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Die Pestärztin

Titel: Die Pestärztin
Autoren: Ricarda Jordan
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Gerede langsam ein bisschen zu viel wurde, warf einen Blick aus dem Fenster. »Ich will ja niemanden hetzen, aber wenn wir nicht bald aufbrechen, Lucia, erreichen wir die Burg nicht, bevor die Tore geschlossen werden. Und es wäre mir nicht recht, Erklärungen abgeben zu müssen.«
    Lucia nickte und gähnte. »Und wir alle sollten vielleicht auch wieder mal schlafen«, bemerkte sie. »Bleibt ihr noch eine Nacht hier, Elisabeth?«
    Elisabeth schüttelte den Kopf. »Wir wollen bei Dunkelheit reiten. So weit weg von Landshut wie möglich, ehe uns noch jemand sieht und erkennt. Nach Süden. Nach Frankreich.«
    Lucia sah sie an und hatte plötzlich Tränen in den Augen. »Dann werden wir uns nicht wiedersehen«, sagte sie leise.
    Elisabeth nickte. »Wahrscheinlich nicht. Es sei denn, wir begegnen uns auf irgendeinem Jahrmarkt, auf dem Adrian die Laute spielt ...«
    Die beiden Frauen lachten und schlossen einander noch einmal in die Arme. »Behalte den Haarreif, Lucia, bitte!«, sagte Elisabeth schließlich. »Wenn du mir schon alles zurückgibst - der Reif mit den Rubinen soll dir gehören. Als Abschiedsgeschenk.«
    »Ich werde immer an dich denken, wenn ich ihn trage.«
    »Lucia!«, mahnte Clemens. Die Männer hatten einander bereits verabschiedet. Clemens hielt ohnehin nichts von vielen Worten.
    »Es war selbstverständlich«, antwortete er knapp auf Adrians weitere Dankesbekundungen. »Ich habe meinem Eid gemäß gehandelt. Ebenso Lucia. Auch wenn sie manchmal eine eigenwillige Art hat, ihn auszulegen.«
    Lucia lachte. »Ich habe Schaden von meiner Patientin abgewendet!«, erklärte sie. »Und das ist doch wohl, was zählt ...«
 
    Die Dämmerung zog auf, als Clemens und Lucia endlich der Stadt und dem Hofberg zuritten.
    »Was meinst du, wird aus den beiden?«, fragte Clemens müde. »Ein fahrender Sänger und eine Prinzessin. Ob die Liebe reicht, um diesen Unterschied auszugleichen?«
    »Mit dem Geld aus ihrem Schatz können sie sich irgendwo ein kleines Gut kaufen«, meinte Lucia. »Und vielleicht Pferde züchten. Ich habe ihr zwei hübsche Stuten aus dem Stall des Herzogs geholt, damit lässt sich schon mal was anfangen.«
    Clemens griff sich an die Stirn. »Jetzt stiehlst du auch noch Pferde! Pass auf, dass man dich nicht irgendwann aufhängt! Und was wird überhaupt aus unserer Zukunft? Jetzt, da Elisabeth fort ist, hält dich doch nichts mehr auf der Burg, oder?«
    Lucia schüttelte den Kopf. »Ich möchte die Gastfreundschaft des Herzogs nicht mehr allzu lange in Anspruch nehmen, wenn es dir recht ist. Auch wenn Herr Wilhelm seinen Leibarzt sicher vermissen wird.«
    Clemens lächelte. »Er hat mir schon angeboten, mit ihm in die Niederlande zu gehen.«
    Lucia sank das Herz. »Und, willst du?«
    »Nein«, sagte Clemens. »Ich möchte nicht einem einzelnen Herrn zu Diensten sein, der mich womöglich vierteilen lässt, wenn eine Kur nicht anschlägt. Lieber wäre ich irgendwo Stadtarzt - ein Bürger unter Bürgern, mit meiner Frau als Ärztin an meiner Seite.«
    »Dann müssen wir nur noch einen Ort finden, wo man mich nicht umgehend als Hexe verbrennt«, sagte Lucia lachend. »Was hältst du von Bruckberg? Mein Großvater und meine wirklichen Onkel würden mich schützen.«
    »Meine Familie würde uns ebenfalls aufnehmen. Sie sind zwar selbst nicht einflussreich, aber ihr Landesherr ist ihnen wohl gesonnen. Das ist in Lemgo, im Lippischen.«
    »Beides nicht gerade um die Ecke«, überlegte Lucia. »Und wir werden einen Wagen brauchen, in dem wir schlafen können. Mit Leona können wir nicht einfach unser Lager im Wald aufschlagen.«
    Clemens grinste. »Dafür sollten meine Ersparnisse reichen. Aber unterwegs werden wir uns unseren Lebensunterhalt verdienen müssen. Ich kann als Bader und Chirurg arbeiten - und du mischst die Wundermedizinen, die wir den Leuten verkaufen.«
    Lucia lenkte Pia dicht neben sein Pferd und griff nach seiner Hand.
    »Solange ich damit nicht gegen den Eid verstoße! Du wirst doch keine Quacksalberei betreiben?«
    Clemens lachte. »Und wenn es so wäre?«
    Lucia zwinkerte ihm zu.
    »Ich würde dich trotzdem lieben«, sagte sie leise.
 
    ENDE
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