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Die Philosophen der Rundwelt

Die Philosophen der Rundwelt

Titel: Die Philosophen der Rundwelt
Autoren: Terry Pratchett
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Scheibenwelt haben nie herausgefunden, wer die Erbauer des Weltraumlifts auf der Rundwelt waren. Wir wissen, dass wir es waren, die Nachkommen jener Affen, die Sex und Herumalbern zu hohen Graden der Verfeinerung gebracht haben. Die Zauberer haben diesen Teil verpasst, doch um gerecht zu sein – die Erde existierte seit über vier Milliarden Jahren, Affen und Menschen aber waren nur einen winzigen Bruchteil dieser Zeit zugegen. Wenn die gesamte bisherige Geschichte des Weltalls auf einen Tag zusammengedrängt würde, dann wären wir die letzten beiden Sekunden über anwesend.
    Auf der Rundwelt geschahen eine Menge interessanter Dinge, während die Zauberer rasch nach vorn spulten, und jetzt, im nächsten Buch, werden sie herausfinden, was da geschehen ist. Und natürlich werden sie sich einmischen und unausweichlich die Welt erschaffen, in der wir heute leben, wie ihre Einmischung im Rundwelt-Projekt ja unausweichlich unser gesamtes Universum erschaffen hat. So muss das doch wohl funktionieren, oder?
    Und so geht die Geschichte.
    Von außen gesehen, wie es so in Rincewinds Büro steht, ist das ganze Weltall der Menschen eine kleine Kugel. Große Mengen an Magie sind auf seine Herstellung verwendet worden und paradoxer Weise darauf, seine interessanteste Eigenschaft zu bewahren. Nämlich: Die Rundwelt ist der einzige Ort auf der Scheibenwelt, wo Magie nicht funktioniert. Ein starkes magisches Feld schirmt sie gegen die thaumatischen Energien ab, die ringsumher heranbranden. Innerhalb der Rundwelt geschehen Dinge nicht, weil jemand es möchte oder weil sie eine gute Geschichte ergeben: Sie geschehen, weil die Regeln des Universums, die so genannten »Naturgesetze«, sie geschehen lassen .
    Zumindest wäre das eine vernünftige Art, die Dinge zu beschreiben … bis sich die Menschen entwickelten. Zu diesem Zeitpunkt geschah auf der Rundwelt etwas sehr Seltsames. Sie begann auf allerlei Art der Scheibenwelt zu ähneln. Die Affen erwarben einen Geist, und ihr Geist wirkte auf den normalen Lauf des Universums ein. Dinge geschahen nun, weil der Geist von Menschen es so wollte. Plötzlich flossen in die Naturgesetze, die bis dahin blinde, geistlose Regeln gewesen waren, Zweck und Absicht ein. Dinge geschahen aus einem vernünftigen Grund, und zu den solcherart geschehenden Dingen gehörte die Vernunft selbst. Und doch fand diese dramatische Veränderung statt, ohne dass im Mindesten dieselben Regeln verletzt worden wären, die bis dahin das Universum zu einem Ort ohne Zweck gemacht hatten. Was es auf der Ebene der Regeln immer noch ist.
    Das erscheint paradox. Unser wissenschaftlicher Kommentar, der zwischen die einzelnen Episoden einer Scheibenwelt-Geschichte eingeschaltet ist, wird sich daher vor allem mit der Lösung für ein Paradox befassen: Wie ist auf diesem Planeten die Vernunft entstanden? Wie ist ein vernunftloses Universum »zur Vernunft gekommen«? Wie können wir den freien menschlichen Willen (oder was danach aussieht) mit der Unausweichlichkeit der Naturgesetze in Einklang bringen? Welche Beziehung besteht zwischen der »Innenwelt« des Geistes und der angeblich objektiven »Außenwelt« der physikalischen Realität?
    Der Philosoph René Descartes hat dargelegt, der Geist müsse aus einer besonderen Art Stoff bestehen – »aus Geiststoff«, der sich von gewöhnlicher Materie unterscheide, ja unter Verwendung von gewöhnlicher Materie überhaupt nicht festzustellen sei. Der Geist sei eine unsichtbare geistige Essenz, die die ansonsten unvernünftige Materie beseele. Es war ein hübscher Gedanke, weil er auf einen Schlag erklärte, warum der Geist so seltsam ist, und lange Zeit war eben dies die allgemein übliche Ansicht. Nichtsdestoweniger ist das Konzept der »Kartesianischen Dualität« heute in Ungnade gefallen. Heutzutage dürfen nur Kosmologen und Teilchenphysiker neue Arten Materie erfinden, wenn sie erklären wollen, warum ihre Theorien nicht der beobachteten Wirklichkeit entsprechen. Wenn Kosmologen feststellen, dass Galaxien an den falschen Stellen mit falschen Geschwindigkeiten rotieren, werfen sie ihre Theorien über Gravitation nicht weg. Sie erfinden »kalte dunkle Materie«, um die fehlenden 90 Prozent Masse in unserem Universum aufzufüllen. Wenn irgendein anderer Wissenschaftler so etwas täte, würden die Leute entsetzt die Hände überm Kopf zusammenschlagen und es als »Zurechtbiegen der Tatsachen« verurteilen. Aber Kosmologen scheinen damit durchzukommen.
    Ein Grund dafür ist, dass
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