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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine
Autoren: Pamela Freeman
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als schwimme sie tief unten im Steinbruchbecken und werde vom Druck des Wassers auf ihre Brust erstickt.
    Bald.
    Wie eh und je hallte die Stimme der Götter in ihr nach,
um dann zu verklingen. Die Lichtung war wieder leer, der Druck verschwunden.
    Bald.
    Was hatte sich verändert?
    Auf dem Heimweg machte sie einen Abstecher zu Swith und massierte ihm die Hände. Dabei war sie so wortkarg, dass er sich für Adens Grobheit am Nachmittag entschuldigte. Sie tat es lachend ab, doch in ihren Träumen in jener Nacht war sie eine Wildgans, die für immer über einem goldblättrigen Wald flog.
    Für den Fall, dass sich ein Wolfsfell diesbezüglich von Wiesel und Fuchs unterschied, fragte sie am nächsten Morgen Gerda, die Gerberin, um Rat. Dem war nicht so, trotzdem bezahlte sie für den Ratschlag mit einem Korb winziger süßer Erdbeeren, die sie in der tiefen Lichtung, wo eine alte Eiche umgestürzt war, gesammelt hatte.
    Es war ein schönes Fell, dick und glänzend. Bramble hängte es über den Stuhl in ihrem Zimmer und fuhr jedes Mal, wenn sie daran vorbeiging, mit der Hand darüber. Die Haare schnellten dann durch ihre Finger zurück, als bewege sich der Körper noch, und jedes Mal, wenn sie dies spürte, durchfuhr sie eine Welle von Freude. Zur Schau stellen wollte sie es nicht, verschleißen würde sie es wohl dennoch. Im Nachhinein tat es ihr leid, dass sie es nicht im Wald versteckt und nach Einbruch der Dunkelheit geholt hatte. Auch bereute sie es nun, Gerda um Rat gefragt zu haben.
    Die Männer des Kriegsherrn spürten sie in der Lichtung nahe dem Springtree auf. Sie sammelte nicht Weißdorn, wie die anderen Mädchen es an diesem Tag vor dem Springtree-Tanz taten, sondern überprüfte, ob der Bienenstock, den sie im vergangenen Herbst gefunden hatte, den Winter überlebt hatte. Der Stock befand sich in der Astgabel einer Linde,
die gerade ausschlug. Auf diesen Baum war sie als Kind oft geklettert, wenn sie mit Maryrose ein Spiel gespielt hatte, bei dem sie ins Dorf zurückgelangen mussten, ohne dabei den Boden zu berühren. Es war schwierig, aber möglich, die ganze Strecke von Baum zu Baum und von Zaun zu Baum zu springen.
    Der Bienenstock war in gutem Zustand, und in ihm summte es gesellig. In sicherer Entfernung setzte sie sich auf den Ast und sprach eine Weile mit den Bienen. Sie beschloss, während des Sommers häufig zurückzukehren, sodass sie sich an den Klang ihrer Stimme gewöhnen konnten und sie nicht angreifen würden, wenn sie kam, um sie einzuräuchern und ihnen den Honig wegzunehmen.
    Hinter der großen Weide tauchte ein Reiter auf. Es war der Blonde. Von Nahem betrachtet, war er ein stämmiger, breitschultriger Mann mit dem hellen Haar und den blauen Augen des Volks von Acton. Er ritt auf einem kraftvoll wirkenden Rotschimmelwallach. Sie war auf der Hut, doch er war weit genug entfernt. Sie konnte von dem Baum hinunterklettern, bevor er bei ihr war. Die Äste der Linde verflochten sich mit denen einer großen Weide; sie konnte wegrennen und den Wald erreichen, bevor er vom Pferd stieg. Mit einer Hand gegen den Stamm gelehnt, stellte sie sich auf den Ast.
    »Seid gegrüßt, Frau«, sagte er und setzte dabei das Lächeln auf, das Männer häufig benutzten und das bezaubernd wirken sollte, dies aber nie tat. Sie nickte, nicht gewillt, ihm mehr zu verraten, bevor sie nicht wusste, was er wollte. Sogar lächelnd hatte er einen fiesen Mund und einen verschlagenen Blick, obwohl er nicht älter war als sie. Er war verärgert darüber, dass sie ihn nicht gegrüßt hatte.
    Sein finsteres Gesicht hellte sich sichtbar auf, als er ihre Brüste betrachtete. Auch diesen Blick kannte sie. Es war
kein Begehren, sondern Wollust, die keine Rücksicht darauf nahm, was sie dachte oder empfand. Männer, die einen so anschauten, schauten einem nie in die Augen.
    »Komm doch herunter, und rede mit mir.« Er hielt ihr einladend die Hand entgegen.
    »Nein, danke.«
    Nun schaute er ihr ins Gesicht, und sie sah, wie er ihr schwarzes Haar und ihre Augen registrierte, sah die Verachtung in seinem Gesicht. Sie merkte, dass es ihn noch wütender machte, dass eine Wandrerin ihm widerstand. Er richtete sich im Sattel mit geschwellter Brust auf wie ein zehnjähriger Junge, der jemanden beeindrucken wollte. Fast hätte sie gelacht, aber das wäre nicht ungefährlich gewesen.
    »Hör mit dem Spielchen auf, Mädchen. Du weißt, warum ich hier bin. Gib mir das Wolfsfell, und ich vergesse, dass du es mir gestohlen hast.«
    »Wenn Ihr
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