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Die Räder des Lebens

Die Räder des Lebens

Titel: Die Räder des Lebens
Autoren: Jay Lake
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aber er kann dir vielleicht den Weg zeigen.«
    »Ich bin eine Frau der Mauer.«
    »Und eine Frau der Nördlichen Hemisphäre«, sagte Childress leise.
    Die Barkasse kehrte in diesem Augenblick mit den gefüllten Wasserfässern zurück. Plötzlich schwärmten zahlreiche chinesische Matrosen auf dem Deck umher und stellten Wasserkessel auf, ohne auf die beiden verwirrten Bewohner Sumatras mit ihren Strohröcken und den bemalten Gesichtern zu achten.
    Leung schloss sich ihnen wieder an, als das Wasser durch einen Anschluss im Deck in die Tanks gepumpt wurde.
    »Das Mädchen hat einen Plan, Kapitän.« Childress’ Stimme verriet, wie bedeutsam diese Entscheidung war.
    »Richtig, und es ist ihr gutes Recht«, fügte al-Wazir hinzu.
    »Es ist meine Entscheidung«, blaffte Paolina.
    Leung schüttelte den Kopf. »Ich treffe die Entscheidung, denn ich habe hier den Befehl.«
    Paolina richtete sich auf und funkelte ihn wütend an. »Sie erteilen mir keine Befehle.«
    Einer der Einheimischen rief etwas und deutete mit dem Finger nach oben. Al-Wazir sah zu ihm hinüber und folgte der Linie seines ausgestreckten Arms.
    Drei chinesische Luftschiffe erhoben sich langsam hinter der Gebirgskette an Land.
    Leung rief zum Turm hinauf. Der Ausguck erwiderte etwas auf Chinesisch.
    »Im Nordwesten ist Rauch von sich nähernden Schiffen zu sehen«, sagte er. »Die Verfolger aus Singapur haben uns entdeckt.«
    »Und was jetzt?«, fragte al-Wazir, der der Kämpfe plötzlich sehr überdrüssig war.
    Der Kapitän betrachtete die Luftschiffe für einen Moment. »Wir ergeben uns. Die Five Lucky Winds kann einer Flotte nicht entkommen. Nicht in diesen Gewässern, nicht bei Tageslicht und bestem Wetter.«
    »Dann muss ich es jetzt tun«, sagte Paolina. »Lassen Sie mich in Ihrem Boot in See stechen, damit der Schimmer nicht Ihr Unterseeboot beeinträchtigt.«
    »Nein«, sagte Childress.
    »Doch«, sagte al-Wazir.
    Leung bellte Befehle auf Chinesisch und hielt Paolina dann seine Hand hin.
    Childress
    Sie sah zu, wie Paolina in die Barkasse hinabkletterte. Ming und der dicke Cheung begleiteten sie, um sie zu rudern und ihr zu helfen. Leung ließ die Mannschaft die Fässer ins Wasser werfen, die sie noch nicht leer gepumpt hatten, und ließ die leeren durch die Luke nach unten reichen.
    »Die vollen bekommen sie nicht die Leiter hinunter«, sagte al-Wazir. »Zu schwer.«
    Childress nickte. »Wenn sie im Hafen liegen, können sie größere Luken öffnen und Kräne zum Einsatz bringen.«
    Beide sahen Paolina hinterher, als sie miteinander sprachen.
    Das Mädchen sah von ihrem Sitzplatz aus dem kleinen Boot auf. Es schwankte leicht im Wasser. Seile lagen ihr zu Füßen, und das Sonnenlicht glitzerte auf Paolinas dunkelbraunen Haaren.
    Ming, der direkt hinter Paolina Platz genommen hatte, schenkte Childress ein Lächeln. »Zàijiàn« , sagte er. Auf Wiedersehen. Dann stemmten sich er und der dicke Cheung in die Ruder und pullten von der Five Lucky Winds weg.
    Childress sah ihnen hinterher, während sich das Deck um sie herum langsam leerte. »Wie weit?«
    »Ich würde etwa tausend Meter Abstand halten«, sagte al-Wazir. »Wenn ich sie wäre. Haben Sie gehört, wie der Kapitän ihnen Befehle erteilt hat?«
    Sie dachte kurz darüber nach. »Nein. Das habe ich tatsächlich nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Das bedeutet, dass sie ohne Befehle losgezogen sind. Dass Ming eine Art chinesischer Bootsmann ist. Er hat eine Übereinkunft mit dem Kapitän getroffen. Da sich hier gleich ein Dutzend Admiralitäten auf seinem Deck vergnügen werden, hat der Kapitän seinen Bootsmann dazu benutzt, das größte Problem aus dem Weg zu schaffen.«
    Sie musste lachen. »Sie sind für Kapitän Leung auch ein großes Problem, Bootsmann al-Wazir.«
    »Nicht so groß wie das Püppchen da drüben mit ihrem Apparat. Ich bin ein großer Kerl, aber sie verfügt über die Macht, die Welt zu zerstören.«
    »Paolina wird einen Teil ihrer Selbst auslöschen und das Ding vermutlich ins Meer werfen. Dann ist das Problem nicht mehr ganz so groß.«
    In der Zwischenzeit hatten mehre Glocken- und Pfeifzeichen dafür gesorgt, dass die gesamte Mannschaft der Five Lucky Winds an Deck angetreten war. Einige Matrosen brachten gerade Flaggen am Turm an, während andere dasselbe an Bug und Heck taten.
    Al-Wazir lachte schnaubend. »Ihr Kapitän lässt aber auch wirklich gar nichts aus. Er scheint mir mit wehenden Fahnen untergehen zu wollen, im wahrsten Sinne des
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