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Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)
Autoren: Magali Ségura
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zu. Mit geheuchelter Besorgnis ergriff er ihr Kinn und musterte ihre Wange.
    »Was für eine schreckliche Narbe daraus werden wird! Wie schade, dass dein Füllhorn nicht mehr in deinem Besitz ist!«
    Elea riss sich heftig unter Schmerzen los. Korta schürzte die Lippen unter seinem Schnurrbart und trat drei Schritte weit zurück. Aus seinem scharlachroten Wams zog er ein kleines, samtbespanntes Kästchen in derselben Farbe, das mit filigranen Goldverzierungen versehen war. Er stellte es auf die Ecke des Tisches neben Muht.
    »Dein Füllhorn befindet sich in diesem schönen Kasten. Es ist gar nicht weit entfernt. Du könntest versuchen, es an dich zu nehmen!«, rief er lachend aus.
    Sein Blick begegnete dem der jungen Frau.
    »Wie kalt du doch dreinsiehst! Deine Augen haben Macht und eine märchenhafte blaue Farbe! Du solltest sie nicht vor mir verbergen, ihnen verdankst du schließlich meine Schwäche, dich nicht getötet zu haben.«
    Bei diesem letzten Satz riss Elea die Augen vor Erstaunen auf. Sie verstand immer weniger, was ihr zustieß. Korta folterte sie, verhieß ihr den Tod– und ließ sie um ihrer Augen willen am Leben? Sie vergaß schon, ihren Geist vor Muht abzuschirmen.
    Der Scylenkrieger begriff endlich, was Korta so betörte. Die Augen der jungen Frau wechselten sich manchmal im Kopf des Herzogs mit dem Bild von Muhts gepfähltem Leichnam ab. Muht hatte nur gehofft, dass sich Korta, nachdem er vom Großen Ibbak gewarnt worden war, weniger bestricken lassen würde.
    Korta wandte der jungen Gefangenen den Rücken zu: Er spürte, wie der Zauberbann ihn übermannte. Mit Blicken folgte er dem langsamen Herabrinnen eines Tropfens durch die Biegungen des Gesteins. Das Wasser hatte schon die Farbe einer Sommernacht.
    »Wie hast du die Burggräben überquert?«, fragte er beinahe freundlich. »An Prinzessin Elines Geburtstag hast du mit der hübschen Blondine auf dem Karren gesessen… Ophelia, nicht wahr? Ja, jetzt bin ich mir sicher. Du brauchst deinen Vogel nicht, um sie zu überqueren.«
    Er wollte sich wieder der jungen Frau zuwenden, überlegte es sich dann aber anders. Selbst in dieser von Flammen erhellten Höhle schien er noch Sterne zu sehen.
    »Dieser Vogel ist ein gestaltwandelndes Wesen, es ist mir nicht schwer gefallen, das zu durchschauen. Als du zu meinen Füßen in Prinzessin Elines Gemach zusammengebrochen bist, bin ich Zeuge eines sehr lehrreichen Schauspiels geworden.«
    Er senkte den Blick.
    »An eine unsichtbare Wand gedrückt hat er sich in eine Vielzahl von Tieren verwandelt, um am Ende die Gestalt einer abscheulichen Kreatur anzunehmen: eines wahren Ungeheuers! Das Lustigste war, dass er mir in seiner Verzweiflung gezeigt hat, wie du über meine Pläne auf dem Laufenden bleiben konntest.«
    Er wandte sich abrupt um; nun war sein Tonfall plötzlich heftig:
    »Auf der Burg gibt es Schwalben, und vor allem eine, die sich in der Nähe meiner Fenster herumtreibt! Das ist es doch, nicht wahr?«
    Das Gesicht des Herzogs war nur noch zwei Zoll von dem Eleas entfernt. Sie zuckte nicht mit der Wimper.
    »Du weinst?«, rief Korta, als er ihre Tränen bemerkte.
    Er musste glauben, dass der Schmerz in den Handgelenken der jungen Frau unerträglich wurde, und betätigte den Mechanismus. Elea fand sich abermals auf dem Rücken wieder.
    »Das ist nicht der Schmerz«, mischte Muht sich grob ein. Dieses unangebrachte Mitleid ekelte ihn an. »Es ist nur ihre Herzensqual. Das Geschöpf, das sich verwandeln kann, ist der Hexer, von dem ich gesprochen habe– ihr Lehrmeister, das Ungeheuer des Verbotenen Waldes. Er hat sie entführt. Für sie ist er so wichtig wie ein Vater.«
    »Das Ungeheuer des Verbotenen Waldes…«, sagte Korta nachdenklich. »Was siehst du noch?«
    »Sie kann ihren Verstand abschirmen, genau wie du. Lenk sie ab, dann erzähle ich dir alles hinterher.«
    Korta wandte sich wieder der jungen Frau zu, die entsetzt war, dass sie sich unwillkürlich verraten hatte.
    »Du musst um die Kriegspläne der Ungewöhnlichen Lande wissen. Aber ich werde nicht mehr laut am Fenster nachdenken, sondern werde neue Pläne fassen. Jetzt, da ich weiß, wo die undichte Stelle ist, wird es keine Fehlschläge mehr geben!«
    Er schlug auf die Ständer und richtete die junge Frau vor sich auf. Es wurde ihm schwer, ihrem Blick auszuweichen. Ihre Augen waren gerötet und standen voller Tränen.
    »Ja, es wird keine weiteren Fehlschläge geben«, bekräftigte er angesichts der Schwäche, die seine Gegnerin erkennen
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