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Die Rattenhexe

Die Rattenhexe

Titel: Die Rattenhexe
Autoren: Jason Dark
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schwachen Füßen stand, was Senta auch sofort aufgefallen war. »Das kannst du mir nicht erzählen, Sinclair. Das glaubt dir kein Mensch. Du wirst es nicht schaffen, vor Gericht die entsprechende Beweiskette aufzubauen. Nein, das ist unmöglich. Die Ratten sind schon immer mit mir zusammen aufgetreten. Nie ist etwas passiert. Ich werde freigesprochen werden.«
    »Wenn du so sicher bist, Senta, dann kannst du dich doch stellen – oder nicht?«
    »Vor Gericht?«
    »Ja.«
    »Und wer soll gestorben sein?«
    »Slatko!«
    Sie lachte und schrie zugleich. Als Echos dröhnten diese Schreie von den Wänden zurück. »Das kann und darf doch nicht wahr sein. Wer war schon Slatko? Ein Nichts. Okay, er war ein Mensch, aber er kam aus dem Nirgendwo oder aus der Hölle, ganz wie du willst. Er hat für Jake die Drecksarbeit getan. Ich sehe noch die Gier in seinen Augen, wenn er mich anglotzte. Nein, Sinclair, er hat es verdient. Er hat es wirklich verdient, dieses Schwein!«
    »Aber er war ein Mensch!«
    Diesmal sagte sie nichts. Da schnappte ihr Mund plötzlich zu. Sie war sehr erregt, und diese Erregung schwappte auch auf die Ratten über.
    Sie blieben nicht mehr so still liegen. Ihre Körper zuckten, drehten sich, auch die Tiere im Wasser, die unsere Beine umschwammen, bewegten sich jetzt schneller und stießen immer wieder gegen uns.
    »Du siehst es nicht ein, John!« Sie hatte gekreischt und ballte jetzt die Hände zu Fäusten. »Du siehst es einfach nicht ein, und ich weiß, daß dein Freund ebenso denkt. Schade, ich hatte gedacht, daß es zwischen uns mal richtig funken würde, aber so kann ich dich nicht akzeptieren. Schon gar nicht, wo ich weiß, daß du ein Polizist bist, nichts anderes als ein kleinkarierter, schmieriger Bulle.« Sie holte Luft, um nicht an ihrer eigenen Wut zu ersticken und ich spielte mit dem Gedanken, meine Waffe zu ziehen.
    Auch Sukos Hand zuckte schon, aber wir warteten noch ab. Und tatsächlich wurde Senta de Fries wieder ruhiger, aber von ihren Plänen wich sie um keinen Deut ab. »Ich habe euch beiden die Chance geboten, aber ihr habt sie nicht genutzt.« Ihr Mund verzerrte sich.
    Plötzlich sah ihr Gesicht gar nicht mehr so nett aus. »Ihr habt doch Slatkos Leiche gesehen, nicht wahr?«
    »Haben wir«, gab ich zu.
    »Dann wißt ihr auch, was euch bevorsteht. Meine Freunde werden euch töten. Und ich werde hier sitzen, zuschauen, mich daran ergötzen und euch nicht zu Hilfe eilen.« Sie veränderte die Mundstellung, spitzte die Lippen, und wir beide wußten, daß sie mit dem folgenden Pfiff die Ratten mobilisieren würde.
    Ich wollte meine Beretta ziehen, aber Suko zischte mir eine Warnung zu, denn er wollte handeln.
    Und er ließ keine Sekunde mehr vergehen. Seine Hand berührte den Stab. Zugleich rief er das Wort.
    »Topar!«
    Alles war plötzlich anders!
    ***
    Die Ratten hatten den Befehl noch nicht bekommen und blieben deshalb auch ruhig. Die Magie des Stabs hätte bei ihnen nicht gewirkt, aber bei Menschen. Senta de Fries war ein Mensch, und deshalb konnte sie sich nicht mehr bewegen.
    Die gleiche Starre schloß auch mich ein, nicht aber Suko, denn ihm blieben genau fünf Sekunden, um die Lage zu unseren Gunsten zu entscheiden.
    Sofort nach dem Rufen des Wortes war er losgesprungen. Er wußte um die Kürze der Zeit, und er jagte wie ein Riesenfisch aus dem schmutzigen Wasser.
    Mit dem rechten Fuß berührte er die glatte Treppenstufe, hatte Glück, daß er nicht ausrutschte, mußte sich aber fangen und verlor wertvolle Zeit.
    Senta de Fries kniete noch immer auf der steinernen Unterlage. Sie war in ihrer Boshaftigkeit erstarrt. Zorn und Wut zeichneten ihr Gesicht, und nur die Ratten um sie herum bewegten sich. Sie bildeten auch einen Schutz, auf den Suko keine Rücksicht nahm. Er rammte seinen Fuß in den haarigen Panzer aus Leibern hinein. Er spürte das Zucken, er hörte das wütende Fiepen, Kreischen oder Quietschen der Ratten. Es war ihm auch egal, ob er gebissen wurde, er mußte an diese verdammte Rattenhexe herankommen. Suko griff zu.
    Sein Stuhlbein hielt er längst nicht mehr in der Hand. Die kleine Lampe ebenfalls nicht. Er verließ sich jetzt auf seine Hände und auf seine Kräfte.
    Mit einem Griff umschloß er Sentas Körper. Die andere Hand preßte sich auf ihren Mund.
    Genau in dem Augenblick, wo die Zeit vorbei war. Vielleicht hatte sie den befehlenden Pfiff ausführen wollen, die Bewegung oder das Vorhaben wäre automatisch weitergegangen, doch da war die Hand, die ihren Mund
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