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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes
Autoren: Berndorf Jacques
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Erstaunlich schnell und elegant drehte er sich um, sah Mann scharf an und fragte: »Wohl ein Bewohner des Hauses?« »Nein«, entgegnete Mann. »Staatsanwaltschaft, Jugendkriminalität. Ich bin zufällig hier.« »Zufälle gibt es nicht.« Der kleine Mann lächelte kurz. »Wollen Sie uns helfen?« »Natürlich«, nickte Mann. »Wer sind Sie?« »Ziemann, Vorname Erich, Kriminalrat. Bereitschaft der Kripo und Mordkommission. Das sind meine Jungs, die meisten sind Spurenspezialisten.« Er wandte sich wieder an seine Männer. »Geht langsam durch, Abstand ein Meter, nicht mehr. Jedes Fundstück registrieren, einzeichnen, foto grafieren. Sind Sie leichenscheu?«, fragte er Mann. Der schüttelte den Kopf. »Und was ist mit Leichenteilen?« Ziemanns Augen waren von einem erstaunlich hellen Braun und wirkten wie kleine Lampen in dem ruhigen, runden, freundlichen Gesicht. »Das wird auch gehen«, meinte Mann. »Was weiß man bis jetzt?« »Jemand hat versucht, den israelischen Botschafter und seine Familie in die Luft zu jagen.« Ziemann starrte auf die Ruine. »Wir haben bisher dreizehn Tote ausmachen können, zwei davon Kinder. Kann sein, dass es noch zwei, drei mehr werden, es gibt Schwerstverletzte. Dem Botschafter und seiner Familie ist nichts passiert. Sie fliegen ihn gerade aus.« Übel gelaunt musterte er das Pflaster, auf dem er stand. »Ich muss jetzt schnell sein, weil ich alle möglichen, unheimlich wichtigen Leute nicht lange davon werde abhalten können, da reinzugehen. Der Tatort wird bald komplett versaut sein. Bisher haben wir nur die Verletzten geborgen und abtransportiert. Die Toten liegen noch an Ort und Stelle. Ich muss wissen, wo genau die Bombe explodiert ist und wo genau jeder Restaurantbesucher saß. Hören Sie mir ei gentlich zu?« »Natürlich.« 
    Mann blickte in Ziemanns Augen. Er erkannte darin Erschöpfung, aber auch so etwas wie eine flammende Wut. »Egal, was passiert, lassen Sie sich nicht ablenken, junger Mann. Da, wo das größte Loch in der Hauswand ist, auf der Ecke, war der Eingang des italienischen Restaurants. Geradeaus standen fünf Stehtische, dahinter waren der Tresen und das kalte Büfett, ich mein, Antipasti und so ’n Zeug. Rechts davon, hinter einem breiten, türlosen Durchgang ist das eigentliche Lokal. Der israelische Botschafter saß im Restaurantbereich hinten rechts an einer langen Tafel, zusammen mit seiner Frau, seinen zwei Kindern und vier Freunden.« »Gibt es unter den Verletzten oder Toten einen älteren Herrn, der eine rote Nelke im Knopfloch trug?« Die Augen des kleinen Mannes verengten sich zu Schlitzen. Er fasste Mann hart am Arm und zog ihn auf das halb zerstörte Gebäude zu. »Kommen Sie.« Behände kletterte der Kriminalrat über einen Haufen Steine, umging zerborstene Teile von Tischen und Stühlen, wandte sich dann zwei Schritte scharf nach rechts und wies mit dem Zeigefinger nach unten: »Meinen Sie den?« Mann starrte verkrampft auf den Toten: »Ich weiß nicht, ob ich den meine.« »Aber da liegt eine Nelke, da auf dem Bauch neben der Gürtelschnalle.« Ziemann wirkte plötzlich aggressiv. »Also, ist er es oder ist er es nicht?« »Aber – er hat ja keinen Kopf mehr«, stotterte Mann. »Ich habe ihn nie persönlich getroffen, ich kenne sein Bild nur aus der Zeitung.« »Sie waren hier verabredet?« »Ja, er wollte eine Auskunft, aber ich weiß nicht, worum es gehen sollte. 
    Meine Tante … meine Tante hat das Treffen arrangiert. Das ist dieser Sirtel, Dr. Walter Sirtel.« »Ach du lieber Gott, auch das noch«, stöhnte Ziemann mit einem Blick in den Himmel. »Ausgerechnet der.« Er wedelte mit den Händen. »Ist jetzt aber wurscht. Also, Sie fertigen eine Skizze des Grundrisses der Räumlichkeiten hier an und markieren darauf alle Stellen, wo Tote beziehungsweise Teile von Toten liegen. Anschließend nehmen Sie sich den Restaurantbesitzer vor, der soll versuchen, sich zu erinnern, wo wer saß, wie viele Personen an den Stehtischen standen, wie viele wo hinten im Restaurant saßen. Auch das zeichnen Sie ein. Wenn Sie einer rausschmeißen will, dann schicken Sie ihn zu mir. Und verändern Sie nichts, Mann! Sonst reiße ich Ihnen die Eier ab!« »Klar«, nickte Mann. »Dann brauche ich Papier.« Er ließ Ziemann zurück, kletterte über die Schuttberge wieder nach draußen und steuerte eine uniformierte Polizistin an. »Haben Sie irgendwo einen Block oder so was, ich brauche was zum Zeichnen?« »Habe ich«, antwortete die Uniformierte und lief
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