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Die Peitschenbrüder

Die Peitschenbrüder

Titel: Die Peitschenbrüder
Autoren: Horst Hoffmann
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einfallenden Dachstuhls. Mythor nickte Sadagar zu. Die Bande war schneller als ihr Anführer. Mythor und Sadagar waren in Sekundenschnelle umringt. Von allen Seiten her kamen die Peitschen. Gebrüll aus heiseren Kehlen hallte Mythor in den Ohren. Die Plünderer griffen auch mit Schwertern und Messern an.
    Mythor parierte ihre Hiebe, und Sadagar schleuderte zielsicher seine Messer. Mythor hatte nur Augen für den Giganten, der am Rand des Marktplatzes stehengeblieben war und ihn zu erwarten schien. Er bahnte sich mit Alton seinen Weg, während Sadagar verzweifelt seine letzten Messer verschleuderte. Mythor hatte keine Zeit, sich nach Kalathee umzusehen. Die Plünderer machten ihm den Weg frei, als der Einäugige wieder etwas schrie. Dieser Mann mit dem Schwert, das schwach leuchtend die blutrote Nacht durchschnitt, gehörte Goltan!
    Dann waren die Bandenmitglieder hinter Mythor. Keiner griff ihn von hinten an. Sadagar schrie schrill und kämpfte weiter. Er wusste, was Mythor vorhatte, und riss einem der Toten die Peitsche aus der Hand.
    Mythor stand allein vor Goltan. Sekundenlang sahen die beiden Männer sich in die Augen - der dunkelhaarige, kräftige junge Mann mit dem schwach leuchtenden Schwert und der einäugige Gigant aus Fett und Muskeln mit der Peitsche.
    Dann stieß Goltan sein schreckliches Lachen aus. Mythor ignorierte es. Er kannte diesen alten Trick, einen Gegner abzulenken und dann plötzlich anzugreifen. Und während Goltan noch lachte, zuckte die Hand mit der Peitsche hoch. Mythor sprang blitzschnell zur Seite. Dort, wo er gestanden hatte, fuhr der fingerdicke Strang singend in den Boden und durchschnitt den Stein.
    Goltan zog die Peitsche zurück. Es war, als ob sie sich von selbst aufrolle. Langsam, wie ein sich anschleichender Tiger, begann der Einäugige, Mythor zu umkreisen, der den nächsten Angriff äußerlich gelassen erwartete. Mythor hörte Sadagars Stimme, und solange er sie hörte, lebte der Gefährte. Mythors Blick klebte an Goltans Hand.
    »Du hast keine Angst?« knurrte der Einäugige, als Mythor sich immer nur so weit drehte, dass er ihm die Brust zuwandte. »Keine Angst vor Goltan, eh?« Er schrie: »Meine Peitsche wird dich das Zittern lehren! Gebrauche dein Schwert! Wenn du um Gnade winselst, wird es Goltan gehören!«
    Die rothaarige Frau, die Mythor schon vom Gasthaus aus an der Seite des Hünen gesehen hatte, war plötzlich bei Goltan und feuerte ihn an. »Töte ihn! Worauf wartest du?«
    »Ja!« Goltans Stimme wurde zu einem heiseren Flüstern, als er Mythor weiter umkreiste. »Das werde ich. Pass auf, Knabe. Zuerst schneide ich dir die Ohren ab. Du hast gesehen, was ich mit dem Standbild machte? Die Ohren, dann.«
    Mythor drehte sich schweigend mit Goltan, das Schwert gesenkt.
    Die Peitsche zuckte vor. Mythor sprang, und diesmal verfehlte der tödliche Riemen seine Schulter nur um Haaresbreite. Er spürte einen brennenden Schmerz am linken Ellbogen und biss die Zähne zusammen. Aber er musste warten - warten, bis der Einäugige die Fassung verlor.
    Goltan rollte die Peitsche nicht wieder auf. Er schwang sie jetzt mit der ganzen Kraft seines Armes, ließ sie in der Luft knallen und griff wieder an. Mythor sah den kaum wahrnehmbaren Blick des Hünen auf seine Füße und sprang instinktiv in die Höhe. Unter seinen Stiefeln durchschnitt der Riemen singend die Luft.
    »Kämpfe, du Feigling! Bleib stehen und kämpfe wie ein Mann!« Goltan geriet in Rage. Er schwang die Peitsche hin und her, ließ sie über dem Boden tanzen, immer ein Stückchen höher. Mythor sprang zurück und außer Reichweite des Riemens. Goltans Gesicht war tiefrot vor Zorn. Noch ein paar Schläge, dann hatte Mythor ihn soweit.
    »Töte ihn!« schrie Sar hysterisch, als Mythor immer weiter vor der tanzenden Peitsche zurückwich. »Töte ihn endlich!«
    Mit einem ohrenbetäubenden Schrei sprang der Einäugige vor. Mythor konnte diesmal nicht ausweichen. Er sah, wie Goltan weit ausholte, und wusste, dass sein Leben nun allein von Alton abhing. Wenn diese magische Peitsche auch das Gläserne Schwert bezwingen konnte.
    Mythor setzte alles auf eine Karte. Er sah den Riemen heranzucken und riss Alton hoch. Mit aller Kraft umklammerte er den Griff des Schwertes, als die Peitschenschnur sich um die Klinge wickelte und die Wucht des Schlages es ihm aus der Hand zu reißen drohte. Mythor stemmte sich mit beiden Beinen fest gegen den Boden, die linke Hand um die Parierstange gelegt. Alton war unversehrt. Goltan brüllte
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