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Die Orks

Titel: Die Orks
Autoren: Stan Nicholls
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Leiche hinweg. Er stand vor einem Uni-Altar. Genau wie andere, die er gesehen hatte, war er eher schlicht: ein hoher Tisch, gedeckt mit einem weißen Tuch mit gestickter Goldborte und einem bleiernen Kerzenleuchter an jeder Ecke. In der Mitte und etwas nach hinten versetzt stand eine Schmiedearbeit aus Eisen, die, wie er wusste, das Zeichen ihres Kults war. Sie bestand aus zwei Ruten aus schwarzem Metall, die auf einem soliden Fundament standen und in einem Winkel zusammengeschweißt waren, sodass sie ein einfaches X bildeten.
    Aber es war der Gegenstand vorn auf dem Tisch, der ihn interessierte: ein Zylinder, vielleicht so lang wie sein Unterarm und mit dem Durchmesser seiner Faust, von kupferner Farbe und mit verblassten Runenzeichen versehen. An einem Ende befand sich ein Deckel, der ordentlich mit rotem Wachs versiegelt war.
    Coilla und Jup kamen zu ihm. Sie betupfte die Wunde an ihrem Arm mit einer Hand voll Watte. Jup wischte mit einem schmutzigen Lumpen rote Flecken von seiner Klinge. Sie starrten den Zylinder an. Coilla brach das Schweigen: »Ist es das, Stryke?«
    »Ja. Ihre Beschreibung passt darauf.«
    »Sieht nicht so aus, als wäre es so viele Leben wert«, bemerkte Jup. Stryke griff nach dem Zylinder und untersuchte ihn kurz, bevor er ihn in seinen Gürtel schob. »Ich bin nur ein bescheidener Hauptmann. Natürlich hat unsere Gebieterin jemandem so Unwichtigen keine Einzelheiten mitgeteilt.« Sein Tonfall war zynisch.
    Coilla runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht, warum dieses letzte Geschöpf sein Leben weggeworfen hat, um eine Frau und deren Sprössling zu beschützen.«
    »Hat überhaupt irgendetwas einen Sinn, das Menschen tun?«, erwiderte Stryke.
    »Ihnen fehlt die Gelassenheit von uns Orks.«
    Das Weinen des Säuglings steigerte sich zu einem Dauergeplärr. Stryke drehte sich zu ihm um und sah ihn an. Seine grüne Vipernzunge huschte über scheckige Lippen. »Seid ihr auch so hungrig wie ich?«, fragte er.
    Sein Scherz löste die Anspannung. Sie lachten. »Genau das würden sie von uns erwarten«, sagte Coilla, indem sie den Säugling im Nacken packte und aufnahm. Während sie ihn mit einer Hand auf gleicher Höhe mit ihrem Gesicht hielt, starrte sie auf seine tränenden blauen Augen und die plumpen Wangen mit den Grübchen darin. »Aber, ihr Götter, diese Dinger sind vielleicht hässlich.«
    »Das kannst du laut sagen«, pflichtete Stryke ihr bei.
    Stryke führte Jup und die anderen Orks aus dem Raum. Coilla trug den Säugling mit einer Miene des Abscheus. Haskeer erwartete sie am Fuß der Treppe.
    »Alles gefunden?«, fragte er.
    Stryke klopfte auf den Zylinder in seinem Gürtel. »Fackelt die Bude ab.« Er ging zur Tür. Haskeer zeigte auf zwei Soldaten. »Ihr beide. An die Arbeit. Alle anderen, raus!«
    Coilla versperrte einem verblüfften Gemeinen den Weg und drückte ihm den Säugling in die Hand. »Reite in die Ebene und leg das hier irgendwohin, wo die Menschen es finden werden. Und versuch… sanft mit dem Ding umzugehen.« Sie eilte erleichtert davon. Der Soldat ging und hielt das Bündel, als enthalte es Eier, einen verwirrten Ausdruck im Gesicht.
    Alles befand sich im Aufbruch. Die auserwählten Brandstifter fanden Lampen und fingen an, Öl zu verspritzen. Als sie fertig waren, entließ Haskeer sie und holte einen Feuerstein aus seinem Stiefel. Er riss ein Stück Stoff vom Hemd eines toten Verteidigers ab und tunkte den Fetzen in Öl, dann entzündete er den Lappen mit einem Funken, warf ihn und rannte davon.
    Mit einem Ffummp loderten gelbe Flammen auf. Feuerwände breiteten sich über den Boden aus. Ohne sich auch nur umzudrehen, trabte er über den Hof, um seine Gefährten einzuholen.
    Sie waren bei Alfray. Wie üblich betätigte sich der Gefreite als Feldarzt für den Kriegstrupp, und als Haskeer eintraf, befestigte er gerade die letzte Stütze an der improvisierten Schiene eines Soldaten. Stryke wollte eine Verlustmeldung.
    Alfray zeigte auf die Leichen zweier toter Kameraden, die nicht weit entfernt im Gras lagen. »Slettal und Wrelbyd.
    Abgesehen von diesen beiden noch drei Verwundete, obwohl keiner von den dreien daran sterben wird. Ungefähr ein Dutzend hat den üblichen Kleinkram abbekommen.«
    »Also sind fünf außer Gefecht, sodass wir einschließlich der Offiziere noch fünfundzwanzig Mann zählen.«
    »Was ist bei einem solchen Unternehmen ein akzeptabler Verlust?«, fragte Coilla.
    »Neunundzwanzig Mann.«
    Sogar der Soldat mit der Schiene fiel in das
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