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Die Queen macht Ferien (German Edition)

Die Queen macht Ferien (German Edition)

Titel: Die Queen macht Ferien (German Edition)
Autoren: Elisa Ellen
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inne und betrachtete ihre Nichte. Sie sah aus wie ein Burgfräulein, das einen Kranz wand. Wie so häufig, gab ihr der Anblick einen Stich ins Herz. Die schmalen Schultern, die roten Locken, die darüber purzelten – s ie schloss ihre Augen für einen Moment und dachte an ihre verstorbene Schwester. Genauso hatte sie ausgesehen.
    Clare hatte Emilys Gegenwart nicht bemerkt. Als sie nun plötzlich von hinten bei den Schultern gefasst wurde, drehte sie sich erschrocken um. Da sah sie Emilys blasses Gesicht.
    „ Clare -Clare – Hör mal“, flüsterte Emily. Sie spürte die Anstrengung ihrer eiligen Heimkehr und presste ihre Hand auf ihr klopfendes Herz.
    „ Emily! Hast du mich aber erschreckt“, wollte Clare ausrufen, da sah sie wie aufgeregt ihre Tante war. „ Em, Tante Em...was ist mit dir? Um Himmels Willen, was hast du? ”
    Sie zerrte einen Korbstuhl aus einer Ecke und schob Emily hinein. Dann hockte sie sich vor ihr nieder und blickte ihr ängstlich ins Gesicht. „ Fehlt dir etwas? Ich rufe einen Krankenwagen. Bleib ganz ruhig Emily. Ich bin gleich wieder bei dir.“ Sie griff nach dem Telefon.
    Aber Emily sprang auf und hielt ihre Hand fest. Clare starrte sie verblüfft an. So verhielt sich keine Kranke.
    „ Nein! Nicht! Lass mich nur eben Luft schnappen!“, n och atmete sie schwer, aber sie strahlte über das ganze Gesicht.
    „ Na, Gottlob! “, v erwundert und erleichtert zugleich, füllte Clare einen Becher mit Wasser und presste ihn in Emilys Hände. „ Jetzt nimm erst einmal einen Schluck! Und, um Himmels Willen, Emily, beruhige dich! Du weißt doch, dass du dich nicht so aufregen darfst. “
    Emily schlürfte das Wasser artig, aber ihre Augen funkelten, denn sie brannte darauf, ihre Neuigkeiten loszuwerden. Als sie fertig war, wischte sie sich mit dem Handrücken über den Mund. „ Stell dir vor – ich habe die Queen gesehen! ”
    Clare verstand ihre Aufregung nicht. Schließlich war Mayfair so dicht am Palast, dass man die Queen häufig vorbeifahren sah.
    „ Die Queen? Na, toll...“, sagte sie mäßig begeistert, „u nd das hat dich so fertig gemacht? ”
    „ Nein. Ich meine, ja . Dieses Mal war es anders. “
    „ Anders?“
    Clare sah auf die Uhr. In einer Stunde sollte der Kranz abgeholt werden. Es war fast zehn Uhr und bald würden die ersten Kunden anrücken. Emily könnte sie wieder an ihre Arbeit lassen, jetzt da es offensichtlich kein Schlaganfall war, wie im letzten Winter.
    Aber Emily erzählte weiter: „ Ich stand an dem Fußgängerübergang in der Curzon Street. Du weißt schon; die Ampel die immer so lange braucht, um grün zu werden. Da hielt ein Auto direkt neben mir. Ein Auto sage ich dir, mit Chauffeur und Gardinen und allem Schnickschnack. Dann wurde die Gardine zurückgezogen und rate mal, wer da raus geguckt hat? “
    „ Die Queen. “ Clare klopfte ungeduldig mit einem Fuß. „ Wie schön für dich. So, jetzt muss ich aber wieder... “
    „ Ach Clare! Du alte Langweilerin! Du willst es einfach nicht begreifen, oder? Also, Folgendes: die Queen sah aus dem Fenster, mir direkt in die Augen und...“, sie machte eine Pause wie ein Trommelwirbel, „ l ächelte mich an. Mich...die kleine alte Emily Milford, so wie ich dastand, mit meinen angeklatschten Haaren in diesem grässlichen Regen und in meinem alten ausgefransten Mantel“, i hre Augen füllten sich mit Tränen, „i st das nicht einfach wunderbar? “
    Endlich begriff Clare. Ihre Majestät hatte keine größere Bewunderin als Emily. Gerührt bückte sie sich und umarmte Emilys rundliche Figur.
    „ Ja, du musst ja auf Wolke Sieben schweben. Du meine Güte! Stell sich einer das mal vor! Von der Queen angelächelt zu werden! Unglaublich! “
    Sie übertrieb ihre Begeisterung, aber das lag nur daran, dass sie unendlich erleichtert war. Wie schön, dass die Queen dieser liebenswürdigen alten Frau eine so große Freude beschert hatte!
    „ Weißt du was? Ich schlage vor, du gehst und machst dir eine schöne Tasse Tee. Dann knöpfst du dir das Telefon vor und rufst nacheinander Gladys, Elsie und Tessa an. Sie wollen sich bestimmt mit dir freuen.“
    Emily grinste verschmitzt. „ Da bin ich mir nicht so sicher... “
    „ Warum? “
    „ Tessa wird wahnsinnig eifersüchtig sein. Das bringt sie um. “
    Clare zwinkerte ihr zu. „ Um so mehr ein Grund, sie schleunigst anzurufen.“
    Sie wandte sich mit leichtem Herzen wieder ihrer Arbeit zu, während Emily glücklich zur Küche davontrabte.
    Nicht lange, und Emily
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