Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Pilgerin

Titel: Die Pilgerin
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
Nägel mit Köpfen gemacht werden. Da du nicht in der Lage bist, die Ruhe in der Stadt zu gewährleisten, werde ich reguläre bayerische Truppen herbeiholen. Der heutige Aufruhr liefert Herzog Stephan einen soliden Grund für sein Eingreifen. Das wird auch der Kaiser nicht abstreiten können.«
    Dann winkte Kadelburg Rigobert zu sich. »Weiß man, in wessen Diensten die fremden Söldner stehen?«
    Der junge Mann zuckte mit den Schultern. »Ich habe sie nicht gesehen und der Büttel, der mir von ihnen berichtet hat, erzählte, dass sie ein Wappen mit Burgen und Löwen tragen sollen.« Damit verwirrte er Kadelburg. Der Bayer kniff die Augen zusammen und starrte einige Augenblicke ins Leere. »Kein Adelsgeschlecht in weitem Umkreis hat ein solches Wappen. Burg und Löwe sind Zeichen des Königreichs Kastilien, und das liegt ja fast am Ende der Welt. Nein, da musst du falsch informiert worden sein, Bursche.«
    Während Kadelburg Rigoberts Worte mit einer wegwerfenden Geste abtat, wurde er blass. Er war weit genug nach Südfrankreich gekommen, um von dem Krieg in Kastilien gehört zu haben. Konnte es möglich sein, dass ein Feind Otfrieds dort Gefolgsleute gefunden hatte? Es gab einen Mann, der ebenfalls dort hingereist sein musste und dem er so ein Stück zutraute, nämlich Sebastian Laux.
    »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte er in die entstandene Stille hinein.
    »Du sollst endlich verschwinden und das Gesindel aus den schlimmen Gassen holen! Sag ihnen, sie können morden, schänden und plündern, so viel sie wollen, und sie werden die Häuser derjenigen erhalten, die sie niedergemacht haben.« Otfried hob die Hand, als wolle er Rigobert mit einem Hieb antreiben. Dieser trat mit erschrockener Miene zurück und schlüpfte zur Tür hinaus.
    Kadelburg leerte seinen Becher im Stehen und lächelte zufrieden, da ihm diese Entwicklung in die Hände spielte. Otfrieds Aktionen würden seiner Erfahrung nach keinen Erfolg haben, denn gegen das Gesindel, welches dieser in Marsch setzen wollte,standen schließlich auch die Männer der alten Bürgerwehr, und die wussten mit solchem Gelichter umzugehen. Die Stadt würde eine blutige Nacht und wohl auch noch einen ebensolchen Tag erleben. Wenn er dann mit genügend bayerischen Rittern und Kriegsknechten erschien, würde sie ihm wie eine reife Frucht in die Hände fallen.
    »Ich reite jetzt los, um meine Leute zu holen. Halte du mit den Deinen stand, bis ich zurückgekehrt bin.« Er nickte Otfried zu und verließ mit einem zufriedenen Lächeln die Stube. Nun würden sich gleich mehrere Probleme lösen, denn nach seiner Rückkehr würde Willinger nicht mehr am Leben sein. In froher Erwartung des Triumphs, den er bald feiern würde, trat er in den Hof des Anwesens, rief die acht bayerischen Söldner zusammen, die er Otfried als Leibgarde gestellt hatte, und befahl ihnen, sich reisefertig zu machen.
    Als sie kurz darauf das Hoftor öffneten und losreiten wollten, wurden sie jedoch von etlichen Bürgern umringt, die das Haus bewachten. Kadelburg griff zum Schwert, doch ehe er den Angriffsbefehl geben konnte, tauchten gut gewappnete Kriegsknechte in beängstigend großer Anzahl auf und verlegten ihm und seinem Gefolge den Weg. Ihr Anführer war ein noch recht junger Ritter, der seine Männer fest unter Kontrolle hatte.
    »Starrheim!« Kadelburg brauchte die Fackel nicht, die nun das Gesicht des jungen Mannes beleuchtete, denn er hatte den Habsburger Spross bereits an dessen Stimme erkannt. Nun bleckte er die Zähne wie ein in die Enge getriebener Hund. »Ihr verdammten Österreicher steckt also hinter dem Ganzen. Der Teufel soll euch holen! Aber es wird euch nichts nützen. Verschwinde mit deinem Pack, wenn du nicht eine Fehde mit Herzog Stephan von Bayern am Hals haben willst.«
    Um Starrheims Lippen spielte ein verächtliches Lächeln. »Glaubst du, dein Herzog würde meine erhabenen Vettern Albrecht und Leopold wegen dieser einen kleinen Stadt herausfordern wollen? Du maßt dir zu viel an, Kadelburg. Soviel ich weiß, steht Herzog Stephan in Verhandlungen mit meinen Verwandten, in denen es um Tirol geht. Er weiß, dass er dieses Land nicht zurückerobern kann, und wünscht, mit Geld für den Verlust entschädigt zu werden. Ist Tremmlingen ihm so viel wert, dass es diese Summe aufwiegen kann? Außerdem stehe ich hier nicht als Abgesandter meiner Herzöge, sondern als Ritter, der einen Eid erfüllt. Eine junge Frau namens Tilla Willinger hat mir zweimal das Leben gerettet. Ich versprach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher