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Die Peitschenbrüder

Die Peitschenbrüder

Titel: Die Peitschenbrüder
Autoren: Horst Hoffmann
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nicht. Inzwischen nämlich hegte der Sohn des Kometen den Verdacht, Nottr könne in die Hände der Peitschenschwingenden gefallen und von ihnen in einem Quartier der Bande hilflos zurückgelassen worden sein. Was sonst hätte den Lorvaner davon abhalten können, rechtzeitig vor Anbruch der Nacht ins Gasthaus zurückzukehren?
    Kalathee hätte Mythor eine Antwort geben können, doch sie schwieg über den Vorfall mit Nottr. Vielleicht aus Scham, vielleicht aus Zorn. Vielleicht ganz einfach deshalb, weil sie Nottrs Nähe nicht hätte ertragen können. Sie wusste es selbst nicht. Mythors Sorge um den Barbaren schmerzte sie. Doch sie redete sich ein, dass Nottr stark und umsichtig genug sei, selbst auf sich aufzupassen - auch wenn er wie von Sinnen gewesen war, als er aus dem Haus rannte.
    Die Gedanken an Nottr quälten sie, und so war sie fast froh darüber, dass die draußen aufgetauchte Bande ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Insgeheim aber befürchtete sie, dass Nottr irgendwo in den dunklen Gassen erschlagen da lag. Und Mythor rechnete vielleicht mit ihm.
    Die Schuldgefühle verschlossen Kalathee den Mund. Sie klammerte sich an Mythor, als sie nun sehen musste, wie drei der Männer über den Platz auf das Gasthaus zukamen.
    Und Mythor blieb keine Wahl. Er musste sich den Gegnern stellen und verhindern, dass sie ganz Lockwergen niederbrannten. Der Glatzköpfige war das Haupt der Bande. Wenn es ihm gelang, diesen Mann unschädlich zu machen, hatte er so gut wie gewonnen. Die Art und Weise, wie die Plünderer ihn bejubelten, gleichzeitig aber ungeheuren Respekt vor ihm zeigten, ließ darauf schließen, dass es nur seine Kraft und die unheimliche Waffe in seiner Hand waren, die sie zusammenhielten. Das einzige Gesetz, das sie akzeptierten, war das Gesetz der Stärke.
    Wenn Mythor den Giganten im Zweikampf besiegte, konnte es gut sein, dass die Bande zu ihm überlaufen würde. Mythor konnte gern auf solche Gesellschaft verzichten, doch im Augenblick sah er keine andere Möglichkeit, seine und die Haut der Gefährten zu retten.
    Vielleicht wartete Nottr, der die Brandschatzer kommen gehört hatte, als er gerade auf dem Weg hierher war, tatsächlich irgendwo im verborgenen darauf, von der anderen Seite her angreifen zu können.
    Mythor nickte grimmig, als er sah, dass die drei Fremden, heruntergekommene Gestalten und, wie es aussah, in ihre primitiven Peitschen geradezu verliebt, den Gebäuden zur Linken und zur Rechten keine Beachtung schenkten und direkt auf das Versteck zukamen.
    »Ihr bleibt hier, bis ich euch rufe«, flüsterte Mythor Kalathee und Sadagar zu. »Sie sollen erst einmal glauben, es nur mit einem Mann zu tun zu haben.«
    Insgeheim hoffte Mythor auf die Wirkung, die das Gläserne Schwert auf die Plünderer haben mochte. Mythor wollte versuchen, die Bande zu vertreiben, ohne dass es zu einem Blutvergießen kam.
    Er richtete sich auf und ging zur Tür. Kalathee klammerte sich an ihn. Sanft stieß er sie zurück. »Bleib in Deckung«, flüsterte er.
    Sie nickte. Mythor sah Tränen auf ihren Wangen.
    »Du musst jetzt tapfer sein. Halte dich versteckt, solange es geht.« Dann trat er in den Eingang des Gasthofes.
    Die Plünderer sahen ihn und stießen johlende Schreie aus. Mythor sah, wie der Kopf des Giganten herumfuhr, und nun erst erkannte er im Licht des Feuers, dass der Hüne nur ein Auge hatte.
    Mythor ging langsam auf die drei Männer zu. Er sah ihnen in die Augen. Sie wichen zurück. »Geht mir aus dem Weg!« befahl Mythor ihnen schneidend. »Lauft zu eurem Anführer und sagt ihm, dass ich.«
    Die dröhnende Stimme des Einäugigen schnitt ihm das Wort ab. Einen Augenblick lang zögerten die drei Banditen vor ihm, dann lösten sie ihre Blicke vom Gläsernen Schwert und griffen an.
    Zwei Peitschenriemen zuckten heran. Mythors Arm mit Alton fuhr hoch und durchtrennte sie mühelos. Mythor nutzte die Verblüffung der Plünderer und schlug dem dritten, der mit der Peitsche ausholte, den Schwertknauf gegen die Schläfe. Die anderen beiden wichen unwillkürlich zurück, als er die Spitze Altons auf sie richtete.
    »Komm heraus, Sadagar!« rief Mythor, die Banditen nicht aus den Augen lassend. Der Steinmann erschien hinter ihm im Eingang, seine Messer fächerförmig und wurfbereit in der Linken.
    Das war das Signal für den Einäugigen. Er stieß einen entsetzlichen Schrei aus und stürmte los, gefolgt von seiner Bande. Peitschen knallten und übertönten das Knistern der Feuer und das Krachen eines
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