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Die Pilgergraefin

Die Pilgergraefin

Titel: Die Pilgergraefin
Autoren: Elizabeth Mittler
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von Eschenbronn, wie ihr Gemahl ihr erklärte – mit allerlei Getier: Vögel, Hasen und Hirsche. Und in ihrer Mitte erkannte sie Graf Konrad auf seinem Ross in Lebensgröße. Also würde sie ihn am Morgen nach dem Erwachen nicht nur leibhaftig neben sich im Bett sehen, sondern auch auf dem Gemälde. Sie hatte in die Hände geklatscht und ihrem Gemahl erfreut versichert, wie ungemein ihr diese Szene gefiel. Woraufhin er ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn gedrückt und ihr versprochen hatte, dass er den Maler bitten würde, sie ebenfalls in dem Fresko abzubilden.
    An einer Wand standen zwei große Truhen mit schönem Schnitzwerk für die Kleidung. In einem großen eisernen Leuchter spendeten Wachskerzen Licht.
    Dann war ihr Blick auf das Bett gefallen, dessen aus kostbarem Stoff gefertigter Himmel offensichtlich neu war, während das Lager selbst bereits älter, aber offensichtlich von der Hand eines ausgezeichneten Schreiners gefertigt worden war. Verborgen hinter den Draperien werden wir einander in den Armen liegen, hatte sie gedacht. Aufs Innigste verbunden.
    Und so war es denn auch in ihrer Hochzeitsnacht gewesen. Innig und zärtlich. Konrad hatte sie sanft geküsst, gestreichelt und liebevoll umarmt. Auch der Schmerz, als er sie zu der Seinen gemacht hatte, war nicht sehr stark gewesen, denn er war behutsam vorgegangen und hatte sie langsam mit sich und seinem Leib vertraut gemacht.
    Hingebungsvoll hatte sie seine Liebkosungen erwidert, ihn neugierig, aber doch ein wenig unsicher berührt und erkundet. Es war schön, und die Empfindungen in ihrem Schoß waren wunderbar gewesen. Dennoch hatte sie das Gefühl gehabt, als würde noch irgendetwas fehlen, besonders als er sich aufbäumte, einen lustvollen Schrei ausstieß und sich in ihr verströmte. Aber als er ihr danach liebevoll übers Haar strich und ihr mehrmals ihren Namen ins Ohr flüsterte, hatte sie diesen Gedanken bereits wieder vergessen.
    Und so war es Nacht für Nacht geschehen. Bis sie nur wenige Monde später ihrem Gemahl hatte verkünden können, dass sie guter Hoffnung war. Das Leuchten, das darauf auf Konrads Gesicht erschienen war, würde sie nie mehr vergessen. Und die Kette, die er ihr geschenkt hatte, würde sie immer tragen.
    Von Tag zu Tag gewann sie Konrad mehr lieb. Erwies er sich des Nachts als einfühlsamer Liebhaber, wenn auch sein Liebespiel ein wenig vorhersehbar war, so zeigte er sich tagsüber als fürsorglicher Gatte, der ihren Rat schätzte und der Art und Weise, in der sie ihre Pflichten als Burgherrin ausübte, Anerkennung zollte.
    Leonor wusste, einen besseren Gemahl als Konrad hätte sie kaum finden können. Harmonisch lenkten sie Seite an Seite die Geschicke Eschenbronns, sie als Châtelaine, er als Graf und Gutsherr. Und gemeinsam freuten sie sich auf ihr erstes Kind und hofften, dass es ein Knabe werden würde. Doch auch wenn sie ein Mädchen gebar, würde ihr Gemahl die Kleine lieben und stets freundlich zu ihr sein. Denn so gut kannte Leonor ihn inzwischen.
    Ja, Gott der Herr hatte es mehr als gut gemeint mit ihr, indem er ihr Konrad von Eschenbronn zum Gatten bestimmt hatte. Nur wenigen Frauen war es vergönnt, einem so liebe- und verständnisvollen Mann angetraut zu werden. Kein einziges Mal hatte sie Schläge erdulden müssen wie so viele andere Frauen, ob hoch oder niedrig geboren. Kein einziges Mal hatte er sie getadelt oder harsche Worte des Zorns an sie gerichtet.
    Allein die Trennung von Cathérine hatte sie mit Kummer erfüllt. Doch schon bald hatte sie Kunde erhalten, dass die Schwester Konrads bestem Freund anverlobt worden war, den sie auf ihrer Hochzeitsfeier kennengelernt hatte. Heinrich von Tannecks Eltern besaßen eine Burg in der Nähe von Eschenbronn und ein Stadtpalais in Freiburg, sodass sie einander auch in Zukunft häufig sehen würden.
    Glückselig hatte Leonor dann nach einer leichten Niederkunft den kleinen Konradin an ihrer Brust gehalten. Entgegen jeder Sitte bestand sie darauf, auf eine Amme zu verzichten und ihr Söhnchen selbst zu nähren. Und nur zu gern gewährte ihr Gemahl, der ihr inzwischen in inniger Liebe zugetan war, ihr diese Gunst und teilte mit ihr die Freude beim Anblick ihres gesunden, kräftigen Erben.

2. KAPITEL
    H errin, geht es Euch besser?“ Die Stimme ihrer Kammerfrau riss Leonor aus ihren Erinnerungen an glücklichere Zeiten. Anna ging zu der Truhe, auf der eine Kanne, mehrere Becher und Schalen standen, und stellte eine zugedeckte Schüssel ab. „Möchtet Ihr
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