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Die Räuber

Die Räuber

Titel: Die Räuber
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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sogleich Lärm gemacht. — Rasch ging’s nun
    nach dem Schlosse. — Sowie der Hauptmann der Horde, den
    eine majestätische Gestalt, ein stolzes Ansehn auszeichnete,
    in das Zimmer des alten Grafen trat, drückte dieser ein Pistol
    auf ihn ab und fehlte. Er wollte das zweite abdrücken, doch
    laut aufkreischend: — „Karl! Karl! hier bin ich — hier ist dein
    Weib!“ — stürzte Amalie herbei und in des Räubers Arme. —
    Das Pistol fiel dem alten Grafen aus der Hand, entsetzt
    schrie er auf: „Karl — Sohn!“
    Da trat der Räuber mit frechem verhöhnendem Stolz vor
    ihn hin und sprach: „Ja! — der Sohn, den du verstießest, muß
    so von dir sein Erbe fordern, du grauer Sünder.“ —
    „Verruchter Bösewicht!“ schrie der Graf, schäumend vor
    Zorn.
    „Schweige,“ sprach der Räuber, „ich weiß, wer ich bin, und
    wie ich es geworden! Was säetest du in verderblicher Brunst
    giftiges Unkraut und wunderst dich nun, daß Unkraut auf-
    gegangen und keine Blumen? — Verführtest du nicht meine
    Mutter? — Gab sie nicht mit Abscheu dir die Hand, die du
    dem Heißgeliebten entrissest? — Und dir zum Trotz will ich
    herrschen auf meinem blutigen Räuberthron mit dieser, die
    mich liebt, wie niemals dein Weib dich geliebt hat, und die du
    verkuppeln wolltest.“ —
    „Ausgeburt der Hölle!“ schrie der Graf und faßte Amalien,
    um sie fortzureißen von der Brust des Räubers. Da rief dieser
    aber mit entsetzlicher Stimme: „Die Hand weg von meinem
    Weibe!“ und schwang den gezogenen Säbel drohend über
    des Vaters Haupt. — Das war der Augenblick, als Graf Franz,
    glücklich mit den Jägern durchgedrungen, herbeirannte, des
    Vaters Gefahr sah, anlegte, schoß. — Mit zerschmettertem
    Haupt stürzte der Räuber zur Erde. „Es ist dein Bruder Karl!“
    kreischte der alte Graf und sank leblos hin neben dem Getöte-
    ten! — In dumpfer Betäubung, wie vom Blitz gelähmt, starrte
    Graf Franz die Toten an. —
    Blut floß in den Gängen des Schlosses. Kein einziger von
    den Dienern des Grafen war, der nicht schwer verwundet da-
    lag oder tot. Auch den braven Wundarzt fand man auf dem
    Flur mit vielen Stichen ermordet, nicht weit von ihm lag aber
    auch der verruchte Daniel mit zerschmettertem Haupte. Von
    den Räubern entkam keiner. Die, welche im Schlosse nicht
    von den Jägern getötet wurden und sich durch die Flucht ret-
    ten wollten, fielen den bewaffneten Bauern, die in Scharen
    herbeigezogen, in die Hände.
    Noch während des Gefechts, als sie sich verloren sahen,
    hatten die Bösewichter das Schloß in Brand gesteckt, das nun
    an allen Ecken in Flammen aufloderte.
    Mit Mühe rettete man den alten, nur ohnmächtigen Gra-
    fen sowie den in völlige Apathie versunkenen Grafen Franz
    aus dem Feuer, das, da ihm zu steuern unmöglich, das ganze
    Schloß bis auf den Grund verheerte. — Amalia war nirgends zu
    finden, man glaubte, sie sei in den Flammen umgekommen.
    Graf Maximilian starb wenige Tage darauf in den Armen
    des Geistlichen, der dann den Ort des Schreckens verließ und
    sich zu den Kamaldulensern in Neapel begab.
    Graf Franz wandte mittelst einer gerichtlichen Schenkung
    die Herrschaft einem armen hoffnungsvollen Jüngling zu, der
    zu einem Zweige der gräflichen Familie gehörte. Er selbst ver-
    ließ mit einer geringen Summe das Land, und wahrscheinlich
    änderte er seinen Namen, da man nichts weiter von ihm ge-
    hört hat.
    Dem Zartgefühl des neuen Herrn macht es Ehre, daß er da
    nicht hausen wollte, wo sich das Entsetzliche begab. Das neue
    Schloß wurde an dem andern Ufer der Mulda erbaut. — —
    Es ist mir ganz unmöglich, nach der Erzählung des Mönchs
    noch von mir, von andern Dingen zu sprechen, Du wirst das
    selbst fühlen, mein Willibald, daher für heute nichts weiter
    etc.
    Willibald an Hartmann
    Töplitz, den ..........
    Ich kann, ich darf es Dir nicht sagen, welchen Eindruck Dein
    Brief auf mich gemacht hat! — Verhängnisvoll ist es zu nen-
    nen, daß Du in einem fernen fremden Lande den Geistlichen
    aus jenem Schlosse trafst, Verhängnisvolleres war mir vorbe-
    halten! — In wenigen Worten erfährst Du alles: —
    Gestern früh machte ich hier — Warum ich in Töplitz bin,
    fragst Du? — Nun! — mein gewöhnliches Rheuma, das mir
    die Glieder lähmt, vorzüglich aber meine fatale, alle Geistes-
    kraft hemmende — Hypochondrie, ja, so nennen es die Ärzte,
    unerachtet mir der Name verhaßt ist und für meinen Zustand
    auch gar nicht zu passen scheint, ja,
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