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Die Ratten im Maeuseberg

Die Ratten im Maeuseberg

Titel: Die Ratten im Maeuseberg
Autoren: Léo Malet
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mit einem Kerl schlafen, der den Kopf des Vaters
gefordert und sogar bekommen hat! Möchte aber auch wissen, ob du nicht so was
wie sadistische Gefühle verspürt hast... angenehm prickelnd...“
    „Scheißkerl!“ fauchte er.
    Ich zuckte die Achseln:
    „Hab dich nicht um deine
Meinung gebeten. Gut! Also, sie verführt dich, wickelt dich um den Finger, daß
du mit den wenigen Bekannten brichst, die du noch hast. Und dann ruiniert sie
dich... ganz langsam... um dir schließlich von den Perlen zu erzählen. Du
sollst eine Dummheit nach der anderen machen, bis zum sicheren Untergang. Und
sobald du so richtig in der Scheiße stecken wirst, wird sie auspacken, dich vor
aller Welt bloßstellen! Ich weiß nicht, wie sie’s fertigbringt, aber
schließlich steht ihr beide an der Spitze einer Verbrecherbande, den Ratten von
Montsouris. Ihr tut so, als würdet ihr einbrechen — und hier und da klaut ihr
auch ‘ne Kleinigkeit! — , aber in Wirklichkeit sucht
ihr einen Zugang zu den Katakomben. Angeblich soll der Schatz da unten liegen.
Was meinst du, wie sich deine Nemesis amüsiert — am meisten über dich, du
Hornochse — , daß ihr euch immer mehr in die Sache
verbeißt! Und alles für die Katz! Sie freut sich schon auf den Tag, an dem ihr
geschnappt werdet. Aber da nimmt die Geschichte, in die der Herr
Oberstaatsanwalt mit der roten Robe und der weißen Weste verwickelt ist, eine
unerwartete, richtig aufregende Wende: Bei dir selbst wird eingebrochen! Dafür
gibt’s zwei Erklärungen. Erstens: du läßt deine Komplizen absichtlich bei dir
einbrechen, damit sich niemand wundert, warum du in deiner gesellschaftlichen
Stellung keinen Besuch von ihnen kriegst. Erklärung Nr. 2: Eine der Ratten von
Montsouris, nämlich der Mann, der weiß, für wen und für was er arbeitet. Er hat
den Einbruch arrangiert, um sich zusätzliche Informationen über das Versteck
der Beute zu verschaffen, mit denen er das Ding alleine schaukeln kann... Na
ja, egal... Die Ratten von Montsouris gehen dir an den eigenen Käse. Nun ist
seit kurzem ein Neuer dabei, Ferrand, früher ein enger Freund von Castellenot.
Ferrand schnüffelt etwas in deiner Wohnung rum... und findet Fotos von seinem
Freund, von seiner Tochter und wahrscheinlich auch Briefe und Dokumente, aus
denen hervorgeht, daß Castellenot nicht tot, sondern nur verrückt ist und sich in
Sainte-Anne befindet. Ferrand kennt die Perlengeschichte, weiß, daß die Beute
nie gefunden wurde. Er wittert sofort eine Chance, sich aus seiner
Scheißsituation zu befreien. Er wendet sich an einen zuverlässigen Kerl. Fühlt
ihm zusätzlich noch mal auf den Zahn, um sicher zu sein, daß er ihm vertrauen
kann: Nestor Burma, ein ehemaliger Kriegskamerad. Denn für seine Aktion braucht
er einen zuverlässigen Komplizen. Und Nestor Burma weiß bestimmt an besten, wie
man die Sache anpackt. Also, Ferrand ruft mich an. Leider muß er sich irgendwie
verraten haben. Zuviel Vorsicht ist manchmal auch nicht gut. Er wird beim
Telefonieren abgehört. Was hat er wohl einem Privatflic zu erzählen? Also geht
man zum Gegenangriff über. Man setzt sich eilig mit dem Spürhund in Verbindung
und zeigt ihm einen fingierten Erpresserbrief von Ferrand. Burma trifft Ferrand
noch am selben Abend. Er wird ihm von dem Erpressungsversuch erzählen. Ferrand
wird leugnen, aber Burma wird ihm nicht mehr Glauben schenken als einem
ehemaligen Oberstaatsanwalt. Sollte aber die Erpressung gar nicht zur Sprache
kommen und Ferrand verleumderische Gehässigkeiten über Monsieur Gaudebert
loslassen, wird Burma einen Zusammenhang zu dem Erpressungsversuch herstellen;
denn er weiß ja davon...“
    Komischerweise verspürte
Gaudebert an dieser Stelle das Bedürfnis, sich zu verteidigen. Er wußte besser
als sonst jemand, daß alles zum Teufel war. Aber trotzdem wollte er sich
verteidigen. Oder war es nur das Bedürfnis, ein Plädoyer zu halten?
    „Du bist ein Idiot, Nestor
Burma“, legte er los. „Warum sollte ich die ganze Komödie inszenieren? Wenn ich
nicht gewollt hätte, daß Ferrand mit dir zusammenkam, hätte ich ihn doch
einfach vorher umlegen lassen können!“
    Ich lachte:
    „Einspruch abgelehnt, Euer
Ehren! Zu dem Zeitpunkt war noch kein Blut geflossen, und du wolltest auch
keins fließen lassen. Dich interessierte nur, was Ferrand mir zu erzählen
hatte. Zum Äußersten wolltest du’s gar nicht kommen lassen. Nur hatte der
Teufel Nemesis geritten, und dich hatte Gott verlassen. Der Araber Mohammed
hält sich nicht an
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