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Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Titel: Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)
Autoren: Holly Black
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den Spaß, den das machen würde.
    Lady Jaye war völlig verrückt. Sie hatte auf Säbel-Williams Schiff angeheuert, weil er sie zum Schatz des Haiprinzen führen sollte, doch bei jedem Landgang bestahl sie die Einheimischen, sodass sie mittlerweile fünf Häfen gar nicht mehr anlaufen durften. William musste sie immer wieder raushauen, bis er sie endlich so weit hatte, dass sie nicht mehr von Bord der Neptunperle ging.
    Nur ließ sie sich dann etwas Neues einfallen und kletterte zum Beispiel mit verbundenen Augen den Mast hoch, nur um alle zu beeindrucken. Alice’ Beschreibungen von Lady Jayes Mätzchen hatten Zach so sehr zum Lachen gebracht, dass er sich den Bauch halten musste. Jetzt hatte er auch Bauchschmerzen, aber aus einem anderen Grund.
    »Ich überlege es mir nicht anders«, murmelte er benommen.
    »Aber das ist doch Unsinn«, protestierte Poppy, die ihn nicht so leicht davonkommen ließ. »Du kannst nicht einfach aufhören. Wir sind mitten in einer Szene. Was soll denn aus den Leuten werden? Was wird aus Lady Jaye? Selbst wenn sie den Meerjungfrauen entkommen kann, was dann? Was ist mit der Besatzung?«
    William hatte Lady Jaye versprochen, sie bis zu dem Ort mitzunehmen, der auf der Landkarte markiert war und wo angeblich die Höhle des Haiprinzen lag. Er hatte ihr sein Ehrenwort gegeben, im Namen der Neptunperle .
    »Vielleicht kann ja einer von euren Leuten Kapitän werden.« Allein der Gedanke daran schmerzte Zach, doch die Neptunperle war eins der wenigen Spielzeuge, die keinem von ihnen gehörte. Es war nur ein ausgeschnittenes Stück Papier, für das er sich jetzt auch nichts mehr kaufen konnte.
    »Vielleicht lassen sie sie auch über die Planke gehen«, sagte Poppy.
    »Ist mir egal, wie es weitergeht«, sagte Zach und all die Wut auf seinen Vater, auf dieses Gespräch und alles, was damit zusammenhing, schwang darin mit und ließ es gemein klingen. »Macht doch, was ihr wollt, mir ist das scheißegal.«
    »Ist ja gut«, sagte Alice und hob die Hände, als wollte sie sich ergeben. »Sollen wir auf den Flohmarkt gehen? Oder mit dem Fahrrad dahin fahren? Wie du willst. Wir könnten nach Büchern gucken und mit den Spielautomaten im Kinofoyer spielen. Eine Verschnaufpause einlegen.«
    Da Alice dort gar nicht hindurfte, war es ein großmütiges Angebot.
    »Heute ist mir nicht danach«, antwortete Zach. »Aber danke.« Sie waren fast an seiner Straße angekommen, gleich war er zu Hause. Er beschleunigte seinen Schritt.
    »Bist du mit der Befragung fertig?«, fragte Poppy.
    Er packte seinen Rucksackriemen fester und schüttelte den Kopf. Der Zettel lag säuberlich gefaltet in der Vordertasche, der Reißverschluss war zugezogen. Er hatte alles aufgeschrieben und mit Bildchen versehen, ein unwiderruflicher Beweis dafür, dass es ihm mitnichten egal war. Er konnte ihn ihr nicht geben.
    Sie hielt die Hand auf.
    »Ich habe die Fragen nicht beantwortet«, sagte er. »Wozu also?«
    »Gib mir den Zettel zurück. Ich kann ja meine eigenen Antworten aufschreiben.«
    Zach runzelte die Stirn. »Ich habe ihn nicht mehr. Hab ihn verloren.«
    »Du hast die Befragung verloren ?«, schrie Poppy. Hatte sie etwa Angst, dass jemand herausfand, was sie ihn gefragt hatte? Er an ihrer Stelle würde genau das befürchten.
    »Wahrscheinlich ist der Zettel irgendwo im Rucksack«, sagte Alice. »Guck doch nach.«
    »Was ist passiert?« Poppy packte seinen Arm. »Was ist denn los? Warum bist du so anders?«
    Er drehte sich zu ihr um. Er musste schnell weg, bevor er etwas sagte, das er nicht zurücknehmen konnte. »Weiß ich nicht. Ich will nur nicht mehr mitspielen.«
    »Na gut«, sagte Poppy. »Dann bring deine Leute wenigstens noch ein letztes Mal mit. Zum allerletzten Mal. Damit sie sich verabschieden können.«
    »Das geht nicht«, sagte er. »Ich kann einfach nicht, Poppy.«
    »Ich möchte Auf Wiedersehen sagen.« Der Schmerz in Poppys Gesicht war so schlimm und seinem eigenen so ähnlich, dass Zach sie kaum ansehen konnte. »Sie würden es sich wünschen. Sie werden Rose und Lady Jaye und Aeryn und Lysander vermissen, auch wenn du es nicht tust.«
    »Sie sind nicht lebendig, das ist dir doch klar, oder?« Zach wusste, wie gemein er sich benahm, aber es fühlte sich gut an, um sich zu schlagen, auch wenn es die Falsche traf. »Sie sind nicht echt und können sich nichts wünschen. Jetzt sei nicht so ein Loser. Du kannst nicht bis an dein Lebensende so tun als ob.«
    Alice holte scharf Luft. Die roten Flecken auf Poppys Hals
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