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Die Psychotherapie der Hildegard von Bingen

Die Psychotherapie der Hildegard von Bingen

Titel: Die Psychotherapie der Hildegard von Bingen
Autoren: Wighard Strehlow
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der Seele mit dem Leib und die göttlichen und kosmischen Kräfte, die jedem Menschen aufgrund seiner Herkunft zur Verfügung stehen. Dieses Wissen wird von nun an Ihr Bewusstsein radikal verändern, denn durch die enge Vereinigung von Gott, Mensch und Universum werden Ihnen Kräfte zur Verfügung stehen, die Sie in Ihren kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten haben. Diese Kräfte werden Ihr Leben verändern und Sie für Liebestaten aktivieren, die Ihrem Leben den lang ersehnten Sinn geben. »Der Mensch hat nämlich Himmel und Erde und alles, was geschaffen ist, in sich vereinigt, und alles liegt in ihm verborgen … Also sind Gott und Mensch eins wie Seele und Leib …«
(Causae et curae).
    Haben Sie schon einmal eine Seele gesehen? Nein. Dann schauen Sie doch mal in den Spiegel oder Ihrem Freund oder Ihrer Freundin in die Augen, denn »… mächtig ist der Blick der Seele in den Augen eines solchen Menschen, dessen Augen klar und durchsichtig sind, weil die Seele in seinem Körper kraftvoll wohnt, um noch viele gute Werke mit ihm zu vollbringen, denn die Augen sind die Fenster der Seele«.
    Für Hildegard von Bingen besteht vollkommene Klarheit darüber, dass der Mensch von Natur aus eine vollendete Einheit ist, eine Schönheit mit Form und Inhalt, die dadurch entsteht, dass sich in ihm Himmlisches und Irdisches verbunden hat.
    In ihrem visionären Buch
Scivias
beschreibt sie die Vereinigung von Leib und Seele als Beginn des Lebens in dem Moment, wo die Mutter die ersten Kindsbewegungen spürt. Mit dieser Zeitangabe unterscheidet sie sich nicht nur von den Angaben der damaligen Tradition, sondern auch von der heutigen Schultheologie. Aber es geht hier um zwei getrennte wichtige Vorgänge, die Zeugung durch den irdischen und die Beseelung durch den himmlischen Vater. In jedem Menschen vereinigen sich zwei Naturen, eine sichtbare irdische, die sich im Körper zeigt, und die unsichtbare göttliche Natur seiner Seele. In ihrer Vision von Leib und Seele hat Hildegard diesen komplexen Vorgang der menschlichen Seele sehr anschaulich sichtbar gemacht (siehe Abb. 2 im Bildteil).
     
    Wir sehen auf der linken Seite dieses Bildes ein Rechteck mit einem eiförmigen Oval, Symbol der Fruchtbarkeit. Im Vordergrund ist eine schwangere Frau. Darüber sieht man drei Männergruppen mit jeweils einer Schale, in der sich runde Käse befinden, die männliche Hoden repräsentieren. Auf der rechten Seite erkennen wir starke Männer, ihr Samen ist hart wie guter Käse. Sie zeugen gesunde Kinder mit einem zur Fröhlichkeit neigenden Naturell. Die Männer auf der linken Seite zeugen Kinder, die von Geburt an zur Melancholie und zum Weltschmerz neigen. Ihr Samen ist weich wie Käse. Im Hintergrund sieht man, wie ein Teufelchen sein Gift unter den Samen der dritten Männergruppe mischt. Kinder, die aus diesem Samen gezeugt werden, nennt Hildegard
debilitates,
das heißt von Anfang an behindert. Ihnen widmet Gott seine besondere Aufmerksamkeit und Liebe, denn behinderte Kinder neigen von Natur aus zu Zufriedenheit und Freude.
    Mit der Zeugung des Menschen ist das Werk der Männer mehr oder weniger abgeschlossen. Zur Schwangerschaft sind allein die Frauen fähig, weil nur eine Frau in der Lage ist, Leben zu empfangen und weiterzugeben.
    Im Vordergrund ruht eine schwangere Frau. Wir sehen ein Baby in ihrem geöffneten Schoß, das mit einer goldenen Nabelschnur mit dem blauen Himmel verbunden ist. Die Nabelschnur gehört zu einem goldenen Viereck, das aus lichtblauer Höhe kommt. Die beiden Farben Gold und Blau repräsentieren auch in der Sprache der Ikonenmalerei die Anwesenheit Gottes und des Himmels, ein Ausdruck dafür, dass die Seele göttlicher Natur ist und im Himmel ihre Heimat hat.
    Überraschenderweise finden wir auch in den großen Weisheitsreligionen, zum Beispiel bei den australischen Aborigines, die gleiche Vorstellung, dass der Mensch zwei Väter hat, einen natürlichen und einen spirituellen, göttlichen.
    Die goldene Seele hat vier Ecken und drei Teile. Die vier Ecken symbolisieren die vier kosmischen Elemente. Die vier Lebenselemente – natürliche Energie, frische Luft, reines Wasser und saubere Erde – sind die Grundlage für jedes gesunde Leben: »Auch die Elemente der Welt hat Gott geschaffen. Sie sind im Menschen, und der Mensch wirkt in ihnen. Es sind dies das Feuer, die Luft, das Wasser und die Erde, und diese vier Elemente sind untrennbar so eng miteinander verknüpft und verbunden, dass keines vom anderen
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