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Die Reise-Bibel

Titel: Die Reise-Bibel
Autoren: Harald Braun
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Dummerweise vergaß ich zu fragen, von was die Hälfte. Ich buchte und fuhr zweieinhalb
     Stunden dorthin – um festzustellen, dass es ein Honeymoon-Hotel war und die Hälfte von 800   Dollar kostete (damals war der Dollar noch der Stärkere).
     
    Wie fühlen Sie sich als Deutsche im Ausland?
    Und wen treffen Sie ungern dort?
    Ich habe mich praktisch 25   Jahre lang darüber gefreut, dass mich niemand auf dieser Welt für eine Deutsche hält. Französin? |40| Italienerin? Spanierin? Damit schmeicheln mir die Zöllner weltweit. Heute finde ich diese Freude etwas bedenklich, und seit
     Jogi Löw so schöne weiße Hemden von deutschen Designern trägt, kann man ja auch wieder strahlend sagen: Ich bin Deutsche!
     In Frankreich treffe ich ungern Schweizer, weil sie – von Komplexen geschüttelt – den Deutschen stets ihr angeblich so tadelloses
     Französisch vorführen müssen. Und in Spanien denke ich die ganze Zeit, ich müsse gutmachen, was Tausende meiner Landsleute
     angerichtet haben. Dummerweise führt dieses Gutmenschentum dazu, dass ich mich nie beschweren kann – auch wenn es berechtigt
     wäre.
     
    Wohin würden Sie nie fahren?
    Rumänien, Bulgarien etc.– dorthin fahre ich erst, wenn die 25   Jahre Mitgliedschaft in der EU feiern. Der Charme des Grauen, Trashigen, Kaputten hat sich mir nie erschlossen. Ich bin eine
     einfache Natur beim Reisen: Ich möchte, dass es schön ist.
     
    Drei Reiseträume, die Sie sich noch erfüllen wollen?
    Namibia: weil ich in der ›Zeit‹ eine Geschichte über ein Bett in der Wüste gelesen habe, die mich nicht mehr loslässt. Seither
     will ich darin schlafen. Überhaupt Afrika – da hat Hollywood erfolgreich die Sehnsucht-Synapsen angezapft. Die romantischste
     Szene der Filmgeschichte: Robert Redford wäscht in ›Jenseits von Afrika‹ Meryl Streep das Haar. Genau das möchte ich auch.
     In dieser Kulisse. Ohne Löwe, der um die Ecke kommt.
    Dann: ein Kalligraphie-Kurs in einem japanischen Kloster. Vom Wesen ist mir das so fremd wie Berlusconi das Gesetzbuch. Es
     wäre die Entgrenzung des eigenen Ichs und damit das, was ich mir als Effekt des Reisens immer noch erhoffe   … Außerdem wollte ich schon immer mal erleben, wie ein japanischer Zen-Meister die Nerven verliert.
    |41| Schließlich Jemen, weil es das Land ist, das ich mir in den siebziger Jahren als Land der tausend Verstecke vorstellte. Damals
     verging kaum eine ›Tagesschau‹, ohne dass von geheimen Trainingscamps der RA F-Mitglieder im Jemen die Rede war. Dummerweise ist einem als Deutsche eine Entführung dort so sicher wie in Irland ein Regenschauer.

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    |42| Reise-Helden
Die Globetrotter (Teil 2)
    Cook, Thomas
    Okay, geschenkt: Sie kennen selbstverständlich den Anbieter für »Pauschalreisen für den anspruchsvollen Touristen«, wissen
     vermutlich, wie sein Logo aussieht und dass die deutsch-britische Thomas Cook AG in Oberursel sogar am Thomas-Cook-Platz residiert.
     Eine Erfolgsgeschichte, unbedingt. Aber was wissen Sie über Thomas Cook, die historische Person? Sehen Sie. Da sollten wir
     vielleicht mit einer Information beginnen, die so gar nicht zu solch einem hedonistisch motivierten Unternehmen wie dem eines
     exklusiven Reiseveranstalters passt: Thomas Cook, der Echte, war ein leidenschaftlicher Abstinenzler und Baptist, zudem Laienprediger.
     Ohne Schulausbildung kruschte der englische Tourismus-Pionier als Buchhändler herum und führte ein eher unauffälliges Leben,
     bis ein Zufall und die Liebe zur Abstinenz ihm den Weg zur wirklichen Bestimmung wiesen: Im Juli 1841 organisierte Cook eine
     Eisenbahnreise für sich und 570   Aktivisten der Abstinenzlerbewegung von Leicester, für einen Schilling pro Kopf. Weil das offenbar gut geklappt hatte, veranstaltete
     Cook in den nächsten Jahren immer wieder Reisen, bis er 1861 einen Trip nach Paris erstmals inklusive Hotel und Verpflegung
     anbot – und mit diesem historischen Unterfangen nichts weniger als die Pauschalreise erfand.
    Crusoe, Robinson
    Wussten Sie, das Robinson Crusoe der Sohn eines nach England ausgewanderten Bremer Kaufmanns war? So jedenfalls |43| hatte ihn der englische Schriftsteller Daniel Defoe in seinem gleichnamigen Roman, der 1719 erschien, angelegt. Robinson Crusoe
     ist einer der wenigen literarischen Figuren, die es zu weit größerer Berühmtheit gebracht haben als ihre Schöpfer. Warum?
     Vermutlich, weil die Figur des auf einer einsamen Insel gestrandeten Mannes, der allein mit den Kräften
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