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Die Räder des Lebens

Die Räder des Lebens

Titel: Die Räder des Lebens
Autoren: Jay Lake
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grauhaarig, mit zierlicher Figur.
    »Ich bin die Maske Childress.« Ihr Akzent ließ auf die Kolonien schließen. Sie sah auf ihn hinab.
    Er versuchte aufzustehen, aber seine Beine zitterten zu stark. Stattdessen grüßte er unbeholfen aus seiner Sitzposition. »Reeperbootsmann Threadgill Angus al-Wazir von Ihrer Kaiserlichen Majestät Royal Navy, Luftschiff-Korps.« Er fragte sich, was eine Maske war, aber er war zu erschöpft, um sich das erklären zu lassen.
    »Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.« Childress nickte. »Sie haben dieses Mädchen und ihren Mechanismus quer durch den Indischen Ozean gebracht, wie ich gehört habe.«
    »Nein. Sie hat sich selbst gebracht. Ich bin ihr nur gefolgt.«
    »Wir wurden gefangen genommen«, sagte Paolina. »In Mogadischu. Wo wir Boas verloren haben.«
    »Es ist nicht von Bedeutung.« Die Maske sah sie beide an, und es schien fast so, als ob sie sie beide bemitleidete. »Nun sind sie hier. Es liegen schwierige Entscheidungen vor ihnen.«
    »Ich habe einen Plan,« verkündete Paolina. »Wie man der Bedrohung durch den Schimmer Einhalt gebieten kann. Er gefährdet nicht nur die Menschen, sondern die gesamte Welt.« Sie atmete tief durch. »Ich w-w-werde ihn dazu benutzen, das Wissen aus meinem Kopf zu löschen, wie man einen neuen bauen kann.«
    »Nein!« Childress schien schockiert zu sein.
    »Doch«, sagte al-Wazir.
    Die Maske sah ihm in die Augen. »Das können wir ihr nicht antun«, sagte sie.
    »Wir tun ihr überhaupt nichts an. Sie weiß um die Gefahr; Sie scheinen das nicht zu tun.«
    »Keiner von Ihnen beiden wird mir etwas antun«, sagte Paolina. »Der Schimmer ist eine tödliche Gefahr. Ich habe dieses Ding erbaut. Es liegt daher an mir, es wieder aus der Welt zu schaffen.«
    »Das kannst du nicht.« Childress starrte sie an und versuchte offensichtlich, die richtigen Worte zu finden. »Wissen zu zerstören, es der Welt vorzuenthalten … das ist falsch.«
    »Dieses Wissen bringt nur Unheil über uns«, sagte al-Wazir. »Es gibt genügend Leute, die für das Wissen dieses Mädchens sterben – und töten – würden.«
    Paolina nickte. »Ich habe damit getötet. Es hat mich beinahe das Leben gekostet, und das schon viele Male. Zwei Kaiserreiche sind auf der Jagd danach. Es muss weggeschafft werden.«
    Childress schien ihre Stimme wieder unter Kontrolle zu haben. »Ich bin anderer Meinung. Etwas, was einmal getan wurde, wird auch wieder getan werden. Ähnlich wie der Weg, den der Schweigsame Orden unter dem Deckmantel der Goldenen Brücke einschlägt, um auf die andere Seite der Mauer zu gelangen. Dieses Ding, das du erschaffen hast, ist Teil unserer Welt. Deinen Verstand, deine Seele dafür zu schädigen, ist ein zu hoher Preis für etwas, das ohnehin nicht verborgen werden kann.«
    »Nein, die Entscheidung liegt in ihrer Hand.« Al-Wazir schaffte es endlich aufzustehen, doch der Horizont schwankte sehr, als er sich in der Senkrechten befand. »Wenn sie sich und ihren höllischen Mechanismus aus der Welt nehmen kann, dann wird niemand mehr die Möglichkeit besitzen, einen neuen zu erschaffen.«
    »Es wäre am besten, wenn ich nichts mehr wüsste«, sagte Paolina. »Wenn mich der Schweigsame Orden erneut gefangen nimmt, dann könnten sie mich nicht dazu zwingen, einen weiteren herzustellen. Für Ihre Goldene Brücke oder andere Ziele, die sie verfolgen mögen.«
    Childress schüttelte den Kopf. »Es ist nicht ›meine‹ Goldene Brücke. Trotzdem ist es deine Pflicht, deine Kraft und all dein Wissen zu erhalten. Du darfst dir nicht Teile deines Wissens abschneiden wie Finger von einer Hand.«
    Al-Wazir fand die Kraft, sich von der Turmwand wegzubewegen, die ihm bis eben noch als Stütze gedient hatte. Die beiden Matrosen mit ihren Pistolen tapsten auch zurück, um den bisherigen Abstand aufrechtzuerhalten, aber sie schienen nicht sonderlich besorgt zu sein. »Paolina …«
    Sie erwiderte seinen Blick.
    »Was hätte Boas von dir erwartet?«
    »Boas hätte von mir erwartet, das zu tun, was das Beste ist.« Sie seufzte. »Er kannte kein moralisches Handeln, Bootsmann. Er war ein Messingmann Ophirs, ein Wesen von a Muralha .«
    »Die Mauer ist weder moralisch noch unmoralisch, meine Liebe. Sie hat mein Schiff verschlungen. Sie hat sich die Seele meines Vaters einverleibt. Sie hat das Römische Kaiserreich verschlungen und wird vermutlich dasselbe mit dem Britischen Empire tun. Ich weiß nicht, ob ein Mensch von der Mauer mehr sein kann als ein Mensch von der Mauer,
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