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Die Pilgergraefin

Die Pilgergraefin

Titel: Die Pilgergraefin
Autoren: Elizabeth Mittler
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des Königs, unterwegs in geheimer Mission, doch schlecht mit einer auffallend schönen jungen Dame reisen.“
    Mit gespielter Empörung blickte Leonor ihn an. „Eine qualvoll lange Weile, mein lieber Gemahl, ließet Ihr mich den Knappen mimen. Und beinahe wären wir auseinandergegangen, ohne uns jemals wiederzusehen.“
    „Was für ein Glück, dass wir beide denselben Gedanken hatten, aufeinander zuzureiten. Unsere Begegnung am Strand wird mir mein Leben lang unvergesslich bleiben.“
    Strahlend sah Leonor ihm in die Augen, in denen sie Liebe und Verlangen entdeckte. „Mir ebenfalls. Aber sehr gerne denke ich auch an unsere Hochzeit in Paris zurück, die der König höchstselbst für uns ausrichten ließ.“ Und bei der die zahlreich versammelten Edelfräulein den stattlichen Bräutigam angeschmachtet und sich mehr oder weniger verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel getupft hatten. Leidenschaftlich presste sie sich an ihn und hörte dabei ein leises Knistern in seinem Wams. Sie trat einen Schritt zurück. „Was hast du da?“
    Robyn holte eine Pergamentrolle hervor. „Ach, fast hätte ich es vergessen. Du hast wieder eine Nachricht von deiner Schwester erhalten. Bald wird sie dich in deiner Schreibkunst übertreffen.“
    Leonor griff danach, doch Robyn hielt das Pergament fest. „Bevor ich es dir gebe, habe ich noch eine andere Neuigkeit. Papst Gregor hat Avignon verlassen und ist nach Rom gereist. Wie es aussieht, ist das Exil beendet, und ich hoffe, ich habe als Kurier des Königs mit dazu beigetragen.“
    Leonor klatschte in die Hände. „Das sind gute Neuigkeiten. Doch nun gib mir die Rolle. Ich brenne darauf, zu erfahren, was Cathérine mir zu berichten hat.“
    Er reichte ihr das Pergament. Schnell brach Leonor das Siegel und überflog die Zeilen. „Oh, die Neuigkeiten reißen nicht ab. Meine Cousine Mathilde ist seit einiger Zeit verschwunden. Wahrscheinlich ist sie vor ihrem grausamen Gemahl geflüchtet. Sie war auf Eschenbronn, kurz nachdem ich mit den Pilgern aufgebrochen bin. Doch Lothar hat sie vertrieben. Wahrscheinlich wird sie danach im nahe gelegenen Kloster von Hildegardis Unterschlupf gesucht haben. Oje, die Arme, dann ist sie genau an dem Ort gelandet, vor dem ich geflohen bin. Wahrscheinlich wollte sie mich um Hilfe ersuchen – aber was hätte ich tun können?“
    „Gewiss wäre dir etwas eingefallen, meine mutige Pilgergräfin“, versicherte Robyn ihr.
    „Oh, liebster Gemahl, wir müssen nach ihr suchen lassen und alles tun, um ihr beizustehen.“
    Er nickte. „Ich werde einen reitenden Boten zu diesem Konvent schicken“, versprach er.
    Leonor schenkte ihm einen dankbaren Blick. „Dann werden wir sicher bald wissen, wie es ihr geht.“ Sie rollte das Pergament weiter auf und las, was Cathérine sonst noch zu berichten wusste. „Wie es scheint, gibt es doch noch eine Gerechtigkeit auf Erden“, murmelte sie.
    „Wie das? Was ist geschehen?“, wollte Robyn wissen.
    „Mein Schwager Lothar, der mich so kaltherzig behandelte, sitzt im Kerker.“
    „Wo er wohl auch hingehört“, brummte Robyn grimmig. „Was wird ihm denn zur Last gelegt?“
    Ungläubig schüttelte Leonor den Kopf. „Ich wusste ja, dass er ein habgieriger gemeiner Bursche ist – aber ein Mörder?“
    „Ein Mörder? So spanne mich nicht länger auf die Folter, Liebste. Was hat er getan?“
    Erneut überflog Leonor die Zeilen ihrer Schwester.
    „Ich kann es nicht glauben. Nicht nur soll er den Baron Attenfels heimtückisch in den Tod getrieben haben, nein, auch auf Konrad hat er einen Anschlag verübt, kurz nach unserer Vermählung.“ Sie strich sich über die Stirn. „Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem Konrad mit Blessuren von einem Jagdausflug mit Lothar zurückkam. Damals ließ er mich im Dunkeln darüber, was genau geschehen war. Wahrscheinlich glaubte er, dass es sich um einen Unfall handelte. Aber nun wird mir alles klar. Lothar hat versucht, ihn umzubringen, um selbst Graf von Eschenbronn zu werden, bevor ich Konrad einen Erben schenke. Und da Attenfels von diesem Mordversuch wusste, wie bei der Gerichtsverhandlung gegen Lothar herauskam, und ihn damit erpresst hat, musste er sterben.“
    Erneut zog Robyn sie an sich, strich ihr beruhigend über die Schultern. „Ach Liebste, das ist nun Vergangenheit. Denke nur noch daran, wie gut das Schicksal es mit uns gemeint hat, indem es uns zusammenführte. Vergiss die Vergangenheit, genieße die Gegenwart, und freue dich auf die Zukunft.“ Er
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