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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe
Autoren: Alison Croggon
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ihren Augen entfacht. Maerad kämpfte gegen wachsende Angst an und rückte unbewusst näher zu Cadvan. Flüchtig sah er sie an. »Maerad, sie können uns nichts anhaben«, erklärte er leise. »Die Männer können uns nicht sehen.«
    Sie nickte, stapfte weiter und versuchte, sich zu beruhigen. Plötzlich erhob sich weiteres Gekläffe - die Hunde hatten ihre Spur gefunden und rannten los. Die Reiter folgten ihnen und trieben die Rösser an. Cadvan marschierte unbeirrt steten Schrittes weiter.
    »Aber die Hunde können uns sehen«, flüsterte Maerad heiser. »Die Hunde können uns sehen, und …«
    »Sie werden uns nichts tun«, fiel Cadvan ihr ins Wort. »Es sind wilde, aber unschuldige Tiere. Sie dienen keinem dunklen Zweck. Hab Vertrauen.« Rasch näherten die Hunde sich ihnen. Als sie fast bei ihnen angelangt waren, blieb Cadvan stehen und wirbelte herum. Er hob die Arme, und Maerad beschlich der Eindruck, dass ihn plötzlich ein Licht umgab oder in ihm schimmerte, wenngleich sie keine ersichtliche Quelle dafür feststellen konnte.
    »Lemmach!«, sprach er.
    Das vorderste Tier verharrte so jäh, dass der Hund dahinter über seine Beine stolperte. Das Rudel hielt inne.
    »Lemmach ni ardost!«
    Der erste Hund kam auf Cadvan zu und schnüffelte um seine Knie.
    Cadvan tätschelte ihm die Schnauze. »M Ardost«, wiederholte er sanft. Die Hunde schnupperten nacheinander an ihm, dann trotteten sie zu den Reitern zurück, als wären sie nur losgezogen, um aus einem Teich zu trinken.
    Maerad stand stocksteif mit verdutzter Miene da. »Was habt Ihr gemacht?« »Ich habe Ihnen gesagt, sie sollen aufhören, und sie gebeten, nach Hause zu gehen«, antwortete Cadvan. »Und da sie freundliche Tiere sind, haben sie es gerne getan. Sie werden uns nicht mehr jagen, egal, was ihre Herren tun. Sie gehorchen älteren Gesetzen.«
    Hinter ihr hörte Maerad, wie die Reiter die Hunde verfluchten, gefolgt vom Jaulen der Tiere, als sie Peitschen zu spüren bekamen. Ihr fiel auf, dass sie zitterte. Eine übermächtige Erschöpfung ergriff Besitz von ihr, und sie taumelte. Rasch und besorgt stützte Cadvan sie am Ellbogen.
    »Es tut mir leid, dich antreiben zu müssen, Maerad, aber hier können wir nicht verweilen«, sagte er. »Gilmans Hunde sind keine Gefahr für uns, andere Dinge hingegen sehr wohl. Dies ist ein unwirtlicher Ort, und es wird bereits dunkel.« Maerad schüttelte Cadvans Hand ab. Andere Dinge?, dachte sie. Was für andere Dinget Sie musste an die jüngsten Gerüchte über Wer-wesen und andere Kreaturen der Nacht denken.
    »Ich komme schon zurecht«, gab sie mürrisch zurück.
    »Es ist am sichersten, wenn wir in Bewegung bleiben«, erklärte Cadvan. Der Nacht haftete zwar ein kalter Hauch an, doch so früh im Jahr war sie insgesamt noch klar und mild. Eine Weile marschierten sie schweigend nebeneinander einher, und als Maerad die erste Müdigkeit überwunden hatte, entspann sich zwischen ihnen ein Gespräch. Maerad erkundigte sich, was Cadvan in Gilmans Feste gewollt hatte, aber er wich der Frage aus und wollte stattdessen von ihr etwas über ihr Leben dort erfahren und wissen, ob sie frühere Erinnerungen an Pellinor besaß. Zu Letzterem konnte sie ihm wenig berichten.
    »Bruchstücke«, sagte sie. »Ein Mann - ich glaube, es war mein Vater. Ein gut aussehender Mann, groß, mit langem, schwarzen Haar, lachend. Ein Stuhl mit wunderschönen Schnitzereien in einem Licht von seltsamer Farbe, das durch ein hohes Fenster einfällt. Ein paar Takte Musik. Ich dachte immer, ich hätte das geträumt.«
    »Es ist kein Traum. Die Schulen sind Orte hoher Bildung und großer Schönheit«, meinte Cadvan traurig, als spräche er von etwas, das er liebte, das jedoch im Verschwinden begriffen war. »Die Überlieferungen werden gewahrt, und das Licht scheint auf alle, die dort weilen. Nun aber schwindet ihre Macht, und Dunkelheit breitet sich in Annar aus.«
    »Was sind die Schulen?«, fragte Maerad, die sich unwissend und tölpelhaft fühlte. »Habt Ihr dort diese Zauber gelernt?«
    Ersah sie an, und zu ihrer Verwirrung lachte er. »Maerad, es kommt mir so komisch vor, dass jemand, der die Gabe besitzt, rein gar nichts über die Schulen weiß.« »Die Gabe?«, hakte Maerad nach. Sie spähte das Tal entlang; in weiter Ferne konnte sie die Sterne zwischen den Hängen sehen, wo es endete und sich hinaus in die weite Welt öffnete, von der sie keine Ahnung hatte. Plötzlich fühlte sie sich einsamer alsje zuvor in ihrem Leben. Und sie war so
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