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Die Patin

Titel: Die Patin
Autoren: Kerstin Gier
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Garten. Das kann ich den Kindern nicht antun.«
    Ich verabscheute Hansjürgen wieder mal aus ganzem Herzen. Wahrscheinlich war er auch noch klein und dick und hatte Mundgeruch.
    »Solche Geschichten machen mich immer ganz fertig«, sagte Mimi. »Eigentlich müssten doch viel mehr Männer mit Bratpfannen über den Köpfen tot aufgefunden werden. Ich hoffe nur, dass Nina-Louise niemals an so einen Scheißtyp gerät.« Nina-Louise war der Name, den Mimis Baby tragen sollte, wenn es geboren wurde, irgendwann nach Weihnachten. Mimi hatte es in dem Augenblick Nina-Louise getauft, als sie gesehen hatte, dass der Schwangerschaftstest zwei rosa Streifen im Sichtfeld aufwies. Manchmal nannten Anne und ich den Fötus scherzeshalber Heinz-Peter, schon weil über das Geschlecht ja noch gar nichts bekannt war, aber dann wurde Mimi böse. Sie hatte Nina-Louise und Nina-Louises Leben schon sehr plastisch vor Augen, und von allem, was wir wussten, würde es ein wunderbares Leben werden.
    »Nina-Louise werden wir in einen Selbstverteidigungskursus für Mädchen schicken, sobald sie stehen kann«, sagte ich energisch. Ich war nämlich Nina-Louises Patentante und durfte bei so etwas mitreden. »Wir von der Mütter-Mafia werden ihr zeigen, dass man eine Bratpfanne nicht nur zum Kochen benutzen kann.«
    In unserer Siedlung gab es einen sehr elitären Club, der sich »Mütter-Society« nannte, und die Mütter dort waren für die Insektensiedlung das, was die weiblichen Mitglieder der Familie Oleson für Walnut Grove von »Unsere kleine Farm« gewesen sind. Deshalb hatten Anne, Mimi, meine verrückte FreundinTrudi und ich eine Art kreative Gegenbewegung gegründet, die »Mütter-Mafia«, von der allerdings nicht ganz feststand, wozu sie eigentlich da war. Fest stand nur, dass ich mich eindeutig besser fühlte, seit es sie gab. Unser Motto war so schlicht wie das von den Musketieren: Alle fiir eine, eine für alle.
    »Aber ich will auch nicht, dass sie in dem Glauben aufwächst, Männer seien Schweine«, sagte Mimi.
    »Aber Männer sind ...«, begann Anne.
    »Das will ich auch nicht«, sagte ich schnell. »Wir werden sie also zusätzlich mit Jane-Austen-Romanen und Titanic- Videosfüttern, damit sie die Bratpfannenmänner von den guten Männern unterscheiden kann - und dann darfst du nicht vergessen, dass ihr eigener Papi ja ihr allergrößtes Männer-Vorbild sein wird.«
    »Wir wollen aber nicht vom Thema abkommen«, sagte Anne. »So interessant ich das auch finde, über Nina-Louise zu reden« - an dieser Stelle verdrehte sie die Augen -, »waren wir ja eigentlich bei Constanze und Anton. Es ist doch so, Constanze, nur weil ich so ein lausiges Sexualleben habe, musst du es ja nicht nachmachen. Zumal du und Anton euch doch gerade erst kennen gelernt habt und noch so richtig scharf aufeinander sein müsstet.«
    »Das stimmt. So kann das mit euch nicht weitergehen«, sagte Mimi. »Sogar ein Blinder sieht, dass Anton und du füreinander geschaffen seid. Ich meine, ich muss das wissen, ich habe euch beide schließlich miteinander verkuppelt! Und ich verstehe das nicht: Der Mann lässt sonst wahrlich nichts anbrennen!« Mit einem Seitenblick auf mich setzte sie schnell hinzu: »Ich meine, nicht dass er wahllos in der Gegend rumvögelt oder so, aber er lebt auch nicht gerade wie ein Mönch.«
    »Constanze sendet wahrscheinlich die falschen Signale«, sagte Anne.
    »Ich sende gar keine Signale«, sagte ich würdevoll. »Da bin ich altmodisch. Ich finde, der Mann sollte den ersten Schritt tun.«
    »Nein«, sagte Anne entschieden. »Nicht, wenn du fünfunddreißig und allein erziehend bist.«
    »Willst du damit sagen, ich müsse froh sein, wenn ich ...«, fing ich ziemlich aufgebracht an, aber Mimi unterbrach mich:
    »Ich finde auch, der Mann muss den ersten Schritt tun«, sagte sie.
    »Siehst du«, sagte ich zu Anne. »Und Mimi ist auch über fünfunddreißig.«
    »Pah«, machte Anne.
    »Anton wird den ersten Schritt tun«, versicherte Mimi. »Wenn Constanze die richtigen Signale sendet.«
    »Siehst du!«, sagte Anne zu mir.
    »Und wie soll ich das machen?« Ich würde mir auf keinen Fall ständig mit der Zunge über die Lippen fahren oder auf zweideutige Weise an einer Cocktail-Litschi herumlutschen.
    »Ganz einfach: indem du die Unterwäsche weglässt«, sagte Anne feierlich.
    »Au ja!«, rief Mimi. »Wie bei Sharon Stone in dem Eispickel-Film.«
    »Ich denke nicht, dass Anton vorhat, mich zu verhaften«, sagte ich. »Für so blöde Rollenspiele
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