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Die Pubertistin - eine Herausforderung

Titel: Die Pubertistin - eine Herausforderung
Autoren: Baumhaus
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würde das Ding nienie auf den Fußboden stellen und immerimmer ihren Schreibtisch aufräumen, sodass das gute Stück nicht mal in die Nähe einer Colaflasche käme. Und was das Technische angeht: Um vorzeitiger Überalterung vorzubeugen, müssten wir nur das allerneueste Modell kaufen. Das jedoch – sie hat hier schon mal ein paar Elektronikmarktprospekte vorbereitet – sei nicht ganz billig ...
     
    Eben, sagen wir. Mal ganz abgesehen davon, dass die Gerätschaft, die dir da so vorschwebt, richtig viel Geld kostet, war da nicht noch was anderes mit Weihnachten? Geht’s da nicht um Liebe und Familie, um echte Überraschungen – oder ist der 24. Dezember nur noch ein passender Termin, um Geschenke abzukippen?
     
    Letzteres, antwortet das desillusionierte Kind. Und dann unterbreitet sie uns folgendes Finanzierungsmodell:In einem gemeinsamen Kraftakt spuckt die gesamte Familie den nötigen Geldbetrag aus. Mit den Bareinnahmen kauft sie sich dann den Dreihundert-Trilliarden-Kasten, aber erst nach Neujahr, weil dann die Preise gesenkt werden. Die Akquise bei der Verwandtschaft übernehmen wir, sie würde im Gegenzug auch nichts mehr zum Geburtstag haben wollen. Mann, ist die clever: Wir sollen den peinlichen Bettelpart übernehmen, sie den Konsum.
     
    Spätestens jetzt müssten wir dieses ungute Gespräch abbrechen. Unsere kleine Computerfreundin hat es doch tatsächlich geschafft, mit uns nicht länger das Ob, sondern nur noch das Wie zu diskutieren. Das ist demütigend, und es fühlt sich auch zwischenmenschlich nicht gut an. Wir wissen, dass sie damit rechnet, dass an ihrem Geburtstag im Mai keiner aus der Familie wagen würde, ihr unter Verweis auf Weihnachten nichts zu schenken. Und im Übrigen: Ich habe ihre Weihnachtsgeschenke längst gekauft. Es handelt sich dabei um so profane Dinge wie Bücher, CDs, Schokolade, T-Shirts, mit Liebe ausgesucht. Aber in Anbetracht ihrer Beschaffungsoffensive erscheinen die Päckchen, die unten in meinem Kleiderschrank auf Heiligabend warten, plötzlich vielzu banal und wertlos für ein Mädchen, aus dessen Augen die pure Gier strahlt.
     
    Natürlich kann ich sie verstehen, ich zum Beispiel habe mir einst einen Hund gewünscht. Wider alle Vernunft – meine Eltern gestatteten nicht einmal einen Goldhamster. Ich war elf Jahre alt, und meine Eltern sollten mir zu Weihnachten als repräsentativen Spielkameraden einen Silberpudel namens Cherry schenken. Ich hatte alles schon genau geplant: Cherry würde auf einer Decke neben meinem Stockbett schlafen, morgens würde er mich bis zur Schultür geleiten und dort geduldig warten, bis ich zurückkäme. Er würde sich an mich schmiegen, wäre wahnsinnig humorvoll und – Achtung! – alle meine Freundinnen würden Cherry gern mal Gassi führen, aber er würde nur auf mein Kommando hören. So weit meine Fantasie. Wenn ich nur lange genug darüber nachdachte, wenn ich es mir wirklich und ganz fest wünschte, könnten meine Eltern doch gar nicht anders, als ihrer großartigen Tochter diesen Herzenswunsch zu erfüllen. Oder?
     
    Es ist nichts geworden aus Cherry und mir. Meine Eltern versuchten ernst zu bleiben, als ich ihnen damalsdie mannigfaltigen Vorzüge eines kleingelockten Mitbewohners darlegte. Sie versprachen mir, den Wunsch zu erfüllen, nahmen ein Blatt Papier zur Hand, schrieben GUTSCHEIN drauf und sicherten mir darauf schriftlich zu, mir dereinst zu meiner Hochzeit einen Pudel namens Cherr y zu schenken – den schönsten, treuesten und glänzigsten, den es gibt. Als ich mich schließlich viele Jahre später anschickte, den Vater der Pubertistin zu heiraten, zogen sie das Dokument hervor. Draußen vor der Tür warte eine lang versprochene Überraschung auf mich, sagten sie. Auf dem riesigen Paket stand CHERRY , drin war ein Fernseher. Puh!
     
    Hol mal ein Blatt Papier, sage ich zur Pubertistin.

Anne und Tobias werden auch da sein, Tobias wird den ganzen Abend dabeisitzen, Birgits CD-Sammlung inspizieren, spöttisch lächeln und nichts sagen. Christoph und Ute werden mal wieder später kommen, weil sie sich wie jedes Jahr am Silvesterabend bis zuletzt gestritten haben. Obwohl, irgendwie sind die beiden der Joker dieses Abends: Letztes Jahr hat Ute gestreikt und ist wütend daheim geblieben. Aber damit wir auch alle recht oft an sie denken und über sie reden, hat sie Christoph alle fünf Minuten auf dem Handy angerufen und ihn gefragt, ob er sich gut ohne sie amüsiert. Also mal sehen, wie es dieses Jahr läuft und wie das
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