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Die Rache des Marquis

Die Rache des Marquis

Titel: Die Rache des Marquis
Autoren: Julie Garwood
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feminin. Er wollte noch etwas sagen, doch ihm fehlten die Worte. Noch nie hatte ihm eine Frau so energisch Paroli geboten. Die Damen der guten Gesellschaft pflegten die Köpfe einzuziehen, wenn er sein Mißvergnügen zeigte. Jade war anders. Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt sie seinem Blick stand. Plötzlich verspürte er einen heftigen Lachreiz, wenn er auch nicht die leiseste Ahnung hatte, warum. Jades Wahnsinn mußte ansteckend sein.
    »Sie müßten am Galgen baumeln, nachdem Sie mich so übel reingelegt haben«, meinte sie. »Dabei sehen Sie gar nicht wie ein Betrüger aus. Ein so abscheuliches Benehmen hätte ich Ihnen nicht zugetraut.«
    Jade wollte sich vom Tisch entfernen, aber Caine hielt ihre Hände fest. Er beugte sich noch tiefer hinab, bis seine Lippen beinahe ihre Stirn streiften. »Ich bin ein Pirat, Madam. Und ein Pirat benimmt sich nun mal abscheulich.«
    Er wartete auf einen weiteren Wutanfall, doch statt dessen brach sie in Tränen aus. Auf diesen Gefühlsausbruch war er nicht vorbereitet. Während er sein Taschentuch hervorzog, sprang Monk auf, um Jade zu trösten. Ungeschickt tätschelte er ihre Schulter. »Ist ja schon gut. Weinen Sie nicht, Miß.«
    »Das ist alles nur seine Schuld«, schluchzte sie. »Ich bat ihn doch nur um einen kleinen Gefallen, der seine kostbare Zeit gewiß nicht übermäßig beansprucht hätte. Aber nein, mit so was darf man ihn nicht behelligen. Und dabei erbot ich mich sogar zu warten, bis er sein Glas leeren würde«, fuhr sie klagend fort. »Und ich war bereit, ihn anständig zu entlohnen.«
    Monk starrte den Marquis vorwurfsvoll an. »Jetzt haben Sie die arme Lady aber wirklich sehr betrübt.« Er riß das Taschentuch aus Caines Hand und betupfte linkisch die Tränen auf Jades Wangen. »Alles wird wieder gut, Miß«, gurrte er.
    »Nein«, widersprach sie, die Stimme von dem Leinentuch gedämpft, das Monk ihr unter die Nase hielt. »Wissen Sie, daß ich noch nie im Leben irgendwen um etwas gebeten habe? Und jetzt, wo ich’s zum erstenmal tue, wird mir mein Wunsch abgeschlagen. Heutzutage will niemand mehr auf ehrliche Weise sein Geld verdienen. Nein, da stehlen die Leute lieber. Eine Schande ist das, nicht wahr?«
    Caine verschlug es die Sprache. Sollte er sie in die Arme nehmen und ihr Trost spenden – oder Sie bei den Schultern packen und sie schütteln, bis sie zur Vernunft kam? Eins stand jedenfalls fest – wenn Monk ihn noch lange so böse anschaute, würde er ihm das Nasenbein brechen.
    »Miß, es ist wohl kaum eine ehrliche Arbeit, Geld von einer Lady zu nehmen und Sie dann umzubringen«, argumentierte der Wirt und streichelte ihren Rücken, um den sanften Tadel noch zu mildem.
    »Natürlich ist das ehrliche Arbeit – wenn die Lady den Tod wünscht.«
    Monk machte eine kurze Pause, um sich an der Schläfe zu kratzen. »Da hat sie recht, oder?« fragte er den Marquis.
    »Um Himmels willen … Was tun Sie denn da?« fragte er den Marquis.
    »Um Himmels willen … Was tun Sie denn da?« fragte Caine, als Jade ihre Münzen einzusammeln begann.
    »Ich gehe. Verzeihen Sie, daß ich Sie belästigt habe, Pagan oder Caine, oder wie immer Sie heißen.« Sie band den Beutel zu und steckte ihn in die Tasche ihres Umhangs.
    Als sie sich zur Tür wandte, rief Caine ihr nach: »Wohin gehen Sie?«
    »Das braucht Sie nicht zu interessieren. Aber da ich nicht so unhöflich bin wie Sie, teile ich Ihnen mit, daß ich woanders Hilfe suchen werde. So leicht gebe ich nicht auf. Ehe der Morgen graut, werde ich jemanden finden, der bereit ist, mich zu töten.«
    An der Tür holte er sie ein. Er legte ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie zu sich herum. Sobald er sie berührte, fing sie wieder zu weinen an. In seiner Verwirrung folgte er einem übermächtigen Impuls und riß sie unsanft in die Arme. Damit öffnete er die Tränenschleusen noch weiter. Das Gesicht an seine starke Brust gedrückt, entschuldigt sie sich für ihr undamenhaftes Benehmen, immer wieder von wildem Schluchzen unterbrochen.
    Er wartete, bis sie sich wieder einigermaßen gefaßt hatte. Im Augenblick konnte er ohnehin nicht vernünftig mit ihr sprechen. Und da sie so laut weinte, hätte sie vermutlich kein Wort verstanden. Nachdem sie ihn um Vergebung gebeten hatte, schob sie ihm die Schuld an ihrem gegenwärtigen Zustand zu. Noch nie war er einer so entnervenden Frau begegnet.
    Aber wie warm und weich sie sich anfühlte … Normalerweise verabscheute er weinende Frauen. Aber diese da wollte er
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