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Die Raeuber

Die Raeuber

Titel: Die Raeuber
Autoren: Friedrich Schiller
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ersinnt einen Mordplan, fürchtet bei hereinbrechender Nacht zusehends um das eigene Leben und gerät in eine Gewissensnot, die ihn nach dem Pastor Moser rufen lässt, um sich – ihn als Widerpart benutzend – nochmals seiner Sicht der Welt zu versichern: »Es ist kein Gott! – […] Du sollst mich mit allen Waffen widerlegen, die du in der Gewalt hast, aber ich blase sie weg mit dem Hauch meines Mundes.« Die postulierte Autonomie der eigenen Individualität aber zerbricht an sich selbst, am Gedanken an den Tod und an den Zweifeln des eigenen Gewissens, das, gleichsam als Stellvertreter der göttlichen Instanz, den Richtspruch über die begangenen Verbrechen ankündigt: »Jedem, auch dem Lasterhaftesten, ist gewissermaßen der Stempel des göttlichen Ebenbildes aufgedrückt«, so Schiller in der Vorrede zu seinem Stück. Als Karls Räuber das Schloss stürmen, erdrosselt sich Franz von eigener Hand, aber auch Karl bringt der sittlich-religiösen Ordnung sein Opfer. Auf die noch ganz verrätselte erste Wiederbegegnung mit Amalia folgt, in einer Reihe weiterer Stationen, die Einsicht in die Intrigen des Bruders, die Entdeckung des Vaters in einem Hungerturm (eines der melodramatischen Versatzstücke der Räuber aus dem Bereich der zeitgenössischen Schauerliteratur), schließlich das für den Vater tödliche Bekenntnis des Räuberhandwerks, eingelagert in die ekstatische Erkennungsszene mit Amalia: »Mörder! Teufel! Ich kann dich Engel nicht lassen.« Amalias verzweifelter Wunsch zu sterben entsteht zugleich mit ihrer Einsicht in die tragische Schuld Karls, der durch einen Eid an die Räuberbande gekettet ist. Er muss die Geliebte töten, eine unüberbietbare Steigerung seiner Schuld, und beschließt, sich durch einen armen Tagelöhner, dem die auf Karl ausgesetzte Belohnung zu einer neuen Existenz verhelfen kann (»dem Mann kann geholfen werden«), der Justiz auszuliefern.
    Gert Sautermeister
    Aus: Kindlers Literatur Lexikon. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold (ISBN 978-3-476-04000-8). – © der deutschsprachigen Originalausgabe 2009 J. B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag, Stuttgart (in Lizenz der Kindler Verlag GmbH).

Aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur:
    Friedrich Schiller
    Geb. 10.11.1759 in Marbach am Neckar;
    gest. 9.5.1805 in Weimar
    »Ich möchte nicht gern in einem anderen Jahrhundert leben und für ein anderes gearbeitet haben. Man ist ebensogut Zeitbürger als man Staatsbürger ist; und wenn es unschicklich ist, ja unerlaubt gefunden wird, sich von den Sitten und Gewohnheiten des Zirkels, in dem man lebt, auszuschließen, warum sollte es weniger Pflicht sein, in der Wahl seines Wirkens den Bedürfnissen und dem Geschmack des Jahrhunderts eine Stimme einzuräumen?« ( 2. Brief zur ästhetischen Erziehung , 1795). Als Friedrich Schiller dies schrieb, hatte er noch wenig mehr als zehn Jahre zu leben, waren Die Räuber (1781/82), Die Verschwörung des Fiesko zu Genua (1783), Luise Millerin (Kabale und Liebe , 1783), Vom Wirken der Schaubühne auf das Volk (1784), die Ode An die Freude (1785) und das große Gedicht Die Götter Griechenlands (1788) und Don Carlos (1787 als Dom Karlos ) veröffentlicht und aufgeführt, hatte er seine berühmt gewordene Antrittsvorlesung an der Universität Jena gehalten ( Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte ? – Mai 1789) und neben zahlreicheren kleineren auch seine beiden großen historischen Abhandlungen Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande von der spanischen Regierung und Geschichte des Dreißigjährigen Krieges geschrieben, hatte er sich als Herausgeber mehrerer Anthologien und Zeitschriften versucht, zahlreiche Rezensionen verfasst (darunter die keineswegs freundliche Über Bürgers Gedichte von 1791), sich schließlich unter dem starken Einfluss Immanuel Kants intensiv mit der Philosophie beschäftigt und sich zum Ziel gesetzt, »sich mit dem vollkommensten aller Kunstwerke, mit dem Bau einer wahren politischen Freiheit zu beschäftigen« ( 2. Brief zur ästhetischen Erziehung ). Bis zu dieser Zeit (1795), die durch die Freundschaft mit Goethe fortan auch starke positive Akzente erhielt, enthält der biographische Katalog eine lange Liste negativer Erfahrungen: das Fehlen jeder kontinuierlichen Familienbindung, keine wirkliche Verwurzelung in der schwäbischen Heimat; keine Möglichkeit, den gewünschten Beruf des Theologen zu ergreifen, weil
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