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Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition)
Autoren: Johann Löwen
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Fragen auftauchten. Kepler versprach sich zu melden, sobald er ein Handy hatte.
    Anschließend durfte er gehen.
    F ast fünf Jahre nachdem er seine Familie zuletzt gesehen hatte, stand Kepler vor der Tür des Häuschens seiner Oma.
    Sie schloss ihn genauso liebevoll in ihre Arme wie vor dreißig Jahren.

74. In den nächsten Tagen lernte Kepler seine Familie neu kennen. Sie saßen bis tief in die Nacht zusammen und redeten. Er hörte sich ihre Geschichten an und erzählte ihnen seine. Er berichtete keine Einzelheiten über seine, wie er es nannte, Beratertätigkeit. Fürs erste schien es zu genügen, aber er sah seiner Familie an, dass sie irgendwann einmal die volle Wahrheit wissen wollen würden.
    Kepler gewöhnte sich langsam an das Leben in Deutschland und erledigte die Angelegenheiten mit dem Geld und mit der Staatsanwaltschaft.
    Er stimmte e inem schnellen Urteil zu, in dem er zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, damit war diese Angelegenheit für ihn beendet.
    S einem Bruder und Sarah schenkte er die Hälfte seines Geldes und wollte Oma dazu zwingen, eine lange Kreuzfahrt zu machen. Es hatte ihn eine Menge Brüllen gekostet, damit die Familie das Geld annahm. Am nächsten Tag machte Kepler bei einem Notar einfach die Schenkungsurkunden fertig.
    Danach zog er los, um einen Wagen zu kaufen.
    Nach der Rückkehr hatte er festgestellt, dass das automobile Design der letzten Jahre für seinen persönlichen Geschmack zu bizarr geworden war. Nach langem Überlegen engte er seinen Favoritenkreis auf BMW E38, Audi A8 D4 und Lexus LS 430 ein. Seine Erfahrungen aus Afrika zogen ihn zum einen zu dem Zuverlässigen des Japaners, zum anderen zum Noblen des BMW. Das jahrelange Fahren in Jeeps durch unwegsames Gelände drängte ihn – in Deutschland völlig irrational – zum Allrad. Schließlich war das der entscheidende Punkt.
    Kepler kaufte einen A8 mit bärigem V8-Diesel und jagte erstmal eine volle Tankfüllung durch die Einspritzdüsen auf der Autobahn durch, um die Erinnerungen an Afrikas Straßen zu verdrängen.
    Einige Tage später meldete die Staatsanwältin sich. Sie gab vor, noch etwas bezüglich seines Falles klären zu wollen, aber weil die ganze Angelegenheit eigentlich schon abgeschlossen war, ahnte Kepler, dass es ihr nicht wirklich darum ging. Darüber erstaunt, aber auch nicht minder erfreut, übernahm er die Initiative und lud die Staatsanwältin zum Essen ein.
    Sie trafen sich am Wochenende in derselben Bar, in der Kepler am Abend vor seiner Abreise nach Afrika Maja kennengelernt hatte. Er erinnerte sich an sie, weil die Staatsanwältin Melissa hieß. Warum er den einen Namen mit dem anderen verband, wusste Kepler allerdings nicht.
    Sie saßen bis in den frühen Morgen zusammen und er erzählte von Afrika. Es war eigentlich nicht seine Art, so lange und vor allem so viel über sich selbst zu erzählen, aber Melissa war fasziniert und er wollte so viel Zeit wie möglich in Gesellschaft einer Frau verbringen und redete immer weiter. Melissa saß vor ihm, das Kinn mit der Hand abgestützt, und hörte ihm zu.
    Kepler sah nichts anderes mehr in ihren Augen, außer einer entrückten Verträumtheit, der Sehnsucht nach der aufregenden weiten Welt und der Romantik der Ferne – ohne jeglichen Bezug zur Realität. Er selbst sehnte sich zurück auf den schwarzen Kontinent, während er das Gefühl zu beschreiben versuchte, mit dem man im Dschungel aufwachte und die letzten Tautropfen auf den Blättern der Bäume wie Perlen glitzern sah. Dann erzählte er davon, wie die Sudanesen sich abends trafen, um zu tanzen, wie sie in der Musik aufgingen und ihre Probleme vergaßen und sich einfach nur am Leben erfreuten.
    "Aber die Probleme sind am nächsten Tag wieder da", schloss er. "Meli ssa", er blickte der jungen Frau in die Augen, "du lebst in einem guten Land mit guten Menschen. Werde dir dessen klar." Er machte eine kurze Pause. "Jedes andere Land ist faszinierend, aber nur, weil du nicht da bist. Und Afrika..." Er vergaß sich, weil eine Flut von Bildern an seinen Augen vorbeiraste. "Sei dankbar, dass du dieses Leben hast", schloss er.
    "Bist du es?", fragte sie misstrauisch zurück.
    "Ich sitze hier", antwortete Kepler, "mit einer wunderschönen Frau, der niemand verbietet, die zu sein, die sie gerne sein will."
    Melissa lächelte freudig ob des Kompliments.
    "Wir haben genug zu essen und zu trinken, und wenn wir hier weggehen, h aben wir ein Zuhause und können ruhig schlafen." Kepler schwieg, damit sie das
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