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Die Raeuber

Die Raeuber

Titel: Die Raeuber
Autoren: Friedrich Schiller
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und sentimentalische Dichtung , 1796). Tatsächlich reden und handeln Sch.s Dramenfiguren immer in einem über Raum und Zeit hinausweisenden Sinngefüge – es ist leicht, dies als »Deklamieren« zu bezeichnen und vom heutigen Verständnis des Dramas her abzulehnen. Unter dem Einfluss der Französischen Revolution hatte Sch. aber begriffen, dass die geistigen Voraussetzungen für eine Entwicklung zur Freiheit noch keineswegs gegeben waren und dass sie auf der Bühne im Modell leichter publikumswirksam entwickelt werden konnten als in theoretischen Schriften; man muss also zwischen Sch.s theoretischen Schriften und seinen Dramen nach 1790 permanente Verbindungslinien ziehen; die Bühne sollte »hier und jetzt bewegen«, die Wahl der sprachlichen Mittel hatte für ihn dabei nicht Vorrang. Seine ganz auf die Verkörperung von Ideen und Modellen gerichtete Darstellungsweise nahm also eine manchmal krasse Schwarzweißzeichnung der Charaktere in Kauf; die »Grundidee«, die auf dem Wege der Vernunft zu erreichende »Freiheit des Menschen zum Absoluten« im Guten und im Bösen – sollte dem Theaterpublikum sichtbar gemacht und als Denkmodell für eigenes Verhalten begriffen werden – eine wahrhaft kühne Forderung! Das berühmte Urteil Georg Büchners von 1835, »Idealdichter« wie Sch. hätten »fast nichts als Marionetten mit himmelblauen Nasen und affektiertem Pathos, aber nicht Menschen von Fleisch und Blut« geschaffen (Brief vom 28. 7.), der Idealismus sei »die schmählichste Verachtung der menschlichen Natur« ( Lenz ), kritisierte einen Mangel, den Sch. kaum als Vorwurf empfand: Ihm waren nicht einzelne Figuren und deren persönliches Tun oder Lassen entscheidend, sondern die Gesamtheit der Ideen, die sie verkörperten.
    Wie Sch. in seinen ästhetischen Schriften immer wieder darlegte, wollte er die »Totalität in unsrer Natur«, die den Menschen geraubt oder von der Gesellschaft mutwillig zerstört worden war, »durch eine höhere Kunst wiederherstellen« (Ende des 6. Briefes zur ästhetischen Erziehung ). Diese Aufgabe sah Sch. durchaus politisch, wenn er kritisierte: »Das jetzige Zeitalter, weit entfernt, uns diejenige Form der Menschheit aufzuweisen, welche als notwendige Bedingung einer moralischen Staatsverbesserung erkannt worden ist, zeigt uns vielmehr das direkte Gegenteil davon.« Jede Hoffnung auf eine Verbesserung dieser Verhältnisse werde solange »schimärisch« bleiben, »bis die Trennung in dem inneren Menschen wieder aufgehoben und seine Natur vollständig genug entwickelt ist, um selbst die Künstlerin zu sein und der politischen Schöpfung der Vernunft ihre Realität zu verbürgen« ( 7. Brief ).
    Wie schon erwähnt, wollte Sch. in seinen Dramen bei den Figuren, die historische Größen darstellen, deren menschliche Unzulänglichkeiten nicht verstecken. Dabei musste seine Darstellung mehrfach in Gegensatz zu einer »Gerechtigkeitsharmonie christlicher Prägung« geraten, die für Karl Moor vielleicht noch gelten mochte; indem der Mord an Wallenstein aber nicht in einer höheren Gerechtigkeit aufgehoben wird, sondern das Werk schwacher Menschen bleibt, hatte Sch. seine Ideen vom christlichen Dogma erkennbar abgelöst. Ein solches Heraustreten aus allen Konventionen der Zeit wurde von vielen Zeitgenossen als Blasphemie empfunden und auf fast alle Werke Sch.s übertragen.
    Die 1794 einsetzende Freundschaft mit Goethe bedeutete für Sch. ein unendliches Gespräch über alle Gegenstände der Kunst, der Literatur, des Denkens überhaupt: eintausend Briefe und mehr als sechzig Wochen gegenseitiger Besuche bis zu Sch.s Übersiedlung nach Weimar im Dezember 1799 legen aller Kritik zum Trotz ein deutliches Zeugnis von der geistigen Nähe der beiden ab, mochten auch ihre Anschauung der Natur und ihre Wege zur Kunst völlig verschieden sein, wie vor allem Sch. mehrfach brillant formuliert hat. Diese außerordentlich produktive und von materieller Not endlich freie letzte Lebensphase Sch.s ist von mehr als einem Dutzend schwerer Krankheiten verdüstert; nach 1795 ist Sch. eigentlich niemals völlig ohne Beschwerden gewesen, er hat, wie Peter Lahnstein es ausdrückt, »am Tod entlang gelebt«: »Es war ein Sicheinrichten mit der Krankheit, eine Gewöhnung an sie, eine Art von Zusammenleben mit ihr« (Thomas Mann), so dass »Verfeinerung«, »Sensibilität« und »Benervung« ihm nur realisierbar wurden durch »Arbeit, die ihm doch alles ist, ihm, dem fleißigsten der Dichter!« ( Versuch über
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