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Die Raeuber

Die Raeuber

Titel: Die Raeuber
Autoren: Friedrich Schiller
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alle Vergünstigungen bitten – und er hat es getan: Auf eigene Bitte hin wurde er »fürstlicher Rat« (1784 durch Carl August von Sachsen-Weimar), was ihm später den Zugang zur Weimarer Hofgesellschaft erleichterte; ebenfalls auf sein Gesuch hin machte ihn der Meininger Hof zum »Hofrat«, so dass er nun auch Ämter übernehmen konnte; aber erst die Erhebung in den erblichen Adelsstand öffnete ihm (und endlich auch wieder seiner Frau Charlotte von Lengefeld) völlige »Gleichberechtigung« bei Hofe (der damaligen »Öffentlichkeit«).
    Verschieden kurze, oft heftige Zuneigungen zu Frauen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Sch. von diesen Begegnungen sich »Harmonie« und Ansporn für seine literarischen Arbeiten erhoffte; selbst der Sommer 1788 in Volkstedt, der seiner Verlobung und Heirat mit Charlotte von Lengefeld vorauslief, in dem er Charlotte und deren Schwester täglich sehen, daneben aber auch unter relativ günstigen Bedingungen arbeiten konnte, bildete hier keine Ausnahme: »Herz und Kopf jagen sich bei mir immer und ewig; ich kann keinen Moment sagen, dass ich glücklich bin, dass ich mich meines Lebens freue. Einsamkeit, Abgeschiedenheit von Menschen, äußere Ruhe um mich her und innere Beschäftigung sind der einzige Zustand, in dem ich noch gedeihe. Diese Erfahrung habe ich diesen Sommer gar häufig gemacht« (an Körner). So ist es völlig verständlich, dass die Ernennung zum Professor für Geschichte in Jena (zunächst ohne festes Gehalt) ihn zwar zunächst beflügelte, wie die schon erwähnte Antrittsvorlesung vom Mai 1789 – wenige Tage vor dem Zusammentritt der Generalstände in Frankreich – auf eindrucksvolle Weise zeigt; doch schon bald erkannte Sch. auch die Last dieser Tätigkeit. Andererseits trieb sie ihn zu neuen Ideen: Er huldigte nicht einem primitiven Fortschrittsglauben, sondern er wollte die »beschädigte« menschliche Gesellschaft von innen reformieren durch stete Konfrontation mit der »Idee der Totalität« (Wilhelm von Humboldt). Er suchte also in der Geschichte nach den großen verbindenden Ideen und Kategorien, die über das empirische Geschehen des Moments hinausreichten, eine Aufgabe, die er zunächst allein der Schaubühne vorbehalten hatte; hier setzte er fort, was Voltaire und Charles de Montesquieu philosophisch, Jacques Bénigne Bossuet (in seinem Discours sur l’histoire universelle ) spezifischer schon begonnen und der Göttinger Historiker August Ludwig von Schlözer in seiner Vorstellung einer Universalhistorie (1772/73) ausgebaut hatte: aufgeklärte Geschichtswissenschaft im umfassendsten Sinne. Da Sch. moralisches Handeln und die Idee einer allgemeinen »politischen Ästhetik« mehr interessierten als detailgetreue Wiedergabe der Fakten, sollten die Geschichtsquellen die Vielfalt politischer, soziologischer, theologischer, philosophischer Aspekte aufzeigen – und damit auch den Widerstreit von »Idee« und »Wirklichkeit«. Schon während der historischen Arbeiten verschob sich also Sch.s Schwerpunkt wieder zum Dichterischen hin. So ist Wallenstein z.B. mehr ein »interessanter Charakter«, ein gescheiterter Ideenträger, als eine rein historische Figur: Sch. spürte, dass er als Historiker die Fragen nicht beantworten konnte, die ihm die historische Figur aufgab. In dieser Situation war die Begegnung mit der Philosophie Immanuel Kants (ab 1791) von nicht zu unterschätzender Bedeutung; denn durch sie wandte sich sein Interesse endgültig von der Historie zur Ästhetik, von der »Realität« zur Kunst. Zugleich lieferte Kants Philosophie Sch. die Möglichkeit, ein »System« der Ästhetik anzustreben und dieses System zu erklären als den »Versuch eines mündig gewordenen Volkes, seinen Naturstaat in einem sittlichen umzuformen« ( 3. ästhetischer Brief ).
    Die Schriften Kants haben Sch. in dieser Zeit intensiv beeinflusst, und in der Auseinandersetzung mit Kants Gedankenwelt ist er – besonders in ästhetischen Fragen – zu einer Klarheit vorgedrungen, die weit über die ästhetischen Schriften hinaus sein späteres Schaffen geprägt hat. Wilhelm von Humboldt, der ab 1793 engen Kontakt zu Sch. hatte, empfand dessen Verhältnis zu Kant kongenial nach; er schrieb 1830 über Sch.: »Ihn, der immer über seiner jedesmaligen Beschäftigung schwebte, der die Poesie selbst, für welche die Natur ihn bestimmt hatte und die sein ganzes Wesen durchdrang, doch auch wieder an etwas noch Höheres anknüpfte, musste eine Lehre anziehen, deren Natur
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