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Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Titel: Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)
Autoren: Holly Black
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keine Lust, noch zu lernen. Zach wollte vor dem Fernseher sitzen und die Geisterjäger-Serie sehen oder die mit dem Meisterdieb, der fürs FBI arbeitete. Am allerliebsten direkt vom Sofa aus mit einem großen Teller Spaghetti und Würstchen auf dem Schoß.
    Doch seine Mutter würde es ihm wahrscheinlich nicht erlauben. Seit sein Vater zurückgekehrt war, mussten sie immer, wenn er da war, alle zusammen am Tisch essen – Handys, Gameboys oder Bücher waren dann verboten. Dazu zitierte sie eine Studie aus einer Zeitschrift, in der stand, ein gemeinsames Abendessen würde aus Zach einen glücklicheren Erwachsenen machen und ihr beim Abnehmen helfen. Warum das nur galt, wenn sein Vater zu Hause aß, obwohl es angeblich so wichtig war, blieb Zach ein Rätsel.
    Während ihm all das durch den Kopf ging, fiel ihm etwas Seltsames auf. Als er morgens zur Schule gegangen war, hatte Säbel-William mit mehreren anderen Actionfiguren der weniger wichtigen Crewmitglieder der Neptunperle am Rand seines Schreibtisches gesessen. Doch jetzt waren sie alle weg.
    Zach ließ den Blick durch sein Zimmer wandern. Es war nicht besonders aufgeräumt, obwohl seine Mutter ihn jeden Sonntag aufforderte, ein wenig für Ordnung zu sorgen . Seine schmutzige Wäsche häufte sich um den eher leeren Wäschekorb und aus dem Bücherregal quollen Piratenbücher, Abenteuerromane und Schulbücher. Einige lagen auch auf dem Fußboden. Auf dem Schreibtisch neben seinem Computer stapelten sich Zeitschriften, Legosteine und Modellbauschiffe. Trotzdem wusste er genau, wo seine Männer sein sollten – und da waren sie nicht.
    Zach stand unbeholfen auf und glitt langsam von der Matratze. Dann bückte er sich und sah unterm Bett nach. Hin und wieder kam Party , ihre Katze, in sein Zimmer und wirbelte alles durcheinander. Doch auch als Zach auf dem Teppich hockte, konnte er Säbel-William nirgends entdecken.
    Allmählich bekam er es mit der Angst. William war seine beste Figur – mit ihm spielte er am längsten und William stand auch immer noch im Mittelpunkt fast all seiner Geschichten. Vor zwei Wochen hatte Poppy eine Wahrsagerin eingeführt, die behauptet hatte, Williams Vater zu kennen. Dadurch hatte es plötzlich noch mehr Spaß gemacht, William zu spielen, der auf der Suche nach seiner Vergangenheit gleichzeitig den Fluch der Königin rückgängig machen wollte.
    Das war typisch Poppy, improvisieren, sich die Lücken in der Geschichte zueigen machen und etwas schaffen, das neu war, interessant und ein bisschen unheimlich. Manchmal ärgerte sich Zach auch darüber – schließlich bestimmte er über Williams Geschichte –, doch meistens lohnte es sich, mitzuspielen und ihr zu vertrauen.
    William durfte nicht verloren gehen. Denn wenn William nicht mehr da wäre, gäbe es auch keine Geschichte mehr, keine verrückten Ideen, keine Belohnung, kein Ende, kein gar nichts mehr.
    Vielleicht , dachte Zach, habe ich mich auch geirrt. Vielleicht lag er falsch, was die Figuren anging, und William und die anderen waren bei seinen Spielsachen. Er ging zum Kleiderschrank, in dem der Matchsack mit seinen Actionfiguren hätte sein müssen, doch die Tasche war auch nicht mehr da.
    Ihm war seltsam zumute. Als ob sich jemand auf seine Brust gesetzt hätte.
    Zach starrte auf den Platz im Schrank und wartete, dass sein Gehirn eine Erklärung lieferte. Panik erfasste ihn. Er war ganz sicher, dass die Tasche am Morgen auf dem Boden gestanden hatte, weil er darüber gestolpert war, als er sich ein T-Shirt vom Bügel holen wollte.
    Oder hatte er sie bei Poppy vergessen? Nein, er erinnerte sich genau daran, sie am Abend noch gesehen zu haben. Außerdem ließ er die Tasche nicht grundlos irgendwo stehen – es sei denn, sie waren mitten in einer langwierigen Schlacht, sodass alles so stehen bleiben musste. Doch so war es nicht gewesen.
    Zach sah sich hilflos um.
    » Mom! «, rief er, riss die Zimmertür auf und lief in den Flur. »Mom! Was hast du mit meinen Sachen gemacht? Hast du meine Tasche weggenommen?«
    »Zachary?«, rief sie von unten. »Jetzt hast du die Tür schon zum zweiten Mal –«
    Er rannte die Treppe herunter und unterbrach sie mitten im Satz. »Wo ist meine Tasche? Und wo sind die Actionfiguren, die Modellbauteile und die Autos? Wo ist das alles? Oben ist nichts mehr.«
    »Ich habe nichts aus deinem Zimmer geräumt. Sie sind bestimmt unter deinem kilimandscharohohen Wäscheberg.« Sie lächelte, als sie einen Stapel Teller holte, doch er starrte sie nur an. »Räum
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