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Die Quelle

Titel: Die Quelle
Autoren: James A Michener
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Zefat haben wir Juden auch nur einen Stein in unserer Hand gehabt und verdammt wenig außerdem. In Akko und Jerusalem auch. Er streichelte die kühle, feuchte Erde. Und jetzt klettern wir unsern Weg wieder einmal nach oben. Eliav kroch den langen Weg zurück, dorthin, wo Tabari wartete.
    Kaum hatte er den Araber erblickt, sagte er, was er auf dem Herzen hatte: »Bring deine Aufzeichnungen in Ordnung, Dschemail. Cullinane muß diese Ausgrabung allein zu Ende führen.«
    »Warum?«
    »Weil ich die Berufung ins Kabinett annehme. Der Premierminister wird es morgen bekanntgeben. Und meine erste Ernennung wird dich betreffen. Generalbeauftragter.« Er streckte dem Araber seine Hand entgegen.
    Tabari schlug nicht ein. »Weißt du überhaupt, was du tust?« fragte er mit bedenklichem Gesicht.
    »Ganz sicher«, sagte Eliav. Er legte seinen Arm um Tabaris Schulter und führte ihn zum Rande der Grabungsstätte. Dort saßen sie auf Steinen, die einst nacheinander in der Synagoge, der Basilika, der Moschee und der Kirche vermauert gewesen waren, und nun fochten der Jude und der Nachfahre aus der Sippe Ur aus, was zwischen ihnen stand, und sie taten es auf die gleiche Weise, wie ihre Vorfahren es schon vor unendlich langer Zeit getan hatten. Zwei gutaussehende Männer waren sie, auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft: der asketische Jude, schlank und ernst, mit eingefallenen Wangen, beherrscht, und der Mann Urs, untersetzter, gebräunter, fünf Kinder, mit raschem Mutterwitz und verbindlichem Lächeln. Bei der Ausgrabung hatten sie großartig zusammengearbeitet, gemeinsam verantwortlich entschieden und für eine schaffensfreudige Stimmung auf dem Tell gesorgt. Jetzt aber suchten sie nach einer Möglichkeit, jene so fruchtbare, wenn auch keineswegs immer ungetrübte Partnerschaft wiedererstehen zu lassen, wie sie die Hebräer und die Kanaaniter vor viertausend Jahren, wie sie die Juden und die Araber dreizehnhundert Jahre nach dem Erscheinen des Islam unterhalten hatten.
    »Es ist an der Zeit, daß wir, Juden und Araber, einander Beweise der Versöhnlichkeit liefern«, fing Eliav an. »Denn es sieht ganz so aus, als ob wir diesen Teil der Welt noch lange miteinander teilen müßten.«
    »Ich habe nicht den Wunsch, das Versuchskaninchen zu machen.« »Wenn du aber in den Dingen, mit denen ich zu tun haben werde, der am besten informierte Mann bist, den ich kenne.«
    »Wenn du mich ernennst, kann es unglaubliche Schwierigkeiten geben.«
    »Die wird es geben. Aber wir werden auf den Tag hinarbeiten, an dem Nasser einen Juden auf einen gleich wichtigen Posten beruft. Und er wird es tun.«
    »Ich möchte nicht, daß du Unannehmlichkeiten bekommst, Ilan.«
    »Unannehmlichkeiten, die bin ich gewohnt auf mich zu nehmen. Und wenn sie mich entlassen, komme ich wieder her und lasse mich von Zodman ernähren.«
    »Bis zum Hals wirst du in arabisch-jüdischen Problemen stecken, und durch mich würde alles nur noch schwieriger.«
    »Nein. Helfen würdest du. Indem du den Beweis erbringst, daß selbst in diesen verzwickten Dingen Juden und Araber harmonisch Hand in Hand arbeiten können.«
    »Es gibt keine sechs Leute in Israel, die das glauben.«
    »Du bist einer von den sechs, und unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, daß es mehr werden.«
    »Ich war immer sehr beeindruckt von der Tatsache«, sagte Tabari, »daß euer jüdischer Gott mit den Menschenopfern Schluß gemacht hat. Und jetzt kommst du und willst es wieder einführen.«
    »Ich versuche, etwas viel Älteres wiedereinzuführen. Die Brüderlichkeit, die in diesem Land einmal bestanden hat. Willst du mir dabei helfen?« Tabari dachte eine Weile über Eliavs Angebot nach und sagte dann: »Nein. Ich bin Araber, und die Tatsache, daß ich hiergeblieben bin, um mitzumachen beim Wiederaufbau dieses Landes, macht mich zu keinem schlechteren Araber. Ich stehe dir an dem Tage zur Verfügung, Eliav, an dem deine Regierung zu erkennen gibt, daß sie die
    Araber versteht, daß sie ihr Hierbleiben wünscht und daß sie gewillt ist, sie als gleichberechtigte Partner anzuerkennen.«
    »Habe ich es nicht diesen Sommer bewiesen? Du und ich. waren wir nicht gleichberechtigte Partner?«
    »Du und ich? Ja. Deine Regierung und wir Araber? Nein.«
    »Was also stellst du dir vor?«
    »Zücke deinen Bleistift. Wir wollen bessere Schulen, Krankenhäuser, Straßenverbindungen zu unseren Dörfern, Kranken- und Fürsorgeschwestern, Plätze an der Universität für die Besten aus unserer Jugend, eine
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