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Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken

Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken

Titel: Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
Autoren: Katie Kacvinsky
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Gefühl. Justin nahm die Baseballkappe ab und fuhr sich mit den Fingern durch das zerzauste braune Haar.
    »Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Ich habe im Verkehr festgesteckt.«
    Ich konnte ihn nur wortlos anschauen und wurde gleich noch einmal rot, was mich innerlich zur Weißglut trieb. Er konnte jede meiner Reaktionen sehen. Menschen persönlich zu treffen macht einen unnötig verwundbar, wie mein Vater immer predigt.
    »Woran hast du mich erkannt?«, fragte ich.
    Er blickte im Raum umher und sagte: »Alle anderen habe ich schon mal gesehen. Die reale Welt wird langsam ziemlich klein. Wir sind eine aussterbende Spezies, schätze ich.« Als er mich wieder ansah, lag auf seinen Lippen ein kleines Lächeln und ich konnte kaum den Blick abwenden.
    Ich zuckte regelrecht zusammen, als Mike uns unterbrach, um unsere Fingerabdrücke zu scannen. Schnell tippte ich meine Fingerkuppen auf den kleinen Mobilbildschirm, der ungefähr die Größe eines Handys hatte, und Justin tat das Gleiche. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder mir zu.
    »Nur so aus Neugier: Wieso hast du dich in deinem Profil Alex genannt?«
    Ich zuckte mit den Schultern und antwortete, ohne meinen Blick vom Flipscreen zu heben: »Ich benutze fast nie meinen richtigen Namen. Wer ich bin, soll meine Privatsache bleiben.«
    »Wieso?«, hakte er nach. Eine einfache Frage, aber ich fühlte mich angegriffen.
    »Ist ein Name so wichtig?«, fragte ich zurück und hörte, wie kühl meine Stimme klang. Von den bestimmt hunderttausend Leuten, die ich online kennengelernt hatte, war ich höchstens einer Handvoll wirklich begegnet. Ich kannte Leute in der ganzen Welt, die ich treffen konnte, ohne auch nur vor die Tür gehen zu müssen. Und ein Vorteil davon war, je weiter wir unsere Persönlichkeit streuten, desto gestaltloser wurden wir dabei: Online waren alle Menschen gleich. Niemand fragte nach dem sozialen Status. Geld, Aussehen, Beruf, Kleidung … All das hatte fastvollständig seine Bedeutung verloren. Also was spielte es für eine Rolle, wie mein richtiger Name lautete? Er war schließlich nur ein Etikett, eine Art menschliches Markenlabel. Wen kümmerte es schon, wer wirklich hinter dem Bildschirm saß, wenn man sich doch nur als Funkwellen im Äther begegnete?
    Justin presste die Lippen zusammen, während er über meine Frage nachdachte. »Okay, ich hatte eben einen männlichen Alex erwartet«, sagte er schließlich.
    Plötzlich fiel mir auf, dass er gar keine Unterlagen dabeihatte. »Wo ist denn dein Flipscreen?«
    Er tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe. »Ist alles hier gespeichert.«
    »Und wie löst du deine Schulaufgaben?«, fragte ich stirnrunzelnd.
    Mit einem Handwedeln in Richtung meines Computers sagte er: »Hört sich vielleicht verrückt an, aber ich finde diese Dinger eher ablenkend als hilfreich. Versteh mich nicht falsch, sie können ganz nützlich sein. Aber wenn du deinen Bildschirm mal abschaltest, bleibt deshalb nicht gleich dein Herz stehen. Und die Welt hört auch nicht auf zu existieren.«
    »Die Welt vielleicht nicht, wir aber schon«, stellte ich fest.
    Daraufhin schaute er mich so durchdringend an, dass mein Puls einen Schlag aussetzte.»Denkst du das wirklich?«, fragte er.
    »Ich behaupte ja nicht, dass ich damit einverstanden bin«, sagte ich. »Aber so ist unser Leben nun einmal.«
    Er holte ein kleines Notizbuch und einen Stift aus der Hosentasche, zog die Stiftkappe mit den Zähnen ab und kritzelte etwas auf das dünne Kunststoffpapier. Ich starrte fasziniert auf seine Hand. Bisher hatte ich geglaubt, dass nur meine extrem altmodische Mutter diese Angewohnheit hatte.
    Justin warf mir einen Blick zu. »Schon gut. Ich bekomme genug Sticheleien zu hören, okay?«
    »Ich dachte nur, dass niemand mehr mit der Hand schreibt«,sagte ich, »außer natürlich meine Mom, von der ich schwören könnte, dass sie regelmäßig mit ihrer Zeitmaschine ins Jahr 2010 reist, um sich neue Inspirationen für ihren Lebensstil zu holen.«
    Er hob die Augenbrauen und starrte mich für einen Moment an, der mir wesentlich zu lang erschien. »Das kann ja spaßig werden«, sagte er nur.
    Ich runzelte über diesen Kommentar die Stirn, aber bevor ich fragen konnte, wie er das meinte, begann Mike mit der Unterrichtsstunde. Eigentlich waren meine Gehirnzellen durch Justin vollständig ausgelastet. Ich war jedoch entschlossen, mir nichts anmerken zu lassen, also hob ich die Hand und stellte eine der Fragen, die ich mir im Computer notiert
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