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Die Orks

Titel: Die Orks
Autoren: Stan Nicholls
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Pferden trampelte alles zu Brei, was noch vor wenigen Stunden wogende Felder gewesen waren. Das schallende Getöse erklang überall, und der herbe Geruch des Todes stieß ihr sauer im Hals auf. Die Vielfraße bildeten einen dreißigköpfigen, stahlstarrenden, rasenden Keil.
    Sie hielten dichte Formation und wühlten sich durch die Masse der Verteidiger wie ein riesiges, stachelbewehrtes Insekt. Unweit der Spitze des Keils half Coilla dabei, die Bahn freizumachen, indem sie mit dem Schwert nach jedem Feind hieb, der ihnen den Weg versperrte. Zu schnell, um sie richtig wahrzunehmen, huschte eine Abfolge höllischer Szenen an ihr vorbei. Ein Verteidiger mit einem Beil in der Schulter; einer, der sich mit blutverkrusteten Händen die Augen zuhielt; ein anderer, der lautlos aufschrie, mit einem roten Stumpf anstelle eines Arms; einer, der auf ein Loch in seiner Brust von der Größe einer Faust starrte; ein kopfloser Körper, aus dem rote Fontänen spritzten, während er taumelte. Ein durch die Schläge ihrer Klinge in Fetzen gehacktes Gesicht.
    Eine Unendlichkeit später waren die Vielfraße am Fuß des Hügels angelangt und stürmten ihn hinauf. Eine kurze Unterbrechung bei der Metzelei gestattete Stryke, sich ein Bild von den Fortschritten seines Trupps zu machen. Sie hackten und stachen sich durch Trauben von Verteidigern und waren auf halbem Weg den Hügel empor.
    Er drehte sich wieder um und begutachtete die massiven Holzwälle der Festung auf der Kuppe. Bis zu den Toren war es noch ein weiter Weg, und es galt noch einige Dutzend Feinde zu überwinden. Aber Stryke kam es so vor, als lichteten sich ihre Reihen.
    Als sich seine Lungen mit kalter Luft füllten, spürte er die Intensität des Lebens, die immer kam, wenn der Tod so nahe war. Coilla traf keuchend ein, der Rest des Trupps folgte dicht auf.
    »Ihr habt euch Zeit gelassen«, bemerkte er trocken. »Ich dachte schon, ich müsste den Laden allein stürmen.«
    Sie wies mit dem Daumen auf das wogende Chaos in der Ebene. »Sie waren nicht scharf darauf, uns durchzulassen.«
    Sie wechselten ein Lächeln, das beinahe irre war.
    Der Blutdurst hat auch sie gepackt, dachte er. Gut. Alfray, der Hüter des Banners der Vielfraße, gesellte sich zu ihnen und rammte die Lanze mit der Flagge in den gefrorenen Boden. Die zwei Dutzend gemeinen Soldaten des Kriegertrupps bildeten einen Verteidigungsring um die Offiziere. Als Alfray sah, dass einer der Soldaten eine üble Kopfwunde erlitten hatte, holte er einen Feldverband aus seinem Hüftbeutel und machte sich daran, die Blutung zu stillen. Die Feldwebel Haskeer und Jup schoben sich durch die Reihen der Soldaten. Wie üblich war Haskeer missmutig und Jup unergründlich.
    »Na, hat euch der Spaziergang gefallen?«, spottete Stryke in sarkastischem Tonfall.
    Jup ignorierte die Bemerkung. »Was nun, Boss?«, fragte er barsch.
    »Was wohl, Kurzarsch? Eine Pause, um Blumen zu pflücken?« Er funkelte seine beiden Stellvertreter an. »Wir gehen da rauf und tun unsere Arbeit.«
    »Wie?«
     Coilla starrte in den bleiernen Himmel und schirmte die Augen mit einer Hand »Frontalangriff«, erwiderte Stryke. »Hast du einen besseren Plan?« Die Frage war eine Herausforderung.
    »Nein. Aber es ist offenes Gelände, und es geht bergauf. Wir werden Verluste haben.«
    »Haben wir die nicht immer?« Er spie aus und verfehlte nur knapp die Füße seines Feldwebels. »Aber wenn du dich danach besser fühlst, fragen wir unseren Strategen. Coilla, was hältst du davon?«
    »Hmmm?« Ihre Aufmerksamkeit blieb auf die schweren Wolken gerichtet.
    »Wachen Sie auf, Gefreiter! Ich sagte…«
    »Seht ihr das?« Sie zeigte himmelwärts.
    Ein schwarzer Punkt stieß durch die Düsternis herab. Auf diese Entfernung waren keine Einzelheiten zu erkennen, aber sie konnten sich alle denken, was es war.
    »Könnte nützlich sein«, sagte Stryke.
    Coilla war nicht so sicher. »Vielleicht. Jeder weiß, wie eigensinnig sie sind. Wir gehen besser in Deckung.«
    »Wo?«, wollte Haskeer wissen, während er das nackte Gelände begutachtete. Der Punkt wurde größer.
    »Er bewegt sich schneller als ein Funke aus dem Hades«, stellte Jup fest.
    »Und kommt steil herunter«, fügte Haskeer hinzu.
    Mittlerweile waren der klobige Leib und die gewaltigen gezackten Schwingen deutlich auszumachen. Jetzt konnte kein Zweifel mehr bestehen. Massig und plump stieß die Bestie auf die Schlacht herab, die unten in der Ebene unvermindert tobte. Kämpfer hielten inne und
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