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Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman

Titel: Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman
Autoren: Philip K. Dick
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zwei Wochen mußte sie sich bei den Leuten vom Bundesamt hier in der Gegend melden. Sie ist noch nicht endgültig entlassen, sondern nur auf Bewährung, und wird noch ambulant behandelt. Man könnte sagen, sie ist der Außenwelt nur geliehen.«
»Geht es ihr besser oder schlechter?«
    »Viel besser. Ich habe dir nie erzählt, wie sehr sich ihr Zustand verschlechtert hatte, damals in der Oberschule, bevor man sie bei den Tests entdeckte. Offen gesagt, ich danke dem Himmel für das McHeston-Gesetz; wenn man nicht dahintergekommen wäre, wenn sie noch kränker geworden wäre, wäre sie jetzt entweder eine totale Paranoid-Schizophrene oder eine verwahrloste Jugendirre. Ganz sicher für immer in einer Anstalt.« »Sie sieht so seltsam aus«, meinte ich.
    »Was hältst du von den Kacheln?«
»Das Haus wird dadurch nicht wertvoller.«
»Aber doch«, brauste Maury auf.
Pris erschien an der Tür und sagte: »Ich habe gefragt, ist es abgeschaltet?« Sie funkelte uns an, als habe sie erraten, daß wir über sie sprachen.
»Ja«, sagte Maury, »außer Jerome hat es wieder eingeschaltet, um mit ihm über Spinoza zu diskutieren.«
»Was weiß das Ding?« fragte ich. »Hat es viele beliebige, nutzlose Fakten in sich? Wenn nicht, wird mein Vater nicht lange interessiert sein.«
»Es kennt dieselben Fakten wie der ursprüngliche Edwin M. Stanton«, sagte Pris. »Wir haben sein Leben bis in den letzten Winkel erforscht.«
Ich vertrieb die beiden aus meinem Zimmer, zog mich aus und ging zu Bett. Nach einer Weile hörte ich Maury zu seiner Tochter gute Nacht sagen und in sein Zimmer gehen. Dann hörte ich nichts – außer, wie erwartet, das Knacken der zerbrechenden Kacheln.
Ich lag eine Stunde im Bett und versuchte einzuschlafen. Ich nickte ein, wurde aber von dem Geräusch wieder zurückgeholt. Endlich stand ich auf, machte Licht, zog mich wieder an, glättete meine Haare, rieb mir die Augen und verließ das Zimmer. Sie saß genauso da wie bei meinem Eintreffen, im Yoga-Sitz, einen riesigen Haufen zerbrochener Kacheln um sich.
»Bei dem Krach kann ich nicht schlafen«, sagte ich.
    »Bedauerlich.« Sie hob nicht einmal den Kopf.
    »Ich bin Gast hier.«
»Geh woandershin.«
»Ich weiß, was der Gebrauch der Zange bedeutet«, sagte ich zu ihr. »Tausende und Abertausende von Männern entmannen, einen nach dem anderen. Hast du deshalb die Klinik verlassen? Um die ganze Nacht hier zu sitzen und das zu tun?«
»Nein, ich bekomme eine Stellung.«
»Als was? Der Arbeitsmarkt ist überfüllt.«
»Ich habe keine Angst. Auf der ganzen Welt gibt es niemanden wie mich. Ich habe schon ein Angebot von einer Firma, die Emigrationsverarbeitung betreibt. Da ist enorm viel Statistisches zu machen.«
»Es wird also jemand wie du sein, der entscheidet, wer von uns die Erde verlassen kann«, sagte ich.
»Ich habe abgelehnt. Ich habe nicht die Absicht, ein Bürokrat unter vielen zu werden. Hast du schon einmal etwas von Sam K. Barrows gehört?«
»Nee«, sagte ich. Aber der Name kam mir bekannt vor.
»In ›Look‹ stand ein Artikel über ihn. Als er zwanzig war, stand er immer um fünf Uhr früh auf, aß eine Schale Dörrpflaumen, lief zwei Meilen durch die Straßen von Seattle, kam zurück, rasierte sich und duschte kalt. Dann befaßte er sich mit seinen juristischen Büchern.«
»Er ist also Anwalt.«
»Jetzt nicht mehr«, sagte Pris. »Schau im Bücherregal nach. Die Ausgabe von ›Look‹ ist dabei.«
Tatsächlich war auf dem Umschlag in Farbe ein Mann zu sehen, mit der Unterschrift: »Sam K. Barrows, Amerikas unternehmungslustigster neuer junger Multimillionär«.
    Die Ausgabe trug das Datum vom 18. Juni 1981, war also ziemlich neu. Und wahrhaftig sah man da Sam, in kurzer Khakihose und grauem Trainingspullover bei Sonnenaufgang durch eine Straße im Hafen von Seattle laufend, ein Mann mit glänzendem Kopf, weil er glattrasiert war, die Augen wie die Punkte im Gesicht eines Schneemanns: ausdruckslos, winzig. Kein Gefühl; nur die untere Hälfte des Gesichts schien zu grinsen.
    »Wenn du ihn im Fernsehen gesehen hast…«, sagte Pris.
»Ja«, sagte ich, »im Fernsehen habe ich ihn gesehen.« Es war mir jetzt eingefallen, weil mir damals – vor einem Jahr – der Mann unsympathisch vorgekommen war. Seine monotone Redeweise… er hatte sich ganz nah zu dem Reporter hinübergebeugt und mit halblauter Stimme sehr schnell gesprochen. »Warum willst du für ihn arbeiten?« fragte ich.
»Sam Barrows ist der größte lebende Grundstücksspekulant«, sagte
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