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Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken

Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken

Titel: Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
Autoren: Katie Kacvinsky
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Sache?«
    »Das Training ist ziemlich teuer«, sagte er.
    Ich riss mich zusammen, um nicht die Augen zu verdrehen. Mein Vater verdient mehr Geld als zehn Familien zusammen ausgeben könnten. Immerhin ist er der Direktor der Digital School Corporation. Der Lehrplan, die Lehrmaterialien und der gesamte Inhalt dessen, was ich lerne – nicht zu vergessen, wo und wann ich meinen Unterricht bekomme –, all das wird mit der Unterschrift meines Vaters abgesegnet. Seine Macht und sein gesellschaftlicher Einfluss waren es auch, die mich vor zweieinhalb Jahren so in Schwierigkeiten gebracht hatten, dass noch immer ein Riss durch unsere Familie geht. Er misstraut mir, und die meiste Zeit kommt er mir nicht vor wie ein Vater, sondern eher wie mein persönlicher Gefängniswärter.
    »Sie ist siebzehn, Kevin«, sagte Mom. »Hatten wir uns nicht geeinigt, dass sie mehr unter Leute kommen soll?«
    Ich schaute zwischen ihnen hin und her und presste die Lippen zusammen. Nichts ärgert mich mehr, als wenn sie über mich sprechen, als sei ich gar nicht anwesend oder nur eine Tonfigur, die sie noch in die richtige Form kneten müssen.
    »Ja, du hast wohl recht«, gab er schließlich nach.
    Ich nickte kurz und bedankte mich. Dann rannte ich zur Tür heraus und den Bürgersteig entlang, um noch rechtzeitig zur Bahn zu kommen. Die Luft war warm und die Sonne hatte sich nach einem langen Winterschlaf endlich zu ihrem ersten Frühlingsauftritt entschieden. Durch die Äste über mir fielen Lichtstrahlen und malten ein Muster aus hellen und dunklen Flecken auf den Kunstrasen. Die grünen Blätter knisterten in der Brise, während ich vorüberging. Ich erreichte die Bahn gerade, als sie an der Hamersley Street hielt, sprang auf und hielt meine Handvor den kleinen Bildschirm, der die Fingerabdrücke scannte. Piepend schlossen sich die Türen hinter mir.
    Erin saß hinten im Wagen am Fenster. Sie schaute sich etwas auf ihrem Handy an und nickte im Rhythmus der Musik, die aus den Kopfhörern drang.
    »Hi«, sagte ich und ließ mich auf den Platz neben ihr fallen. Ich holte mein Handy aus der Tasche, um eine Nachricht zu lesen.
    »Du hättest fast die Bahn verpasst«, sagte sie, ohne aufzuschauen. »Das passiert dir sonst nie.«
    Ein Werbefilm auf dem Bildschirm unseres Abteils lenkte mich ab. Darin versprach ein Mann mittleren Alters mit khakigrünen Shorts und weißem T-Shirt, ich könne meinen Rasen in nur fünf einfachen Schritten in einen bunten Blumengarten verwandeln. Ich schaute zu, wie er eine dicke Matte aus Plastikgras mit Kunstblumen ausrollte und in den Boden tackerte.
    »Wieso bist du zu spät gekommen?«, fragte Erin.
    »Mein Vater wollte sich ein bisschen unterhalten«, sagte ich.
    Sie grinste und tippte auf ihrem Handy herum. »Worum ging es denn diesmal?«
    Ich trommelte nervös mit dem Fuß auf die Gummimatte am Boden. »Oh, er wollte sich nur versichern, dass er noch die komplette Kontrolle über jedes Detail meines Lebens hat.«
    Erin zog die Augenbrauen zusammen und fuhr fort zu tippen. »Er traut dir nicht zu, dass du alt genug zum Fußballspielen bist?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Niemand beaufsichtigt mich, ich bekomme einen Hauch von Freiheit zu spüren. So was hasst er nun mal«, erinnerte ich sie.
    Die Bahn wurde langsamer und stoppte an unserer Haltestelle. Wir stiegen aus und überquerten den Gehweg, hinter dem die Kunstrasenfläche des Spielfelds lag. In der Ferne erklang ein Pfeifen, und wir schauten gleichzeitig hoch zum Himmel, wo ein kleiner Schwarm Vögel kreiste. Ihre winzigen, tintenschwarzenKörper bewegten sich in einer Pfeilformation durch die Wolken. Das Muster erinnerte an einen Kinderdrachen, der sich von seiner Schnur losgerissen hat und nicht mehr zurück auf die Erde geholt werden kann. In der Stadt sah man nur selten Vögel, da alle Bäume und Gärten synthetisch waren, aber ab und zu kamen sie auf ihren Wanderrouten vorbei, und ich nahm das immer als ein Zeichen, dass etwas Besonderes bevorstand.
    Unauffällig warf ich einen Blick auf mein Tattoo, das die dunklen Umrisse eines Vogels zeigte. Ich hatte es auf die Innenseite meines Handgelenks tätowieren lassen, wo die Haut dünn ist und die Adern durchschimmern. Lächelnd ließ ich den Finger über die ausgebreiteten Schwingen wandern. Wenn ich mein Tattoo betrachtete, erinnerte mich das jedes Mal daran, wer ich sein wollte: ein Mensch, den man nicht festhalten konnte, dessen Geist zu frei war, um sich in einen Käfig sperren zu lassen.
    Erin
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