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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin
Autoren: Kelly Medling
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»Paul Ryan ist zu nervös, um mit scharfer Munition in den Einsatz geschickt zu werden.«
    Pauls Gesicht färbte sich rot wie ein Tomate.
    Baylor ließ ein tiefes, herausforderndes Knurren hören. »Klar, bestimmt nehme ich praktische Ratschläge von einem an, dessen gesamtes Team vor die Hunde gegangen ist.«
    Wyatt zuckte zusammen. Ich spannte jede Faser meines Körpers an, weil ich mit einer Schlägerei rechnete. Oder wenigstens mit einem Abtausch einiger handverlesener Beleidigungen. Und als nichts dergleichen geschah, wurde ich wütend. Ich übernahm Wyatts Wut genauso wie meine eigene, denn immerhin war ich eine der drei Toten gewesen, auf die Baylor mit seiner Stichelei anspielte.
    Bevor mich jemand aufhalten konnte, war ich über die Blutpfütze gesprungen und stand Baylor direkt gegenüber. Ich packte ihn an seinem schwarzen Rollkragenpullover und beugte mich so weit vor, dass sich unsere Nasen berührten. Damit hatte ich gegen eine ungeschriebene Verhaltensregel zwischen Jägern und Handlern verstoßen, doch das war mir egal. Schließlich arbeitete ich ohnehin nicht mehr für sie.
    »Dass wir gestorben sind, war nicht Wyatts Schuld, hast du verstanden? Du bescheuertes Arschloch.« Ich ließ los und stolperte einen Schritt zurück.
    »Evy, halt!«, sagte Wyatt.
    Mit geballten Fäusten wirbelte ich zu ihm herum. Seine Schultern hingen kraftlos herab. Er schien nicht zornig, sondern nur traurig zu sein. Und das erzürnte mich umso mehr. »Was, Wyatt? Es war nicht deine Schuld.«
    »Ja«, gab er zurück. Allerdings hörte ich aus seinem Tonfall etwas anderes heraus. Doch ich war vor den anderen nicht bereit, diesen Kampf erneut auszufechten. Vielleicht in ein paar Tagen, wenn ich etwas geschlafen hatte. Ich hatte angenommen, dass Wyatt die Tatsache akzeptiert hatte, dass meine beiden verstorbenen Triadenpartner Jesse und Ash als Teil einer größeren Intrige getötet worden waren. Ihr Tod – und letztlich auch meiner – war von langer Hand geplant worden und nicht zu verhindern gewesen. Also war es nicht seine Schuld. Und auch nicht meine.
    Genau, nicht meine Schuld. Vielleicht hätte ich mir das noch ein paarmal vorsagen müssen, um es zu glauben.
    Die Handler und Jäger sammelten weiterhin die Toten ein, während die Sonne am Morgenhimmel hochkroch und die dunkelroten und purpurnen Streifen in rosafarbene und goldene verwandelte. Der Verwesungsgestank nahm zu, als sich die frische Morgenluft erwärmte. Neben unserem Jeep wuchs noch ein anderer Leichenberg: Sechs gefallene Jäger hatte man hierher geschafft und sorgfältig mit Tüchern abgedeckt. Obwohl unsere Verluste rein zahlenmäßig im Vergleich viel geringer waren, trafen sie doch umso härter. Wenn man die Triade von Rufus dazuzählte, die bereits am Tag zuvor umgekommen war, hatten wir vierzig Prozent unserer Leute verloren.
    Auch wenn die Schlacht nur eine Stunde gedauert hatte, würde man ihre Folgen noch lange spüren – und zwar nicht nur bei den Triaden, sondern ebenso bei all den vielen Wesen, die die Stadt und die umliegenden Berge bevölkerten. Die Kobolde, die vom Raub lebten und mehr Zeit in der Kanalisation und in unterirdischen Tunneln verbrachten als an der Erdoberfläche, hatten ihre intrigante Natur offenbart, indem sie sich mit den Halbvamps zusammengetan und uns offen angegriffen hatten. Dafür würde man sie erbarmungslos jagen. Eigentlich waren die Halbvamps – keine richtigen Vampire, aber auch keine reinen Menschen mehr – nicht sonderlich mächtig. Für gewöhnlich rotteten sie sich in verschiedenen Gangs zusammen und streunten durch die Straßen. Aber jemand hatte es geschafft, sie lange genug zu vereinen, um das Blutbad der vergangenen Nacht zu ermöglichen.
    Ihr gemeinsamer Status hatte sich von Leidiges Ärgernis in Staatsfeind Nummer eins verändert.
    Allerdings waren die Triaden durchaus in der Lage, die Kobolde und Halbvamps in Schach zu halten. Seit Jahren taten wir das heimlich, um die Existenz dieser Wesen vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Nein, der Initiator dieser ganzen Machenschaften besaß das größte Potenzial, uns Probleme zu bereiten. Denn der Feenrat, der engste Verbündete der Menschen, war von einem seiner Mitglieder verraten worden, einem Elf namens Tovin, einem der wenigen bekannten Elfen überhaupt. Er hatte versucht, einen Dämon auf unsere Welt loszulassen, indem er dessen Bewusstsein in Wyatt hatte einpflanzen wollen. Wir hatten Tovin an seinem Vorhaben gehindert und den Dämon
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