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Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)
Autoren: Magali Ségura
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musste von hier fliehen, vergessen, was sie umgab, Muhts Aussagen gegenüber taub bleiben.
    »Weißt du, wie dein teurer Geliebter herausgefunden hat, dass es mich behindert, wenn der Geist durch ein Bild abgeschirmt wird?«
    Unbewegt bleiben, sich in die Vergangenheit flüchten, sich von dem Schmerz lösen, die Sanftheit und Sicherheit geliebter Arme spüren, an die Hilfe glauben, die sie einem bringen werden.
    »Die Tochter deines Alchemisten, die Scylin mit den Augen eines Akalers, verfügt über die Macht des Zweiten Gesichts.«
    Elea fuhr unwillkürlich zusammen, und Chloes Bild huschte wie ein Blitz durch ihren Verstand: Ihre Blicke, ihr Lächeln, ihr Schweigen– all das bekam nun eine andere Bedeutung. Die junge Frau zwang sich, an etwas anderes zu denken, aber es war zu spät.
    »Sie verbirgt es, zumindest nehme ich das an. Mit einem Vater, der sie jeden Augenblick blenden kann, und einer gezeichneten Mutter hat man allen Grund, so etwas zu verschweigen. Seit mindestens dreihundert Jahren hat kein Weib sich mehr rühmen können zu sehen. Der Schmerz und die Folter rauben ihnen diese Begabung. Stell dir nur vor, was geschehen würde, wenn Utahn Qashiltar von diesem Kind erfahren würde, das immerhin seine Enkelin ist.«
    Elea bemühte sich, eiskalt zu bleiben. Indem sie Andin– natürlich nur im Kopf– um den Hals fiel, hielt sie sich davon ab, Muht zu sagen, dass er sich Chloe nie auch nur würde nähern können.
    Muht holte sich einen Schemel, der an einem Tisch gestanden hatte, und kehrte zurück, um sich neben die junge Frau zu setzen, deren Gliedmaßen in alle vier Richtungen gespannt waren. Er hatte Lust, sich Zeit zu lassen. Seine Sprechweise war angenehm und beunruhigend. So, als hätte er Freude daran zu reden, um sein Gegenüber zu zwingen, sich unabsichtlich zu verraten.
    »Ich weiß. Der Verbotene Wald ist ein geschützter Ort, an den man nicht vordringen kann. Aber sie wird dort ihr Leben lang gefangen bleiben. Eine Dämonin im Paradies, das ist doch zu lustig! Von dem Tag an, an dem sie das Licht der Welt erblickt hat, hat sie die Erinnerungen, die Schwächen, die Ängste, die Sehnsüchte und die Geheimnisse jeder Person in ihrer Umgebung wahrgenommen, deine wie die deiner Gefährten. Lebensfetzen, die man neu ordnen, deuten und verstehen muss, wie einen Traum– oder einen Albtraum. Glaubst du, dass sie immer noch das ist, was ihr ein kleines Mädchen nennt?«
    Elea zwang sich, ungerührt zu bleiben, ihm kein Gehör zu schenken, aber Muht streifte mit den Fingern ihren gefesselten Arm. Ein Schauer überlief sie: Der Gedanke an die Folter kehrte in ihren Kopf zurück, begleitet vom Bild der Narben Selenes.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr es mich erregt, ein Weib unter meiner Hand zittern zu sehen«, sagte Muht lächelnd. »Vielleicht wird deine Haut einst der jener Scylin gleichen. Ich weiß nicht, was Korta mit dir vorhat. Und vor allem weiß ich nicht, was der Große Ibbak mit dir vorhat.«
    Die junge Frau wandte den Kopf ab. Sie durchlebte einen Albtraum. Muht verstand sich nicht nur auf körperliche Foltern. Andin, Andin… Es gelang ihr nicht, mit ihm in eine erdachte Welt zu flüchten.
    »Du wirst schreien«, fuhr der Scylenkrieger sanft fort. »Ich kann dir gestehen, dass er auch mir Angst macht. Seine Macht ist furchterregend, und sie wächst von Tag zu Tag.«
    Er nahm wahr, wie ein weiterer Gedanke sie durchzuckte, an ein Chimärenwesen, das auf einer Bank am Meeresufer zu sitzen und nach Worten zu suchen schien.
    »Dein Lehrmeister ist mir noch immer ein Rätsel, ich glaube, deine Gedanken reichen nicht aus, damit ich ihn verstehe. Das Ungeheuer des Verbotenen Waldes ist schon ein seltsamer Zauberer! Vielschichtig, und irgendwie mit dem Großen Ibbak verbunden, ohne dass ich so recht durchschaue, warum. Auch die Feen scheinen da die Hand im Spiel zu haben, aber ich frage mich, wie sie ein bösartiges Wesen hätten erschaffen können.«
    Die junge Frau schmiegte sich, so fest sie konnte, in imaginäre Arme. Muht lächelte.
    »Das Leben ist seltsam. Weißt du, ich bin in dieses Land gekommen, um meine Macht zu verkaufen, weil ich Utahn Qashiltars Aufmerksamkeit erringen wollte. Ich dachte an ein Bündnis, um Männer zu erhalten, mit denen ich über die leiländische Grenze einen Überraschungsangriff gegen Akal führen könnte. Um endlich den Sieg zu erringen. Es interessierte mich nicht, zu welchem Zweck mein Zweites Gesicht eingesetzt werden würde. Aber seit ich hier
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