Die rätselhaften Worte
sich?« rief eine vertraute Stimme. »Da drin? Ich soll ruhig bleiben, sagst du, Mädel? Hör mal, ich hab schon mehr Simulanten gesehen als du nackte Männerhintern.«
Die Tür flog auf, und Dalziel erfüllte das Zimmer.
»Hab ich’s doch gewußt! Sitzt munter da und plaudert. Kein Wunder, daß Krankenhausbetten knapp sind, wenn kerngesunde Burschen wie du sie besetzt halten.«
Hinter ihm gestikulierte eine empörte Krankenschwester, bis Dalziel sie kurzerhand hinausschob und die Tür hinter ihr schloß.
»Na, wie geht’s denn so, mein Junge? Alles in Butter?« fragte der Dicke und setzte sich auf die Bettkante, die entrüstet aufquietschte wie eine in den Hintern gekniffene Matrone.
»Ich bin okay, glaub’ ich, Sir«, antwortete Hat.
»In ein paar Wochen ist er okay, denke ich«, sagte Pascoe mit Nachdruck.
»In ein paar Wochen?« meinte Dalziel ungläubig.
»Nein, ernsthaft, ich glaube, ich bin schon vorher wieder auf dem Damm«, sagte Hat.
Dalziel musterte ihn und schüttelte den Kopf.
»Nein, bestimmt nicht«, erklärte er. »Der Chief Inspector hat ganz recht. Ein paar Wochen wird es schon dauern. Und dann noch ein paar Wochen Genesungsurlaub.«
»Nein, wirklich …«, meinte Hat, verblüfft über diese plötzliche Kehrtwende.
»Keine Widerrede«, bestimmte Dalziel. »Hör zu, für die da draußen bist du ein verwundeter Held, solange du hier drinnen bist. Und da bleibst du auch, bis wir das offiziell gemacht haben. Und wenn du dann rauskommst, können alle, die es nicht lassen können, ruhig ihre dummen Fragen stellen, warum du dreizehnmal auf Dick Dee eingestochen hast. Das kratzt einen Helden nicht.«
»Warum haben Sie denn dreizehnmal auf ihn eingestochen, Hat?« fragte Pascoe.
»Ich hab’ nicht mitgezählt«, antwortete Hat. »Kann sein, daß das nicht nötig war, aber mir war danach.«
»Erstens: gute Antwort. Zweitens: miserable Antwort«, sagte Dalziel. »Und am besten ist keine Antwort. Schau blaß in die Runde, stöhn ein wenig, dann sag, es ist alles weg, du kannst dich an nichts erinnern, außer daß dieses Ungeheuer das hilflose unschuldige Mädchen töten wollte. Du hast nur noch daran gedacht, ihn daran zu hindern, auch wenn du dafür dein eigenes Leben riskieren mußtest. Und wenn sie dir einen Orden umhängen, dann sag, eigentlich hätte ihn die Kleine verdient, du hättest nur deine Pflicht getan. So was hören sie gerne.«
»Ja, Sir«, sagte Hat. »Sir, was ist denn mit Penn?«
»Was soll mit ihm sein?«
»Er hat doch Dee ein Alibi für den Mord am Stang Creek verschafft.«
»Vielleicht hat er sich im Tag geirrt. Vielleicht hat er seinem Kumpel einen Gefallen getan. Oder vielleicht hat Dee falsche Angaben darüber gemacht, was er zu den anderen möglichen Tatzeiten angestellt hat. Mach dir darüber keine Gedanken, mein Junge. Charley Penn kannst du mir überlassen.«
»Ja, Sir«, sagte Hat, schloß einen Moment die Augen und stöhnte auf.
»Alles in Ordnung?« fragte Pascoe besorgt.
»Doch«, antwortete Hat. »Ich wußte nur nicht, daß es so anstrengend ist, ein Held zu sein.«
»Und teuer«, sagte Dalziel. »Wenn du wieder draußen bist, geht die erste Runde im Black Bull auf dich. Komm, Pete. Der Junge braucht Ruhe, und wir haben zu tun.«
Draußen im Gang fragte Pascoe: »Müssen wir uns um Penn Sorgen machen?«
»Nur falls er glaubt, er bräuchte sich um mich keine Sorgen zu machen. Hallo, wen haben wir denn da? Das erlebt man selten, daß hier jemand reingerannt kommt. Normalerweise geht es immer in die andere Richtung.«
Die Tür am Ende des Gangs war aufgeflogen, und Rye Pomona war hereingestürmt. Sie sah nicht so aus, als ob sie sich aufhalten lassen wollte, aber Dalziel war nicht so leicht zu umgehen.
»Ich habe einen Anruf bekommen, daß er wach ist«, keuchte sie.
»Wach und bei klarem Verstand. Und er hat nach Ihnen gefragt«, lächelte Pascoe.
»Er ist okay? Wirklich okay?«
Diese Frage richtete sie an Dalziel. So ist das, dachte Pascoe. Wenn es um
Versicherung
geht, dann bin ich gut genug, aber wenn man
Sicherheit
will, dann wendet man sich eben an den Dicken.
»Es geht ihm blendend. Ein bißchen schwach noch, aber wenn er Sie sieht, hüpft er bestimmt aus dem Bett. Wie geht’s Ihnen denn? Alles in Ordnung?«
So sah sie jedenfalls aus. Mit ihrem goldbraunen, vom Laufen leicht geröteten Teint und ihrem üppigen kastanienbraunen Haar mit der leicht zerzausten silbernen Strähne hätte sie einem Präraffaeliten für eine Atalante Modell
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