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Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Titel: Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)
Autoren: Holly Black
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sagte Zach. Er wusste, wie es weitergehen würde. Von dem Trupp Schüler, die zusammen nach Hause gingen, würde immer wieder ein Grüppchen abbiegen und in einer anderen Richtung weitergehen, bis nur noch Poppy, Alice und er übrig blieben. Dann würde jemand fragen: »Sollen wir spielen?« So war es immer und er würde irgendetwas sagen müssen.
    »Alles okay bei dir?«, fragte Alice.
    »Echt«, sagte Leo. »Du siehst nicht besonders gut aus, Zach. Ist dir jemand übers Grab gelaufen?«
    Zach blinzelte. Immerhin war auf Leos Verrücktheiten Verlass. Wenigstens das würde sich nicht ändern. » Was ?«
    »Das hat mein Opa immer gesagt. Kennst du das nicht?«
    »Nein«, antwortete Zach. Er kickte nach ein paar Blättern, die in Spiralen durch die Luft wirbelten. Das Gerede über Gräber erinnerte ihn an den letzten Abend, als der Wind auf dem Heimweg so schaurig geheult hatte. »Soll das heißen, mein Grab wird mal vor unserer Schule liegen? Was für ein Quatsch.«
    »Es hat doch keiner gesagt, dass du hier beerdigt wirst.« Alice verdrehte die Augen. »Das ist nur ein Spruch. Es bedeutet, dass irgendwo irgendeiner auf die Stelle getreten ist, wo später dein Grab sein wird.«
    »Mit anderen Worten, es könnte überall sein?«, fragte Zach. »Und wie soll das weiterhelfen?«
    »Soll es gar nicht«, erklärte Leo. »Es stimmt nur angeblich.«
    »Worüber redet ihr?«, fragte Poppy, die sie eingeholt hatte. Sie trug einen schwarzen Pulli und hüpfte mit ihren blauen Chucks. Bei dem einen war der pinkfarbene Schnürsenkel aufgegangen und schleifte durch den Schmutz. Poppy hatte ihr kupferfarbenes Haar zu Zöpfen geflochten und der Eyeliner an einem Auge war verschmiert, als hätte sie die Schminke vergessen und daran gerieben.
    »Nichts«, antwortete Zach und zuckte die Achseln.
    Poppy sah Alice an und zog die Augenbrauen hoch. »Nichts wie nichts oder nichts wie nichts Besonderes, aber irgendwie doch ?«
    Alice schüttelte den Kopf und lächelte, doch dann senkte sie den Kopf, als schämte sie sich dafür. Zach kapierte gar nichts mehr. Er fragte sich, ob das etwa mit gestern und dem Kichern zu tun hatte, hatte aber keine Ahnung, wie er das herausbekommen sollte. Manchmal schienen Mädchen eine eigene Sprache zu sprechen, doch wo hatten sie die gelernt? Er war ziemlich sicher, dass sie vor einem Jahr noch dieselbe Sprache gesprochen hatten.
    »Wir unterhalten uns über Aberglauben«, sagte Leo. »Zum Beispiel, dass du unwillkürlich erschauerst, wenn jemand auf dein Grab tritt.«
    Leo redete immer so geschwollen. Aberglauben. Erschauern. Unwillkürlich. Einige Mitschüler meinten, das läge daran, dass Leos Mutter in Teilzeit am College unterrichtete, aber Zach glaubte, Leo war einfach so.
    »Wie tritt man auf die Lücken, bricht die Mutter sich den Rücken ?«, fragte Poppy. »Als ich ganz klein war, habe ich das mal versucht. Ich war so wütend auf Mom, warum weiß ich schon nicht mehr. Ach, doch! Nick hat mich im Garten geschubst und ich habe mit einem Ast auf ihn eingeschlagen. Habe ihn voll erwischt, direkt über dem Auge. Es blutete wie verrückt, und obwohl er angefangen hatte, musste ich es ausbaden. Ich bin auf alle Lücken getreten, die ich finden konnte. Und am nächsten Tag ist sie im Garten ausgerutscht und hat sich den Fuß verstaucht.«
    »Echt jetzt?«, meinte Leo. Zach konnte ihm förmlich ansehen, wie er das Gehörte zu all den anderen irren Geschichten in seinem Kopf packte.
    Poppy lachte. »Also, sie hat sich ja nicht das Rückgrat gebrochen. Sie ist nur zufällig hingefallen, aber damals hatte ich echt Angst. Ich dachte, ich hätte einen mächtigen Fluch über sie verhängt.«
    »Und danach bist du noch jahrelang vorsichtig über alle Lücken gestiegen«, sagte Alice. »Weißt du noch? Du hast dich total angestellt und bist seitwärts gelaufen, auf Zehenspitzen und so weiter. In Schlangenlinien, wie eine Mischung aus einer Ballerina und einem Roboter.«
    »Roborina«, sagte Zach automatisch. Aus irgendeinem Grund waren Wörter schöner, wenn man sie zusammenwarf.
    »Roborina«, wiederholte Alice, drehte sich auf den Zehenspitzen und strauchelte. »Genau.«
    »Das ist ein schönes Kofferwort«, sagte Leo. Zach nickte, wie immer, wenn er keine Ahnung hatte, worüber Leo redete.
    Sie passierten auf der Hauptstraße die alte Kirche mit dem hohen Turm, gingen weiter am Friseur vorbei, an der Pizzabude, in der Zach als kleiner Junge seine Geburtstagspartys gefeiert hatte, an der Bushaltestelle neben dem
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