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Die Peitschenbrüder

Die Peitschenbrüder

Titel: Die Peitschenbrüder
Autoren: Horst Hoffmann
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Tag über marschiert war. Dann sah er sich nach einem günstigen Aufstieg um.
    Die Schlucht schnitt sich in ein breites, etwa fünfzig Meter hoch aufragendes Felsplateau hinein. Nach einigem Suchen fand Mythor einen durch Sturzwasser im Lauf der Zeiten entstandenen Weg nach oben. Er zwängte sich in die Rinne, fand mit den Händen und Füßen Halt auf kleinen Vorsprüngen und arbeitete sich mit zusammengebissenen Zähnen höher. Seine Haut war an vielen Stellen aufgerissen, als er endlich auf dem Plateau stand.
    Es war völlig eben, als habe das Schwert eines Titanen in grauer Vorzeit die Kuppe des Steinhügels abgetrennt. Kleine Wasserlachen befanden sich noch in Felsvertiefungen. In Ritzen wuchs niedriges Gras. Ansonsten gab es nur kahlen Fels.
    Mythor ging aufrecht auf den Feuerschein zu, bis er nach einigen hundert Schritten den Rand des Plateaus erreichte. Vor ihm breiteten sich wieder bewaldete Hügel aus, hinter denen Bergriesen in den Himmel stachen. Direkt unter ihm befand sich das Tal, dessen einziger Zugang vom Süden her die Schlucht war, wollte man sich nicht der mühsamen Kletterpartie unterziehen.
    Mythor legte sich flach auf den Bauch und kroch bis zum Abgrund. Das Schwert Alton hielt er so, dass sein Leuchten ihn nicht verraten konnte.
    Er schob den Kopf über den Rand des Plateaus und sah die von den großen Feuern beleuchteten Hütten der Peitschenbande um den freien Platz herum, in dessen Mitte ein Pfahl in die Erde getrieben wurde. Das Versteck der Bande befand sich etwa dreißig Meter unter ihm. Dreißig Meter, die er an schier unerklimmbar erscheinenden Felswänden hinabklettern musste, um hinter die Hütten zu gelangen.
    Doch vorerst beobachtete er nur.
    Mythor sah, dass die meisten der Banditen betrunken waren. Das nahm er nur am Rande wahr, denn zwischen den Feuern stand Goltan. Er war allein und hatte den Blick starr auf die Schlucht gerichtet.
    Doch auch Goltan vergaß er, als Nottr und Kalathee aus einer der Hütten traten.
    Mythor konnte kaum etwas von dem verstehen, was dort unten geschrien wurde. Aber was er sah, genügte ihm.
    Nottr schleifte Kalathee grob zu einer anderen Hütte. Nottr sprach mit Sar, der Rothaarigen, lange und, wie es schien, eindringlich. Dann stieß er Kalathee unsanft in die Hütte und schlug die Tür von innen zu.
    Nottr!
    Er bewegte sich frei unter den Banditen, sprach mit ihnen und benutzte ihre Behausungen, als wohne er schon lange hier. Mythor konnte es nicht fassen. Nottr, der unverwüstliche Wildländer, der Kampfgefährte und Freund, war zum Verräter geworden und behandelte die zarte Kalathee wie ein Stück Vieh!
    Unbändiger Zorn ließ Mythor am ganzen Körper erbeben und drohte ihm den letzten Rest von Selbstbeherrschung zu rauben.
    Wo war Sadagar? War der Pfahl für ihn bestimmt?
    Nottr und Kalathee! Mythors Gedanken kreisten wild um diese beiden, den Verräter und das wehrlose Mädchen. Und Nottrs Verhalten lieferte ihm jetzt die Erklärung für so vieles, was ihm bisher undurchsichtig erschienen war. Nottrs finstere Blicke, wenn Kalathee sich an ihn geschmiegt hatte. Die Art und Weise, wie der Barbar immer wieder ihre Nähe gesucht hatte. Nottrs Verschwinden in Lockwergen.
    Kalathee hatte ihm etwas sagen wollen, als er sie in den toten Gassen fand. Betraf es Nottr?
    Die Flamme der Leidenschaft musste tief im Lorvaner gelodert haben, der zusehen musste, dass Kalathee nur Augen für ihn hatte. War sie nun der Preis dafür, dass er die Gefährten verriet und sich Goltan anschloss?
    Mythor kämpfte immer noch gegen seine Gefühle an, doch als er dann Kalathees Schrei und gleich darauf Sars schrilles Lachen hörte, war es mit seiner Beherrschung endgültig vorbei. Er sprang auf die Beine und ließ sich auf den nächsten Felsvorsprung gleiten. Mit geschwungenem Schwert fiel er mehr die Steilwand hinunter, als dass er kletterte. Alle Banditen verstummten und sahen zu ihm auf. Goltan brüllte triumphierend. Mythor bemerkte es nicht einmal. Er war von Sinnen. Seine Hände und Füße fanden wie von unsichtbarer Hand gelenkt Halt in den Felsen. Er sah nicht einmal, wohin er sie setzte. Wie ein Sturmgewitter kam er die Wand herab und über die ersten Banditen, die sich ihm entgegenwarfen. Er sah nur die Hütte, in die Nottr Kalathee verschleppt hatte, und kannte nur den einen Gedanken, die beiden dort herauszuholen und Nottr für seinen Verrat und das, was er Kalathee angetan hatte, zur Rechenschaft zu ziehen.
    Peitschen knallten. Mythor durchtrennte die auf
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