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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder
Autoren: Hilary Norman
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deiner Fehlgeburt interessiert war.«
    »Um Himmels willen.« Kate stand auf. Sie zitterte vor Zorn, und eine Hand schwebte über ihrem Bauch. »Ich möchte, dass du gehst, Sandi.«
    »Mary hat ihre Fragen so unauffällig wie möglich gestellt, aber ihre Neugier war nicht zu übersehen.« Sandi war immer schon hartnäckig gewesen. »Tatsache ist, dass deine Mom ihre Probleme der Gruppe vorgetragen hat, und damals – das weißt du auch – warst du eines ihrer größten Probleme.«
    »Geht jetzt, Sandi. Sofort «, sagte Kate.
    »Also gut«, sagte Sandi, »aber …«
    »Sofort.«
    »Sag hinterher nur nicht, ich hätte dich nicht gewarnt«, erklärte Sandi.

91. Kate
    Vor was genau hatte Sandi sie eigentlich gewarnt?, fragte Kate sich hinterher. Falls irgendetwas von diesem unangenehmen Geplapper wahr sein sollte – was hatte sie damit sagen wollen?
    Dass Marie eine viel neugierigere Kreatur war, als man glauben mochte?
    Natürlich war so etwas ärgerlich, aber es war kein Kapitalverbrechen. Bisweilen konnte eine Behinderung zu einem ungesunden Interesse am Leben anderer führen.
    Nur dass Marie Coates eine aktive Frau war, und obwohl sie nach Robs Unfall nicht mehr zum Therapeutischen Reiten zurückwollte, arbeitete sie noch immer drei Tage die Woche in der Schule. Sie gehörte nicht zu den Leuten, die irgendwo in der Ecke saßen und sich am Unglück anderer ergötzten.
    Es gab allerdings noch eine Möglichkeit, doch die war schlichtweg lächerlich. Trotzdem hatte Sandis »Warnung« Kate auf diesen Gedanken gebracht.
    Hatte Sandi vielleicht etwas ganz anderes andeuten wollen? Dass Marie – oder Mary, wie Sandi sie weiterhin nannte – womöglich irgendwie mit der Bande in Verbindung stand?
    Dass sie vielleicht sogar das fünfte Mitglied war? Der Häuptling?
    Das war lächerlich. Das war verrückt … allerdings nicht verrückter als der Gedanke damals kurz nach dem Treffen der Selbsthilfegruppe, als Kate kurz darüber nachgedacht hatte, ob Sandi West vielleicht etwas mit der Sache zu tun hatte.
    »Zu viele Häuptlinge.« Sandis Bemerkung hatte Kates Misstrauen erregt. Und sie hatte Kate dabei in die Augen gesehen.
    Und – daran erinnerte Kate sich nun – sie hatte das gesagt, kurz nachdem Marie sie zur Ordnung gerufen hatte.
    Das bedeutete jedoch nur, dass Sandi überall ihre Nase hineinsteckte, und das hatte Kate auch schon vorher gewusst. Marie wiederum mochte bisweilen lästig sein, aber sie war eine vollkommen unschuldige Zuschauerin.
    Eine Zuschauerin, die sich vielleicht in Rob verliebt hatte, überlegte Kate erneut, und die nun wegen ihrer Freundschaft zu ihm bei ihr lebte.
    Wegen Robs Tod.
    Sie war bei ihm gewesen, als er gestorben war. Sie war als Einzige bei ihm gewesen.
    Kates winzige Tochter versetzte ihr einen Tritt, und ihr kam ein neuer Gedanke.
    War es auch nur im Entferntesten möglich, dass Marie Rob auf Lambsmoor Hill Avancen gemacht und er sie zurückgewiesen hatte?
    Kate erinnerte sich an die Tränen, die Marie auf dem Friedhof vergossen hatte.
    Falls mit Marie etwas nicht stimmte, hatte es nicht das Geringste mit Caisléan zu tun. Und wenn Kate vernünftig darüber nachdachte, dann wusste sie, dass sie für den Augenblick alles einfach vergessen musste – alles außer Rob.
    Seinen Unfalltod.
    Und den einzigen Bericht darüber hatte Marie abgeliefert.

92. Kate
    Zwei Tage später tauchte Sandi wieder auf, als Marie auf der Arbeit war.
    Kate sah, wie sie ihren alten Morris Oxford vor dem Haus parkte. Rasch zog sie sich vom Fenster zurück und schaltete ihren CD-Player aus.
    Sie hatte wieder eine ruhelose Nacht hinter sich, durchsetzt mit Albträumen über Babys, die mit Küchenmessern abgetrieben wurden.
    Sie reagierte nicht auf die Türglocke.
    Es klingelte dreimal.
    »Ich weiß, dass du da drin bist!«, rief Sandi.
    Sie klang drängender als beim letzten Mal.
    »Du kannst mich nicht ewig ignorieren, Kate.«
    Nun klang sie streitlustig.
    »Du hast mir die beste Freundin weggenommen, die ich je hatte!«
    Jetzt war sie wütend, aggressiv.
    »Das werde ich dir nie verzeihen!«
    »Alles in Ordnung?«, fragte Marie an diesem Abend, nachdem Kate das Essen gekocht, aber kaum angerührt hatte.
    »Ja«, antwortete Kate.
    »Wenn du dich unwohl fühlst, musst du nicht die Tapfere spielen.«
    »Das würde ich dem Baby nicht antun«, sagte Kate.
    »Du solltest dich vor allem um dich selbst kümmern, weißt du«, bemerkte Marie. »Vergiss nicht, dass du für die Kleine Vater und Mutter zugleich sein
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