Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pollinger-Kinder und die Piep-Gespenster

Die Pollinger-Kinder und die Piep-Gespenster

Titel: Die Pollinger-Kinder und die Piep-Gespenster
Autoren: Josef Carl Grund
Vom Netzwerk:
einem Tuch bedeckt. Das bedeutete für Spatzi: Halt den Schnabel und geh schlafen! Das tat der Kanari denn auch.
    Die Pollinger-Kinder beeilten sich. Sie kniffen die Daumen ein, schlossen die Augen, und Hans-Heinrich sagte: „Wir möchten zu den Piep-Gespenstern.“
    Dann murmelten beide: „Simsalabim.“
    Da waren sie auch schon dort. Und es war nicht mehr Nachmittag, sondern Nacht, nicht mehr Faschingszeit, sondern Hochsommer. Vom schwarzblauen Himmel schien der Vollmond. Er beleuchtete den Eingang zu einer großen Felshöhle. Da stand eine goldfarbene Truhe. Sie war mit Stahlbändern beschlagen und mit zwei schweren Vorhängeschlössern versperrt. Auf dem Deckel schimmerte in roten Ziffern die Zahl 26.
    Um die Truhe schwebten drei Gespenster herum, ein großes und zwei kleinere. Sie sahen wie flatternde Bettücher aus, und der Mond übergoß sie mit hellgelbem Licht. Dunkel gähnten die Mund- und Gucklöcher in den Geisterköpfen.
    Als die Pollinger-Kinder so plötzlich vor der Höhle auftauchten, blieben die Gespenster kerzengerade in der Luft stehen. Ihre Gucklöcher funkelten wie glühende Kohlen.
    „Guten Abend“, grüßte Hans-Heinrich.
    „Gu-gute Nacht“, stotterte Roswitha, denn sie fürchtete sich ein wenig.
    „Oh!“ orgelten die Gespenster mit abgrundtiefen Baßstimmen.

    Dann schwebte der größte Geist auf Hans-Heinrich und Roswitha zu, beugte sich zu ihnen nieder und fragte: „Seid ihpiep etwa die Pollingepiep-Kindepiep?“ Er sprach leise, um die Kinder nicht zu erschrecken. Das komische „Piep“ sprach er mit überschlagender Stimme, so daß es wie das Fiepen der Geburtstagsmaus klang.
    „Wir sind die Pollinger-Kinder“, sagte Hans-Heinrich. „Ich bin Hans-Heinrich, und das ist meine Schwester Roswitha.“
    „Oh, oh, oh!“ riefen die beiden anderen Gespenster erfreut und flatterten ebenfalls heran. „Hans-Heinpiepich und Pieposwitha Pollingepiep! Das ist gut!“ Auch ihr „Piep“ hörte sich wie Mäusequietschen an.
    Roswitha fürchtete sich nicht mehr. Sie fand die Piep-Gespenster lustig. „Du hast einen ulkigen Namen, Hans-Heinpiepich“, flüsterte sie dem Bruder zu.
    „Pieposwitha ist noch doofer“, brummelte Hans-Heinrich eingeschnappt.
    „Ääätsch!“ fauchte Roswitha.
    „Selber ääätsch“, gab Hans-Heinrich bissig zurück. Dann fragte er die Gespenster: „Bitte, warum piepsen Sie so?“
    Die Geister zogen die Mundlöcher in die Breite und dann die Enden nach unten. Sie sahen unheimlich traurig aus.
    „Ach ja!“ seufzte das große Gespenst.
    „O wie schlimm“, murmelte der zweite Geist.
    „Und alles wegen Fitzliputz“, jammerte der dritte.
    „Fitzliputz?“ fragte Roswitha. „Wer ist das?“
    „Ein Halunke!“ schimpften die Gespenster, kniffen die Gucklöcher zusammen und überschlugen sich vor Zorn siebenmal hintereinander in der Luft.
    Die Pollinger-Kinder waren begeistert. Einen siebenfachen Salto hatten sie noch in keiner Sportschau gesehen.
    Mensch Meier!
    „Nehmt bitte Platz“, sagte das große Gespenst schnaufend und wies mit dem Kopf zur Truhe hin.
    Die Pollinger-Kinder setzten sich: Hans-Heinrich auf die 2, Roswitha auf die 6.
    Das große Gespenst deutete zuerst auf sich, dann auf die anderen Geister. „Ich und die beiden“, erklärte es, „sind Buchstaben-Gespenstepiep. Wipiep bewachen das Abc, damit die Gespenstepiep-Kindepiep in den Gespenstepiep-Schulen die schönen Gespenste-piep-Mäpiepchen lesen können.“
    Die Pollinger-Kinder guckten verständnislos, und das große Gespenst ließ den Kopf hängen. Da flatterte einer der kleineren Geister zu ihm und flüsterte etwas.
    Das große Gespenst atmete auf. „O ja“, rief es, „das ist eine fabelhafte Idee!“ Dann winkte es den Kindern. „Kommt mit und habt keine Angst.“ Langsam schwebte es in die Höhle hinein.
    Die Kinder folgten ihm. Im Gang wurde es bald stockfinster, und Roswitha fürchtete sich wieder. Sie griff nach der Hand des Bruders.
    „Angsthase“, spöttelte Hans-Heinrich, aber auch ihm war nicht ganz geheuer zumute. Seine Stimme zitterte.
    Zum Glück dauerte das Tasten im Dunkel nicht lange.
    Der Gang machte eine Biegung, und die Pollinger-Kinder sahen vor sich eine sanft erhellte Felsenstube. Das geheimnisvolle Licht darin schimmerte von der Decke und von den Wänden, die aus vielen tausend Bergkristallen bestanden.
    An der rechten Wand hing eine große Tafel aus poliertem Schiefer. Darauf war in leuchtend roten Buchstaben ein seltsames Alphabet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher