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Die Orks

Titel: Die Orks
Autoren: Stan Nicholls
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Blick auf Coillas blutende Wunde. Sie beklagte sich nicht, also richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Grundriss dieses Stockwerks. Sie befanden sich auf einem langen Flur mit einer Vielzahl von Türen. Die meisten waren geöffnet und enthüllten offenbar leere Räume. Er schickte Soldaten los, um sie zu durchsuchen. Sie kehrten rasch zurück und schüttelten den Kopf.
    Am entfernten Ende des Flurs befand sich die einzige geschlossene Tür. Sie näherten sich ihr verstohlen und gingen davor in Stellung. Die Kampfgeräusche aus dem Erdgeschoss ebbten bereits ab. Kurz darauf war nur noch der gedämpfte, entfernte Lärm der Schlacht in der Ebene und das unterdrückte Keuchen der Vielfraße zu hören, die nach Luft schnappten, da sie sich im Flur sammelten.
    Stryke schaute von Coilla zu Jup und gab dann den drei stämmigsten Gemeinen ein Zeichen. Sie warfen sich mit der Schulter gegen die Tür, einmal, zweimal und noch einmal. Sie sprang auf, und sie warfen sich mit erhobenen Waffen und Stryke und den anderen Offizieren dichtauf hindurch.
    Ein Geschöpf, das eine doppelschneidige Axt schwang, trat ihnen entgegen. Es ging unter einer Vielzahl von Hieben zu Boden, bevor es Schaden anrichten konnte. Der Raum war groß. An seinem entfernten Ende standen zwei weitere Gestalten, die etwas abschirmten. Eine der Gestalten gehörte der Rasse der verteidigenden Geschöpfe an. Die andere war von Jups Art, und sein kleiner, quadratischer Körperbau wurde durch die hagere Statur seines Gefährten noch hervorgehoben. Er trat vor, mit Schwert und Dolch bewaffnet. Die Vielfraße machten Anstalten, ihm entgegenzutreten.
    »Nein!«, rief Jup. »Der gehört mir!«
    Stryke verstand. »Lasst ihn!«, bellte er.
    Seine Soldaten senkten die Waffen. Die untersetzten Gegner maßen einander.
    Für eine Zeitspanne von vielleicht einem halben Dutzend Herzschlägen standen sie stumm da und betrachteten einander mit einem Ausdruck tiefen Abscheus. Dann hallte das Klirren ihrer aufeinander prallenden Klingen durch den Raum. Jup wischte jeden Hieb seines Gegners beiseite und wich den beiden Waffen mit einer aus langer Erfahrung herrührenden flüssigen Gewandtheit aus. Wenige Sekunden waren vergangen, als der Dolch durch die Luft sauste und sich in eine Fußbodenplanke bohrte. Augenblicke später klirrte das Schwert zu Boden.
    Der Feldwebel der Vielfraße erledigte seinen Gegner mit einem Stich in die Lunge. Sein Widersacher sank auf die Knie, stürzte vorwärts, zuckte krampfhaft und starb. Nicht länger unter dem Bann der blutigen Auseinandersetzung, hob der einzig übrig gebliebene Verteidiger sein Schwert und machte sich für seinen letzten Kampf bereit. Dabei konnten sie erkennen, dass er ein weibliches Mitglied seiner Rasse schützte. Geduckt und mit an der Stirn klebenden Strähnen unscheinbarer heller Haare hielt die Frau ein Junges ihrer Art im Arm. Das Kind, dessen plumpes Fleisch die Farbe der aufgehenden Sonne hatte, war kaum mehr als ein Säugling.
    Ein Schaft ragte aus dem Oberkörper der Frau. Pfeile und ein Langbogen lagen auf dem Boden verstreut. Die Frau war einer der gegnerischen Bogenschützen gewesen.
    Stryke bedeutete den Vielfraßen mit einer Handbewegung abzuwarten und durchschritt den Raum. Er sah nichts, wovor er sich fürchten musste, und beeilte sich nicht. Er umrundete die sich ausbreitende Blutlache, in der Jups toter Gegner lag, erreichte schließlich den letzten Verteidiger und sah ihm in die Augen.
    Einen Moment lang hatte es den Anschein, als werde das Geschöpf reden. Stattdessen sprang es plötzlich vor und drosch mit dem Schwert um sich wie ein Wahnsinniger. Ungerührt lenkte Stryke die Klinge ab und erledigte die Sache, indem er dem Geschöpf die Kehle durchschnitt und ihm dabei fast den Kopf abschlug.
    Die blutüberströmte Frau stieß ein schrilles Geheul aus, teils Kreischen, teils wehklagendes Jammern. Stryke hatte so etwas schon ein oder zwei Mal gehört. Er starrte sie an und sah eine Spur von Trotz in ihren Augen. Doch Hass, Furcht und Schmerz traten in ihren Zügen am deutlichsten hervor. Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, und ihr Atem ging mühsam. Sie drückte ihr Junges in einem letzten schwachen Versuch an sich, es zu schützen. Dann verließ sie der letzte Funken Lebenskraft. Sie kippte langsam zur Seite und blieb leblos auf dem Boden liegen. Der Säugling fiel ihr aus den Armen und fing an zu plärren.
    Da er keinerlei Interesse mehr an der Sache hatte, stieg Stryke über die
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