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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin
Autoren: Kelly Medling
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eingefangen.
    Zumindest für eine gewisse Zeit. Bald schon würde Amalie, die Königin der Wichte, jemanden zu uns schicken, um den zitronengroßen Onyxkristall abzuholen, in den sich der Dämon verwandelt hatte. Sie würde ihn sicher verwahren und verstecken. Sie war es auch gewesen, die mir den Zauberspruch verraten hatte, mit dem man den Dämon aufhalten konnte. Ich traute ihr sehr wohl zu, dass sie die Angelegenheit weiterhin regeln würde.
    Das wichtigste Ergebnis der letzten Nacht war allerdings, dass die Triaden in den Vampiren einen vorläufigen Verbündeten gefunden hatten. Noch vor drei Tagen hätte ich das nicht für möglich gehalten, denn die Vampire hatten bisher ihr Bestes getan, um uns vollständig zu ignorieren oder – wenn sie das einmal nicht taten – mit Verachtung auf uns herabzublicken. Dem Bündnis lag mehr zugrunde als nur der gemeinsame Wunsch, alle Halbvamps auszulöschen. Allerdings konnte ich dieses Mehr nicht genau benennen.
    Im Moment war ich ohnehin zu erschöpft, um mir darüber Gedanken zu machen. »Lass uns verdammt noch mal hier abhauen«, sagte ich.
    »Schreibst du darüber einen offiziellen Bericht, Truman?«, fragte Baylor.
    Wyatt schnaubte. »Bietest du mir etwa an, dass ich meinen Job zurückhaben kann?«
    »Dazu habe ich zwar nicht die Befugnis, aber du hast an dieser Sache einen großen Anteil gehabt. Einmal Handler, immer Handler, stimmt’s?«
    »Ja.« Diesmal schien er es ernst zu meinen.
    Ich griff Wyatt beim Handgelenk und zerrte ihn davon. Ohne Widerrede kam er mit. Offenbar hatte er es nun genauso eilig wie ich, von hier zu verschwinden.
    »Stone!«
    Himmel, was denn jetzt noch?
    Aus der Richtung des Pavillons gegenüber vom Besucherzentrum joggte Gina Kismet auf mich zu. Vor uns blieb sie abrupt stehen und war nicht einmal außer Atem geraten. Um ihr linkes Bein trug sie einen Verband, durch den das Blut sickerte, doch die Wunden schienen die rothaarige, kleine Handlerin nicht zu beeinträchtigen. Sie hielt mir ein schwarzes Handy entgegen, das ich mit fragendem Blick beäugte.
    »Mein Gefühl sagt mir, dass diese Sache noch nicht vorbei ist«, sagte sie.
    »Das denke ich auch.«
    »Dann nimm das. Nur für den Fall.«
    Das tat ich und steckte das Telefon in die Gesäßtasche meiner Jeans. »Danke.«
    »Wir sehen uns.«
    »Zweifellos.«
    Damit stapfte sie davon und bellte ihren Leuten bereits wieder Befehle zu. Obwohl ich sie nicht besonders gut kannte, entschied ich in diesem Moment, dass ich sie mochte. Sie war draufgängerisch und entschlossen wie eine Jägerin – nur war sie keine. Ihr flammend roter Haarschopf verschwand zwischen den anderen Gestalten, aber ich wusste, dass ich sie wiedersehen würde. Wahrscheinlich sogar sehr viel früher, als mir lieb war.
    Letzte Nacht hatten Wyatt und ich uns durch den Wald hergeschlichen, doch für den Rückweg zu unserem versteckten Auto wählten wir eine bequemere Route. Als wir schon etliche Dutzend Meter auf der mit Schlaglöchern gespickten Zufahrt zur Hauptstraße zurückgelegt hatten, brach Wyatt in Gelächter aus. Mitten auf dem laubbedeckten Asphalt blieb ich stehen und starrte ihn ratlos an. Er wedelte mit der Hand, und anscheinend hatte er einen derart witzigen Gedanken, dass er sich nicht mehr einkriegte. Mit zusammengekniffenen Brauen blickte ich ihn an und wartete darauf, dass er mich mitlachen ließ.
    »Mir ist nur gerade eingefallen«, sagte er, »dass wir eine ganze Meile zum Auto zurücklatschen, während du uns innerhalb einer Sekunde dorthin teleportieren könntest.«
    Keine Sekunde hatte ich daran gedacht, uns mit meiner neu entdeckten Gabe zurückzubringen. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis ich mich daran gewöhnt hatte – ebenso wie an die Tatsache, dass ich meinen neuen Körper nun vollständig in Besitz genommen hatte. Erst vor einer Woche war ich von Kobolden zu Tode gefoltert worden. Vor drei Tagen war ich im Körper einer gewissen Chalice Frost wiedererweckt worden, die sich kurz davor das Leben genommen hatte. Und vor weniger als zwei Stunden war der magische Handel, der mir drei Tage zusätzliches Leben verschafft hatte, aufgelöst worden. Dabei waren meine Sinne von einem Strudel aus Erinnerungen und Empfindungen erfasst worden. Wenn man sich dauerhaft im Körper einer anderen Person einnistete, erbte man scheinbar auch alle Erinnerungen dieser Person.
    Krass war überhaupt kein Ausdruck, um dieses Gefühl zu beschreiben.
    Darüber hinaus hatten Wyatt und ich per Zufall entdeckt,
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