorty grinste völlig unbeirrt.
    Unter den Versammelten kehrte erst wieder Ruhe ein, als sich ein nicht mehr ganz junger Veganer namens Satur von seinem Platz erhob. Über diesen Schnösel bezog Taran das Serum aus dem Imperium der Veganer. Ein aalglatter Typ. Messerscharfe Gesichtszüge . A rroganter, stechender Blick . A m Kragen seines maßgeschneiderten Gehrocks war ein giftgrüner, dorniger Zweig angeheftet. Ein mysteriöses Gewächs. Wieder mal irgendeine Mutation. Die Ökologen der neuen Welt, verdammt …
    »Wie ist das werte Befinden, Stalker?«, erkundigte sich Satur scheinheilig.
    Taran hielt dem Röntgenblick des Veganers ungerührt stand und schwieg . A uch Satur hatte es nicht eilig. Er genoss es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Dennoch beendete er als Erster das Schweigen.
    »Wir haben ein Mittel gefunden, um dich zu heilen. Vollständig. Meiner Meinung nach ist das ein stattliches Honorar für diese ›dubiose Geschichte‹, wie du es nennst. Die Kosten werden selbstverständlich von allen Stationen zu gleichen Teilen getragen.«
    Satur grinste siegessicher. Die Abgesandten tuschelten und warteten gespannt auf die Reaktion des Stalkers. Pantelej putzte wie besessen seine beschlagene Brille. Tjorty stand ein wenig abseits und tippte nervös mit der Schuhspitze auf den Boden.
    Der Söldner ließ sich Zeit . A uf ein solches Angebot war er nicht vorbereitet gewesen. Natürlich war es verlockend, doch hatte es einen faden Beigeschmack . A llein schon deshalb, weil die verhassten Veganer die Finger im Spiel hatten. Fieberhaft wog der Stalker das Für und Wider ab. Der Auftrag des Metrorats barg einigen Sprengstoff. Das Risiko, es am Ende keinem recht zu machen und als Sündenbock dazustehen, war hoch . A uf der anderen Seite der Waagschale lag die Chance, wieder ganz gesund zu werden.
    Was die Veganer bezweckten, lag auf der Hand. Sie wollten sich mit ihrem Serum eine goldene Nase verdienen. Bei einem Söldner wie Taran gab es natürlich nicht viel zu holen. Wenn aber alle Stationen zusammenlegten, konnte ein hübsches Sümmchen zusammenkommen. Offenbar hatten sie deswegen mit der neuen Medizin bislang hinter dem Berg gehalten und auf eine passende Gelegenheit gewartet, diesen Trumpf aus dem Ärmel zu ziehen. Die Drohungen der Babylonier hatten sie sicher nicht zu diesem Schritt bewogen: Das Imperium der Veganer war einfach zu mächtig, als dass es sich von einem Häufchen Flüchtlinge hätte einschüchtern lassen. Zumal die Tschkalowskaja fernab von den Stationen der Veganer lag.
    Taran dachte nicht an sich – er hatte sein Leben gelebt. Es ging ihm um Gleb. Mit jedem neuen Anfall machte er sich größere Sorgen um die Zukunft des Jungen, den er liebte wie einen leiblichen Sohn. Der Stalker krallte die Hände so fest in die Tragriemen seines Rucksacks, dass seine Fingerknöchel weiß wurden. Doch in seinem Gesicht zuckte kein Muskel.
    In der gespannten Stille hörte man seine heisere Stimme auf dem ganzen Bahnsteig: »Einverstanden.« Durch die Reihen ging ein Seufzer der Erleichterung. »Informiert eure Stationen über meinen bevorstehenden Besuch. Werkstätten, Lager, Plantagen, Wohnbereiche – ich werde alles unter die Lupe nehmen . A ngenehmen Aufenthalt noch.«
    Taran wollte sich gerade auf den Weg machen, als plötzlich Satur erneut das Wort ergriff.
    »Einen Augenblick noch, Stalker«, rief er. »Wie du dir vorstellen kannst, hat jede Station ihre … Geheimnisse. Ihre Verteidigungsstrategie zum Beispiel oder ihre verwundbaren Stellen. Du musst dich verpflichten, sämtliche Informationen über die Stationen, die nicht unmittelbar etwas mit dem Gegenstand der Untersuchung zu tun haben, vertraulich zu behandeln. Meiner Meinung nach ist das eine völlig logische Forderung, nicht wahr, werte Anwesende?«
    Der Veganer sah sich Unterstützung heischend um. Die Abgesandten nickten beflissen. Kein Wunder. Hier hatte schließlich jeder ein paar Leichen im Keller. Krumme Dinger drehten sie alle, und natürlich machten die Veganer, diese heimtückischen Bastarde, da keine Ausnahme.
    »Ihr habt mein Wort«, verkündete Taran, dem plötzlich klar wurde, in welchen Sumpf
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