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Die Pestärztin

Titel: Die Pestärztin
Autoren: Ricarda Jordan
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übernachten da schon mal, wenn sie nach Schließung der Stadttore heimkommen. Die Bauern in der Gegend haben Angst davor. Der Köhler soll ein übler Geselle gewesen sein.«
    Lucia nickte. »Wie finde ich sie?«, fragte sie knapp.
    Ari gab eine kurze Erklärung, während die anderen bereits zu den Pferden eilten. Lucia küsste Clemens zum Abschied.
    »Pass gut auf sie auf!«, sagte sie zärtlich. »Wir sehen uns, sobald ich hier wegkann.«

7
 
    E s wurde später Nachmittag, bis Lucia ihr Maultier endlich zu der Lichtung lenkte, auf der die Köhlerhütte stand. Sie sah Clemens' und Adrians Pferde davor angebunden. Der Wagen, mit dem Ari und Jona gekommen waren, fehlte. Die beiden jüdischen Helfer waren sicher gleich bei Öffnung der Stadttore nach Landshut zurückgekehrt.
    Adrians Streithengst wieherte, als er Lucias Stuten ansichtig wurde. Sie führte zwei davon als Handpferde mit sich: Elisabeths Schimmel und eine fuchsfarbene Zelterin als Packpferd.
    Lucia band die Tiere auf der anderen Seite der Hütte fest und klopfte an. Sie hatte einen Korb mit Proviant und Wein bei sich, auch wenn sie sicher war, dass die Juden ihre Gäste bereits versorgt hatten.
    Clemens öffnete ihr. Er wirkte übernächtigt, doch sein Lächeln verriet ihr, dass alles in Ordnung war.
    »Die Herzogin ist wohlauf«, erklärte er und wies auf den Alkoven der Hütte, in dem Elisabeth und Adrian miteinander flüsterten. Der Ritter hatte eine ganze Anzahl Kerzen um die Nische herum aufgestellt, um sie möglichst hell zu erleuchten. »Sie hat vorhin ein bisschen geschlafen, danach ging es ihr besser. Allerdings verlangt sie ständig nach Licht. Sie hat sich in dem dunklen Grab zu Tode geängstigt.«
    »Sie wird darüber hinwegkommen«, meinte Lucia und ging zu ihrer Freundin. »Willkommen zurück von den Toten, Elisabeth!«, sagte sie fröhlich und küsste sie. »Dein Gatte ist übrigens untröstlich. Er berät sich bereits mit seinem Haushofmeister, welche Prinzessin von welchem Hof als deine Nachfolgerin in Frage kommt!«
    Elisabeth lächelte. Sie war immer noch blass und wirkte verhärmt und zittrig, schien aber wieder ganz bei sich zu sein und genoss die Sicherheit in den Armen ihres Ritters. Adrian selbst schien ihre Wiedervereinigung kaum glauben zu können. Er streichelte und küsste Elizabeth immer wieder - nun endlich ohne Angst vor Entdeckung.
    »Was werdet ihr jetzt tun?«, fragte Lucia, als sie Brot, kalten Braten, Käse und Wein ausgepackt hatten und zumindest die Männer kräftig zugriffen. Elisabeth hielt sich zurück. Nach dreitägigem Fasten würde ihr Magen rebellieren, wenn sie ihn mit zu vielen guten Dingen belastete.
    »Ihr bleibt doch zusammen?«
    »Was für eine Frage!« Adrian und Elisabeth konnten kaum die Hände voneinander lassen. Nie mehr würden sie sich trennen!
    »Aber wir haben kein Geld mehr«, meinte Elisabeth mit entschuldigendem Lächeln. »Ich kann meinem Troubadour keine großzügige Gönnerin mehr sein. Wirst du mich trotzdem lieben, Adrian?«
    Der Ritter küsste sie zärtlich. »Ich kann immer noch die Laute schlagen«, sagte er dann. »Zumindest eine Zeitlang werden wir zum Fahrenden Volk gehören und von Jahrmarkt zu Jahrmarkt ziehen. Verhungern dürften wir dabei nicht, aber ich kann dir auch keine weichen Betten und warmen Stuben versprechen. Wirst du mich trotzdem lieben?«
    Elisabeth schmiegte sich in seine Arme.
    Lucia dagegen verdrehte die Augen. »Das ist ja alles sehr minniglich gesprochen, Herr Adrian. Aber eine Prinzessin von Sizilien könnt Ihr damit kaum halten!«, bemerkte sie streng. »Soll sie wirklich die Münzen auflesen, die man Euch auf den Jahrmärkten zuwirft? Soll sie womöglich tanzen zu Eurem Lautenspiel? Das Leben auf der Straße mag ihr jetzt reizvoll erscheinen, aber glaubt mir, die reine Freude ist es nicht!«
    Elisabeth zuckte die Schultern. »Ich werde es nehmen, wie es kommt«, erklärte sie und lachte. »Schließlich nimmt mein Ritter mich ohne Mitgift. Was kann ich da erwarten?«
    Lucia wies gelassen zur Rückseite der Hütte. »Deine Mitgift ist draußen angebunden«, erklärte sie. »Das Packpferd schleppt all den Schmuck und die Kleider, die du mir ›vermacht‹ hast. Ich kann das unmöglich behalten, du bist schließlich nicht tot.«
    Elisabeth schloss Lucia in die Arme. »Das kann ich nicht annehmen, ich ...«
    Die Freundinnen stritten noch ein bisschen über den Besitz, aber letztlich war klar, dass Elisabeth ihn wieder an sich nehmen würde.
    Clemens, dem das
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